"Birgit hat Größe gezeigt"

Von Für SPOX in Mönchengladbach: Daniel Börlein
Nadine Angerer bejubelt den deutschen 4:2-Sieg über Frankreich
© Getty

Bislang hatte Nadine Angerer wenig zu tun bei dieser WM. Warum Deutschlands Nummer eins trotzdem fix und fertig ist, verrät sie im Interview und spricht zudem über den Grund für die schwachen ersten Auftritte und Birgit Prinz.

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SPOX: Frau Angerer, die deutsche Hintermannschaft gilt eigentlich als äußerst sattelfest bei gegnerischen Standards. Was war denn da gegen Frankreich los?

Nadine Angerer: Ecke, Kopfball, Tor. Und das zweimal. So kann man das wohl zusammenfassen.

SPOX: Kein Widerspruch.

Angerer: (lacht) Die Ecken waren einfach sehr gut getreten und Frankreich hat ein paar kopfballstarke Spielerinnen dabei. Aber wir haben uns auch nicht sonderlich geschickt angestellt. Das sollte uns eigentlich nicht passieren.

SPOX: Vor allem nicht, wenn der Gegner aus dem Spiel kaum für Gefahr sorgt und man schon zweimal sicher gewonnen zu haben schien.

Angerer: Solche Spiele machen mich fix und fertig. Du stehst hinter drin, bekommst fast nichts zu tun und darfst dann immer nur die Bälle aus dem Netz holen. Da wirst du wahnsinnig als Torwart. Aber trotzdem sind mir solche Spiele lieber als ein 5:0.

SPOX: Auch weil sich die deutsche Mannschaft verbessert gezeigt hat, im Vergleich zu den anderen Spielen?

Angerer: Ja. Es war ein gutes Spiel von uns und auf jeden Fall eine Leistungssteigerung gegenüber den letzten Partien. Diese Leistung gibt der Mannschaft Selbstbewusstsein. Und wie die Mannschaft spielen kann, wenn sie selbstbewusst ist, wissen alle.

SPOX: Warum hat es erst gegen Frankreich geklappt - und nicht schon in den Spielen davor?

Angerer: Ich glaube nicht, dass wir das Fußballspielen verlernt hatten. Ich habe da eine andere Erklärung.

SPOX: Nämlich?

Angerer: Meine Erklärung ist, dass wir wie in Ehrfurcht erstarrt waren vor diesen großen Kulissen. Wir wollten unbedingt die Erwartungen erfüllen, guten Fußball zeigen und alles perfekt machen. Das hat nicht funktioniert. Es hat uns gelähmt. Und gegen Frankreich haben wir es eben mal so gesehen, dass die Leute nichts von uns erwarten, sondern uns nur helfen und unterstützen wollen. Und plötzlich waren die Beine locker.

SPOX: Welchen Anteil an der Leistungssteigerung haben die vier Spielerinnen, die neu ins Team kamen?

Angerer: Ich glaube, sie kamen im richtigen Moment ins Team. Das zeichnet diese Mannschaft auch aus. Dass jeder zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird und auf jeden Verlass ist. Das hat man gegen Frankreich gesehen. Und das schweißt uns als Team natürlich zusammen.

SPOX: Birgit Prinz ist aktuell raus aus diesem Team - zumindest aus der ersten Elf.

Angerer: Natürlich ist das für Birgit im Moment keine einfache Situation. Sie ist nicht so gut ins Turnier reingekommen. Und wenn man sich selbst dann noch unter Druck setzt, dann funktioniert das eben nicht so gut.

SPOX: Zuletzt wirkte Prinz sehr zurückgezogen und verschlossen. Wie geht die Mannschaft damit um?

Angerer: Eines muss ich jetzt mal klarstellen: Birgit verhält sich wunderbar. Und die ganze Mannschaft steht geschlossen hinter ihr. Sie hat die Entscheidung getroffen, nicht spielen zu wollen. Das zeigt doch auch ihre Größe. Sie weiß selbst am besten, wann sie uns helfen kann. Und sie wird auch noch wichtig werden für uns. Ob jetzt auf dem Feld oder daneben. Bei uns würden sich alle für Birgit den Arsch aufreißen.

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