Außerhalb des Aachener Tivoli grollte ein heranziehendes Gewitter, doch innerhalb der Frauenfußball-Nationalmannschaft herrscht vor dem vorletzten WM-Test am Dienstag gegen die Niederlande weiter eitel Sonnenschein. "Die Stimmung im Team ist super", sagte Lira Bajramaj. Daran konnte auch die aufgekommene Diskussion um einen drohenden Konkurrenzkampf "Jung gegen Alt" nichts ändern.
"Das prallt an der Mannschaft ab", sagte Bundestrainerin Silvia Neid, die sich über den gestiegenen internen Wettbewerb vor allem im Offensivbereich viel mehr freut. "Wir müssen uns doch gar nicht auf eine Stammelf für die WM festlegen", sagte Neid, "wir haben so viele super Persönlichkeiten und können je nach Gegner taktisch umstellen."
Grings: "Das Kollektiv stimmt"
Vor allem Alexandra Popp (20 Jahre) und Celia Okoyino da Mbabi (22), gegen Italien am Freitag (5:0) für die Stammstürmerinnen Inka Grings und Birgit Prinz eingewechselt, hatten mit drei Toren Fragen nach einer bröckelnden Hierarchie aufgeworfen - die bei den Spielerinnen Kopfschütteln auslösten. "Das Kollektiv stimmt", konstatierte die 32-jährige Grings.
Diesem Kollektiv mit dem großen Traum vom Sommermärchen im eigenen Land ordnet sich auch eine Ausnahmespielerin wie Lira Bajramaj unter. "Natürlich will jede von uns spielen. Alles andere wäre doch traurig", sagte die Supertechnikerin, die in beiden WM-Tests gegen Nordkorea (2:0) und Italien von der Bank kam.
Der Test gegen die Niederlande ist der Abschluss des vorletzten WM-Lehrgangs, in dem mit zwei Tests binnen vier Tagen der Turnierrhythmus simuliert wurde. Der Gegner soll 19 Tage vor dem Eröffnungsspiel einen Mix aus zwei Vorrundengegnern darstellen. "Sie spielen ein 4-2-3-1 wie Frankreich und haben vorne schnelle Stürmerinnen wie Kanada", analysierte Neid.
Vier freie Tage vor der Generalprobe gegen Norwegen
Im Anschluss an die Parie haben die Spielerinnen vier Tage frei, um sich ab Sonntag in Neu-Isenburg und bei der Generalprobe in Mainz gegen Norwegen den letzten Feinschliff für die Mission Titelverteidigung zu holen.
Die letzte Begegnung gegen den nicht für die WM qualifizierten Weltranglisten-14. aus den Niederlanden gewannen die Weltmeisterinnen in der EM-Vorbereitung 2009 klar mit 6:0. Doch Neid hofft auf einen echten Härtetest: "Ich denke, dass unsere Abwehr in jedem Fall gefordert wird." Doch ausgerechnet dort muss die 47-Jährige umstellen: Nach dem verletzungsbedingen Ausfall von Linda Bresonik wird Bianca Schmidt auf der rechten Seite auflaufen.