Prinz-Regentschaft droht das Ende

SID
Spielführerin Birgit Prinz verliert weiter an Kredit im DFB-Team
© Getty

Die deutschen Fußballerinnen kämpfen am Dienstag gegen Frankreich um den Sieg in ihrer WM-Vorrundengruppe. Die Vorbereitung auf das Spiel wird aber weiterhin von der Diskussion um Spielführerin Birgit Prinz gestört.

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Ein Stimmungsaufheller an der längsten Theke der Welt ist für Birgit Prinz und Co. tabu, den Französinnen wollen die deutschen Weltmeisterinnen dennoch das eine oder andere Tor einschenken. "Wir können im offensiven Bereich viel mehr. Wir werden zeigen, was wir drauf haben", versprach Fatmire Bajramaj am Sonntag im Düsseldorfer Mannschaftshotel - und reagierte damit auf die harsche Kritik, die besonders Prinz getroffen hatte.

Die Einstimmung auf das "Endspiel" gegen Frankreich um den Gruppensieg am Dienstag (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) in Mönchengladbach wird hartnäckig von der Diskussion um die Rekord-Nationalspielerin gestört. Günter Netzer schloss sich am Sonntag der Kritik an der dreimaligen Weltfußballerin an und zog einen Vergleich zum unrühmlichen Abgang von Michael Ballack aus dem Männerteam.

"Birgit Prinz kann ebenso wenig wie Ballack trotz nachlassender Leistung nur aufgrund vergangener Erfolge einen Stammplatz in der Mannschaft beanspruchen", schrieb der Weltmeister von 1974 in seiner Kolumne in der "Bild am Sonntag" und nahm Bundestrainerin Silvia Neid in die Pflicht. "Neid muss jetzt Akzeptanz und Einsicht von Prinz einfordern, wenn sie zu Beginn nur noch auf der Bank sitzt."

Prinz zuletzt zehn Mal ausgewechselt

In der Tat droht Prinz, die seit 343 Minuten kein Tor im deutschen Trikot erzielt hat und in den zurückliegenden zehn Partien stets ausgewechselt wurde, ein Platz auf der Reservebank. Damit wäre der Absturz der 33-Jährigen, die ihre internationale Laufbahn nach der WM beenden wird, perfekt.

Schließlich braucht die deutsche Elf, die sich durch Siege gegen Kanada (2:1) und Nigeria (1:0) bereits für das Viertelfinale qualifiziert hat, noch einen Erfolg für den Gruppensieg.

Neids Assistentin Ulrike Ballweg wollte zwar nichts von einer Demontage der Torjägerin wissen, eine Stammplatzgarantie gibt es aber nicht. "Alles ist möglich", antwortete Ballweg auf die Frage nach einer Pause für Prinz, für die das Glas längst mehr als halbleer ist. "Birgit ist nicht blendender Laune und kommt pfeifend zum Frühstück", sagte Ballweg: "Sie wird sich nie mit Auswechslungen anfreunden können."

Eine Abstrafung von Prinz und die Fragezeichen hinter einem Einsatz von Linda Bresonik (Magen-Darm-Probleme) und Melanie Behringer (Bänderdehnung) könnten Chancen für Bajramaj, Alexandra Popp oder Inka Grings bedeuten. "Wir sind in der Phase der Entscheidungsfindung", sagte Ballweg, die gute Erinnerungen an das bisher letzte Duell mit Frankreich hat: Auf dem Weg zum EM-Triumph 2009 schlug das deutsche Team die Französinnen im zweiten Gruppenspiel 5:1.

"Wir wollen Frankreich auf den Boden der Tatsachen holen"

Mit den Siegen gegen Nigeria (1:0) und Kanada (4:0) haben die Französinnen allerdings gezeigt, dass die Deutschen diesmal wohl kein leichtes Spiel haben werden. Das französische Team will die schwache Bilanz gegen Deutschland (zwei Siege, sieben Niederlagen) unbedingt verbessern. "Wir würden den Deutschen gerne Platz eins wegschnappen", sagte die zweimalige WM-Torschützin Gaetane Thiney.

Die gute Form der Französinnen und die Debatte um Prinz sind allerdings nicht die einzigen Probleme der Deutschen, die mit dem dritten Triumph in Folge zum alleinigen Rekord-Weltmeister aufsteigen würden. Fragezeichen stehen auch hinter der Leistungskurve der gesamten Mannschaft.

Schließlich hat die DFB-Auswahl, die seit dem 1. Juli 1999 kein WM-Spiel mehr verloren hat (13 Siege, 1 Unentschieden), in den bisherigen Endrundenspielen nicht überzeugt.

Nach Ansicht der Schützlinge Neids, unter deren Leitung noch kein Spiel bei einer EM oder WM verloren wurde (ebenfalls 13 Siege, 1 Unentschieden), besteht aber kein Grund zur Sorge. "Wir sind nicht im Jammertal, wir stehen im Viertelfinale. Aber wir wollen unsere Leistung steigern - und damit gegen Frankreich anfangen", sagte Bresonik: "Wir wollen Frankreich auf den Boden der Tatsachen zurückholen." Das würde sicher auch die Stimmung heben.

WM 2011 - der Spielplan

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