Steffi Jones konnte ihre Wut nur schwer zügeln - die historische Niederlage der deutschen Fußballerinnen hatte der Bundestrainerin sichtlich zugesetzt. "Das geht nicht, dass man uns mit so einfachen Mitteln schlägt. Das ist mir zu einfach, dass wir nur 15 Minuten dagegenhalten, dass wir nur ein Stück weit zeigen, dass wir Deutschland sind", schimpfte Jones im ZDF über ihre Spielerinnen.
"Es fängt alles mit der Laufbereitschaft, mit dem Zweikampfverhalten, mit der Körpersprache an. Wenn wir nicht gegenhalten, sind wir immer Verlierer", sagte Jones weiter: "Wenn wir da nicht zulegen, unsere Einstellung ändern, dass wir wieder Gras fressen müssen - dann werden wir lange brauchen, bis wir wieder in die Erfolgsspur zurückkommen."
Island überholt deutsches Team
Die punktgleichen Isländerinnen (6) verdrängten mit ihrem ersten Sieg über Deutschland überhaupt das DFB-Team von der Tabellenspitze der Gruppe 5. Nur die sieben Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die WM in zwei Jahren. Die vier besten Gruppenzweiten müssen in eine Play-off-Runde. Das nächste Spiel steht für die DFB-Auswahl am Dienstag (16.10 Uhr) in Großaspach gegen die Färöer an.
Katastrophale Fehler hinten, harmlos nach vorne - nach dem EM-Debakel werden nun auch die Diskussionen um Jones neue Nahrung erhalten. "Ich habe eine klare Linie, weiß, wo wir hin wollen. Wir haben die Mannschaft bestens vorbereitet. Deswegen bin ich ja so sauer", sagte Jones.
Benkarth leistet sich Unsicherheiten
Rückkehrerin Alexandra Popp (42.) erzielte in Wiesbaden den einzigen Treffer für den Gastgeber. Doppeltorschützin Dagny Brynjarsdottir (15./58.) und Elin Metta Jensen (47.) sorgten für die Sensation. Beim isländischen Führungstreffer sah die überraschend von Bundestrainerin Steffi Jones aufgestellte Torhüterin Laura Benkarth schlecht aus. Bei ihrem Länderspieldebüt erzielte Lea Schüller das 2:3 (88.).
Benkarth hatte als Belohnung für ihre tadellosen Leistungen als Schult-Ersatz bei den beiden Qualifikationssiegen gegen Slowenien (6:0) und in Tschechien (1:0) sowie in der Bundesliga den Vorzug vor der etatmäßigen Nummer eins Almuth Schult erhalten. In ihrem achten Länderspiel machte die 25-Jährige aber einen überwiegend unsicheren Eindruck.
Verletzte Spieler fehlen deutlich
Vor 4292 Zuschauern ließ sich die deutsche Mannschaft von der robusten Gangart der mutig aufspielenden Isländerinnen schwer beeindrucken. In der deutschen Offensive fehlte es ohne einige verletzte Stammkräfte um Kapitänin Dzsenifer Marozsan an Struktur und zündenden Ideen.
Bei einem schlecht verteidigten Einwurf nach knapp einer Viertelstunde reagierte Benkarth bei einer Flanke zu zögerlich. Erst kurz vor der Pause sorgten dann zwei erfahrene Kräfte für den Ausgleich: Simone Laudehr flankte von rechts, Popp wuchtete den Ball per Kopf ins Tor.
Nach der Pause traf Popp (46.) zunächst die Latte, dann aber deckte Island die Schwächen der deutschen Mannschaft schonungslos auf. Bei Jensens Schuss aus rund zwölf Metern war Benkarth machtlos, erneut die starke Brynjarsdottir vollendete einen Konter eiskalt.