Am freien Mittwochvormittag bummelten die deutschen Fußballerinnen durch die Mannheimer Shoppingmeile "Auf den Planken", am Donnerstagabend steht Wiedergutmachung für den "Duselsieg" von Dublin auf der "Einkaufsliste". "Wir wollen das schlechte Spiel mit einer sehr guten Leistung wegmachen", sagte Bundestrainerin Silvia Neid vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien.
Der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister, der beim 13:0 im Hinspiel den höchsten Sieg einer deutschen Auswahl in der WM-Qualifikation gefeiert hatte, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den siebten Sieg im siebten Spiel auf dem Weg zur Endrunde in Kanada landen. Damit wäre die Qualifikation so gut wie perfekt, die Deutschen könnten nur noch theoretisch vom ersten Platz der Gruppe 1 verdrängt werden.
Viel Selbstkritik
Für die Spielerinnen geht es aber in erster Linie darum, sich vor den erwarteten 6500 Zuschauern im Carl-Benz-Stadion für den schwachen Auftritt am vergangenen Samstag in Irland (3:2) zu rehabilitieren. "Die Stimmung ist nach wie vor gut, auch wenn es nach dem Irland-Spiel viel Selbstkritik gab", sagte Spielführerin Nadine Angerer: "Vielleicht hat uns dieser Dämpfer auch gut getan. Das wird uns kein zweites Mal passieren. Wir wollen zeigen, dass wir es besser können und viele Tore schießen."Die Weltfußballerin, die als unangenehme Folge der Partie in Irland gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen eine "längere Spielanalyse" als sonst üblich über sich ergehen lassen musste, verspricht einen konzentrierten Auftritt der Mannschaft - trotz des Resultats im Hinspiel.
Einstellung nicht so wie sie sein sollte
"Beim Blick auf das Irland-Spiel kann man uns die Einstellung ankreiden. Die war nicht so, wie sie sein sollte", äußerte die 35 Jahre alte Torhüterin: "Ich hoffe nun auf eine Trotzreaktion. Die richtige Einstellung werden wir definitiv haben."
Auch wenn Angerer ein hochmotiviertes Team verspricht, haben die Macher im Hintergrund die Qualifikation (zu Recht) bereits abgehakt. 14 Monate vor dem Endrunden-Beginn läuft die Turnier-Planung bereits auf Hochtouren. Vor dem Slowenien-Spiel bat Neid, die auf Fatmire Alushi, Saskia Bartusiak, Leonie Maier und Tabea Kemme verzichten muss, ihre Spielerinnen zur Leistungsdiagnostik in eine Mannheimer Leichtathletik-Halle. An dem Fitnesstest nahmen auch Spielerinnen teil, die nicht zum aktuellen Aufgebot gehören.
WM-Tunier auf Kunstrasen
"Schließlich wollen wir nächstes Jahr alle Spielerinnen topfit bei der WM haben", sagte Managerin Doris Fitschen. Auch bei der unmittelbaren Vorbereitung auf die Endrunde will der DFB nichts dem Zufall überlassen. Da das Turnier erstmals auf Kunstrasen ausgetragen wird, wird der Verband die Vorbereitung laut Fitschen "darauf abstimmen".
Abgestimmt haben sich auch Angerer und Neid mit Blick auf das nächste Qualifikationsspiel am 8. Mai in Osnabrück gegen die Slowakei. Die zuletzt vielgereiste Torhüterin des US-Klubs Portland Thorns darf "schwänzen" und muss nicht eigens für die Partie aus den Staaten anreisen - angesichts des 6:0 im Hinspiel eine nachvollziehbare Maßnahme.
Ob Angerer ("Es gibt mindestens acht Nationen, die Weltmeister werden können") nach der WM ihre Karriere beenden wird, ließ Europas Fußballerin des Jahres offen. "Ich mache mir natürlich Gedanken, aber ich bin noch nicht zu einem Ergebnis gekommen", äußerte Angerer: "Ich fühle mich gut, ich fühle mich jung. So lange ich Spaß habe, gibt es keinen Grund, aufzuhören. Und ich habe Spaß." - Die voraussichtliche deutsche Mannschafsaufstellung:
Angerer - Schmidt, Krahn, Henning, Cramer - Keßler, Goeßling - Laudehr, Marozsan, Mittag - Sasic