Dank eines Doppelpacks von Matchwinnerin Zsanett Jakabfi (7. und 80.) verteidigten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg die silberne Trophäe gegen den starken Außenseiter SC Sand nach den Erfolgen von 2013 und des Vorjahres mit einem 2:1 (1:1)-Arbeitssieg erfolgreich.
Der Titel soll für die Mannschaft von Trainer Ralf Kellermann der Grundstein zum Pokal-Double sein. Denn schon am Donnerstag steht für den Vizemeister im italienischen Reggio Emilia das Endspiel der Champions League gegen Olympique Lyon um den dritten Triumph in der Königsklasse nach 2013 und 2014 auf dem Programm.
Kellermann dämpfte die Euphorie seiner Spielerinnen auf dem Rasen denn auch umgehend: "Natürlich werden wir am Abend gemütlich zusammensitzen, wir haben ja fünf Tage Zeit, aber gefeiert wird erst am Donnerstag, egal was in Italien passiert."
Der Coach war nach den 90 intensiven Minuten, in denen Sand seiner Elf ein ebenbürtiger Gegner gewesen und durchaus die Chance zur Sensation hatte, sichtlich geschafft und bescheinigte dem Finalneuling, "dass wir uns den Sieg erst in den letzten 25 Minuten verdient haben".
"Bin stolz auf die Mannschaft"
Für seinen SC-Kollegen Alexander Fischinger war die Anerkennung des früheren Welttrainers unmittelbar nach der bitteren Niederlage überhaupt kein Trost: "Ich bin so stolz auf die Mannschaft, und es wäre verdient gewesen, wenn wir mehr geholt hätten", sagte der aus beruflichen Gründen scheidende Coach mit feuchten Augen nach seinem letzten Spiel auf der Bank des Teams aus Willstätt. Mit kippender Stimme haderte Fischinger mit einer Schlüsselszene aus der ersten Spielhälfte: "Das Spiel wäre anders und vielleicht für uns gelaufen, wenn wir, ich glaube berechtigterweise, einen Elfmeter bekommen hätten..." Danach wandte sich Fischinger von den TV-Kameras kurz ab.
Seine Enttäuschung war nachvollziehbar, und Jakabfis Siegtor ließ vor 16.542 Zuschauern auch spürbar Zentnerlasten von den Schultern der VfL-Spielerinnen fallen. Zuvor hatte vor der Pause unter den Augen von Bundestrainerin Silvia Neid die Ex-Wolfsburgerin Jovana Damnjanovic (27.) für Fischingers Team, das im Halbfinale sensationell Meister Bayern München ausgeschaltet hatte, mit dem Ausgleich Hoffnungen auf den größten Erfolg der Vereinsgeschichte genährt.
Dabei hatte Wolfsburg einen Bilderbuchstart ins Endspiel erwischt. Mit zehn Nationalspielerinnen in der Startelf, darunter fünf aus Neids Auswahl, zog der zweimalige Meister sein gefürchtetes Offensivspiel auf. Jakabfi sorgte mit einer schönen Einzelleistung auch für die frühe Führung.
Frenetisch angefeuert von der Mehrheit der Zuschauer steckte Underdog Sand, der dem VfL in der Liga im Oktober eine 0:1-Heimniederlage zugefügt hatte, aber nicht auf, sondern suchte vor allem durch Konter über seine schnellen Offensivkräfte den Weg nach vorne. Nach mehreren Fehlversuchen ihres Teams glich Damnjanovic für Sand verdient aus.
Hoffen auf den CL-Triumph
Beide Teams spielten nun mit offenem Visier. Auf der Gegenseite vergab Alexandra Popp (38.) aus kurzer Distanz die Riesenchance zur erneuten Führung. Anschließend sorgte erneut Damnjanovic in der von Fischinger beklagten Szene für Alarm im Strafraum: Lara Dickenmann brachte die Stürmerin zu Fall, doch Schiedsrichterin Angelika Söder ließ die Aktion ungeahndet.
Nach dem Seitenwechsel agierte der zweimalige Champions-League-Sieger erstaunlich unsicher, Sand spielte weiter beflügelt von der stimmungsvollen Kulisse frech auf. Umso ernüchternder fiel Jakabfis Siegtreffer, nachdem zuvor schon ein Popp-Treffer wegen vermeintlichen Abseits nicht anerkannt worden war (73.).
"Das ist schon verrückt gelaufen", gestand Jakabfi nach dem Schlusspfiff mit Blick auf den unerwartet spannenden Spielverlauf, war aber umso glücklicher: "Jeder Titel ist etwas Besonderes. Aber wir wünschen uns natürlich, dass jetzt in der Champions League noch der Höhepunkt folgt."