Allerdings nutzte Neid den Jahresabschluss mit Blick auf den nächsten Sommer wie angekündigt für einige personelle Experimente. Im ersten Härtetest der Vorbereitung auf Olympia 2016 im August in Rio bestimmte der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister in einem kampfbetonten, chancenarmen Spiel zwar über weite Strecken das Geschehen, zeigte aber wie bei der WM Schwächen im Spielaufbau und im Abschluss.
Vor dem Anpfiff waren die langjährigen Führungsfiguren Nadine Angerer (37) und Celia Sasic (27) vor 6705 Zuschauern in der MSV-Arena offiziell aus dem Nationalteam verabschiedet worden. Beide hatten nach der WM ihre aktive Laufbahn beendet. Zudem ehrte die UEFA die deutschen Nationalspielerinnen, die mehr als 100 Länderspiele bestritten haben.
"Sicherlich hätten wir gerne gewonnen. Aber wir haben zu viele Chancen verpasst. Positiv ist aber, dass heute viele junge Spieler zum Einsatz gekommen sind und Erfahrung sammeln konnten", sagte Frankreich-Legionärin Anja Mittag nach dem Abpfiff recht gelassen.
DFB-Team war dominant
Die deutsche Auswahl, die seit der WM in der EM-Qualifikation alle vier Pflichtaufgaben mit insgesamt 22 Treffern ohne Gegentor erfolgreich bewältigt hatte, musste beim Wiedersehen mit den Three Lionesses auf einige Stammkräfte verzichten. Unter anderem fehlte die neue Spielführerin Saskia Bartusiak, im Tor kam Laura Benkarth (SC Freiburg) wegen der Verletzung von Angerer-Nachfolgerin Almuth Schult zu ihrem Länderspieldebüt.
Ebenfalls erstmals auflaufen durfte dank Neids Experimentierlaune auf der linken Abwehrseite Felicitas Rauch. Die U20-Weltmeisterin von Turbine Potsdam zeigte einen mutigen Auftritt gegen die robusten, aber nach vorne selten gefährlichen Engländerinnen und vergab nach schöner Vorarbeit von Startelf-Debütantin Lina Magull die erste große Chance zur Führung, als sie im Eins-gegen-Eins an Englands Torhüterin Karen Bardsley scheiterte (26.).
Auf der Gegenseite glänzte Benkarth mit einer starken Parade gegen Demi Stokes (40.). Deutschland dominierte bei frostigen Temperaturen im ersten Durchgang weitgehend das Geschehen, münzte die Überlegenheit aber wie schon im kleinen Finale der WM nicht in Tore um. Auch Leonie Maiers strammer Volleyschuss von der Strafraumkante lenkte Bardsley gerade noch über das Tor (42.).
Nach der Pause brachte Neid gleich vier frische Kräfte. Das Spiel fand weiterhin überwiegend in Englands Hälfte statt, die DFB-Auswahl versuchte ihr Glück häufiger mit Distanzschüssen.