Nach 1148 Tagen soll die Durststrecke des 1. FFC Frankfurt an der Stätte des bislang letzten Triumphes enden. Nach zwei Spielzeiten ohne Titel lechzt die einst so erfolgsverwöhnte "Luxusmannschaft" vor dem Finale in Köln gegen den Underdog SGS Essen am Samstag (16.30 Uhr/ARD) geradezu nach der 11 Kilogramm schweren Silbertrophäe.
"Unser Pokalfinale wird mehr gesehen als unsere Meisterschaft - der Stellenwert ist hoch", lautete die unmissverständliche Botschaft des Klubpräsidenten Bodo Adler. Alles andere als der neunte Pokalsieg wäre für den Rekordsieger eine Enttäuschung, schließlich winkt sogar noch das Double mit der Meisterschaft. Trainer Colin Bell versuchte dennoch, den Erwartungsdruck einzudämmen: "Es gibt diese Sehnsucht, diese große Hoffnung auf einen Titel. Aber das ist zu unterscheiden von Druck. Wir müssen nicht gewinnen, wir wollen und können."
David gegen Goliath
Der 52 Jahre alte Engländer hat aus dem mit Nationalspielerinnen gespickten Star-Ensemble seit seinem Amtsantritt im Sommer wieder ein Team geformt. "Das sind Weltklasse-Athletinnen. Man kann das vom Status her vergleichen mit Kalibern wie Schweinsteiger, Lahm, Müller und Ribéry", sagte der Ex-Profi von Mainz 05: "Klar kommen die Egos überall zum Vorschein. Aber das ist überall dasselbe: Nur wenn der Andere an erster Stelle steht, hast du die Möglichkeit, erfolgreich zu sein."
Auf dem Papier ist die Rollenverteilung mehr als eindeutig: Die Nationalspielerinnen in Frankfurts Kader kommen auf fast 800 Einsätze in der DFB-Auswahl - bei den "No Names" aus dem Ruhrgebiet, die bei der 34. Auflage erstmals im Finale stehen, hat einzig Torhüterin Lisa Weiß genau ein Länderspiel vorzuweisen.
Sasic fehlt verletzungsbedingt
Doch in der Liga tat sich der Favorit, der ohne Top-Torjägerin Celia Sasic (Bänderriss im Sprunggelenk) auskommen muss, gegen die SGS schwer. In Frankfurt trennten sich beide Mannschaften 1:1, in Essen siegte der FFC 2:1. "Frankfurt weiß, dass wir sehr unbequem sein können", sagte Essens Coach Markus Högner. Die Rolle als Underdog liegt dem Revierklub: In Runde zwei schaltete der Tabellensiebte der Bundesliga Vizemeister Turbine Potsdam aus.
Den Abend nach dem großen Auftritt vor erwarteten 15.000 Zuschauern hat der Favoritenschreck bereits geplant. "Wenn wir gewinnen, reißen wir Köln ab", sagte Weiß der Bild-Zeitung: "Aber unabhängig davon, wie das Spiel ausgeht, gibt es eine Party. Für uns ist der Einzug ins Finale schon ein Grund zum Feiern."
Und sollte im Männer-Endspiel in Berlin abends Borussia Dortmund gegen Bayern München gewinnen, wäre die SGS zur gemeinsamen Revier-Sause bereit: "Die Jungs vom BVB sind herzlich zur Doppel-Pott-Party eingeladen!"