Regisseurinnen am Spielfeldrand

SID
Zwei der sechs Trainerinnen bei der WM 2011: Silvia Neid (l.) und Carolina Morace
© Getty

Die schillernden Figuren stehen bei der Frauenfußball-WM nicht nur auf, sondern auch neben dem Spielfeld. Sechs Trainerinnen streben nach dem Titel.

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Die Frauen laufen, und die Männer geben den Takt vor - das klassische Rollenverständnis gilt im Frauenfußball längst nicht mehr. Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland (26. Juni bis 17. Juli) legen immerhin 6 der 16 Teilnehmer ihr Geschick in die Hände einer Frau. Bei der WM-Premiere 1991 in China war die Schwedin Gunilla Paijkull noch Einzelkämpferin.

20 Jahre später steht bei Kanada die Ikone Carolina Morace an der Seitenlinie. Die 47-Jährige nahm 1999 als erster weiblicher Coach im italienischen Profifußball für zwei Spiele auf der Bank eines Männer-Teams Platz. "Ich mag die erste Frau sein, die solch eine Position übernimmt, aber das ist nichts Besonderes", sagte die Italienerin über ihr Engagement beim Drittligist AS Viterbese. Das Experiment scheiterte an einem Streit mit dem exzentrischen Präsidenten Luciano Gaucci über die Spielphilosophie.

Morace seit 2009 in Kanada

Bereits als Spielerin war Morace eine Ausnahmeerscheinung. Für das Nationalteam, in dem sie als 14-Jährige debütierte, traf die Venezianerin in 153 Spielen 105-mal, im Londoner Wembley-Stadion 1990 gegen die Engländerinnen gelang ihr ein Viererpack. Auf Vereinsebene heimste die diplomierte Rechtsanwältin zwölf Meistertitel und vier Pokalsiege ein, über 500 Tore zeugen von ihrer Qualität.

Bei Kanada hält Morace seit 2009 die Zügel in der Hand und führte die "Big Reds" mit schickem Kombinationsspiel souverän zur WM. "Ich denke, so sollte Fußball gespielt werden", sagte Stürmerstar Christine Sinclair. Nach einem Streit über die Ausrichtung des Frauenfußballs mit dem kanadischen Verband CSA soll jetzt die erste WM-Medaille für die Nordamerikanerinnen her.

"Das Eröffnungsspiel gegen den Titelträger im ausverkauften Berliner Olympiastadion zu bestreiten, ist die beste Sache, die uns passieren konnte", sagte die Lichtgestalt des italienischen Frauenfußballs. In einer Umfrage der Tageszeitung La Repubblica wählten die Leser Morace neben der Heiligen Katarina von Siena und Sophia Loren zu einer der 100 berühmtesten Frauen des Landes.

Pia Sundhage will Titel mit USA

Mit Ehrungen ist auch Pia Sundhage vertraut, der Schwedin wurde 1988 sogar eine Briefmarke gewidmet. Vier Jahre zuvor hatte sie die Skandinavierinnen bei der ersten EM zum Titel geschossen. 2011 will die 146-malige Nationalspielerin die USA zum dritten WM-Titel führen. Das gleiche Ziel verfolgt Silvia Neid mit der deutschen Mannschaft.

Nigeria will mit Eucharia Uche und dem deutschen Technischen Berater Thomas Obliers als erstes afrikanisches Team das Halbfinale erreichen, Eli Landsem soll Norwegen, den Champion von 1995, zum Erfolg führen. Bei England will Hope Powell ihren Schmerz der 2:6-Pleite im EM-Finale 2009 gegen Deutschland vergessen machen.

Sei 2003 ist die 66-malige Nationalspielerin Mitglied der Hall of Fame des englischen Fußballs, im selben Jahr erhielt sie als erste Frau die UEFA Pro-Lizenz. Die Beförderung zum Commander of the Britsh Empire hat sie ebenfalls bereits hinter sich. Bei der WM will Powell aber zunächst kleine Brötchen backen. "Priorität hat, die Gruppenphase zu überstehen", sagt sie.

Der große Coup passt eigentlich auch nicht in den straff organisierten Wochenplan der Vollbluttrainerin, wird das Finale doch an einem Sonntag ausgetragen. An diesem Wochentag entspannt die 44-Jährige am liebsten bei der Gartenarbeit, wie sie dem Daily Telegraph verriet. Am 17. Juli hätte Powell aber sicher nichts dagegen, die Gießkanne gegen den WM-Pokal zu tauschen.

Die WM 2011 im Überblick

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