Was bleibt? Fast nur Verlierer

Von Daniel Börlein
DFB-Präsident Theo Zwanziger tröstete nach dem Aus die DFB-Akteurinnen noch auf dem Platz
© Imago

Die Weltmeisterschaft im eigenen Land sollte zum großen Triumphzug des deutschen Frauen-Fußballs werden. Sie wurde zu einer der größten Enttäuschungen in der Geschichte des DFB. Die Mannschaft kam mit der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht zurecht. Das sollte vor allem Dr. Theo Zwanziger und Bundestrainerin Silvia Neid zu denken geben. Ein Kommentar von Daniel Börlein.

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Etwas Größeres wird keine von ihnen mehr erleben in ihrer Karriere. Eine Weltmeisterschaft im eigenen Land - mehr geht im Fußball nicht. Es ist diese Tatsache, die das Ausscheiden im WM-Viertelfinale für die deutschen Frauen so schmerzhaft macht: Alle, egal ob erfahren wie Birgit Prinz oder jung wie Kim Kulig, haben ihr Karriere-Highlight nun hinter sich. Viel schneller als erwartet, und vor allem ohne den erhofften Ausgang. Das ist, was weh tut.

Bundestrainerin Silvia Neid im SPOX-Interview: "Ich mache mir gar keine Vorwürfe"

Dass das Interesse in der Öffentlichkeit mit einem Mal dahin sein und der deutsche Frauen-Fußball in den Medien recht schnell wieder zur Randnotiz werden wird, damit können Kulig, Grings und Co. leben. Einige wirkten gar fast erleichtert. Wochenlang im Mittelpunkt der deutschen Fußball-Welt zu stehen, damit kam die DFB-Elf nicht wirklich zurecht. Auf dem Platz nicht und auch nicht daneben.

Prinz und Bajramaj als tragische Figuren

Dass plötzlich tagelang nur über sie diskutiert werden würde, darauf war Birgit Prinz nicht vorbereitet. Auch nicht darauf, dass sie sich plötzlich nur noch auf der Bank wiederfand. Auch in der Personalie Lira Bajramaj, im Vorfeld als Gesicht der deutschen WM-Mannschaft verkauft, gaben alle Beteiligten keine gute Figur ab.

Und auf dem Rasen, das gestanden die Spielerinnen immer wieder ein, war die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit häufig mehr Belastung denn Unterstützung.

Beim DFB muss man sich deshalb hinterfragen, allen voran sein Präsident. Dr. Theo Zwanziger wollte den deutschen Frauen-Fußball durch diese Weltmeisterschaft in eine neue Dimension hieven. Der öffentliche Hype wurde ausdrücklich begrüßt, das Drumherum komplett auf die Wünsche der Bundestrainerin abgestimmt. Die Heim-WM sollte zum Triumphzug des deutschen Frauen-Fußballs werden. Sie wurde zu einer der größten Enttäuschungen des DFB.

Neid muss Fehler eingestehen

Deshalb muss sich Zwanziger auch Fragen um Silvia Neids (unnötige) Vertragsverlängerung vor und ihre Zukunft nach der WM gefallen lassen. Er wischt sie schnell beiseite: Die Bundestrainerin sei das Beste, was man haben könne.

Und Zwanziger hat recht. Es gibt im deutschen Frauen-Fußball derzeit keine geeignetere Bundestrainerin als Neid. Doch auch sie hat Fehler gemacht in den letzten Monaten. Ganz offensichtlich den einen oder anderen zu viel. Davon zu sprechen, sich "gar keine Vorwürfe" machen zu können, ist im Moment der Enttäuschung durchaus menschlich.

Mit etwas Abstand muss sich Neid ihre Fehler allerdings auch eingestehen. Nur so kann eine WM, bei der es aus deutscher Sicht eigentlich nur Verlierer gibt, vielleicht doch noch ein Gewinn für den deutschen Fußball werden.

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