Chelsea-Star Melanie Leupolz im Interview: "Mit welcher Rechtfertigung sollte ich Millionen verdienen?"

Von Maximilian Lotz
Melanie Leupolz spielt seit 2020 für den FC Chelsea.
© getty

Mit dem FC Bayern München wurde Melanie Leupolz zweimal deutsche Meisterin, mit der Nationalmannschaft holte sie Gold bei Olympia und feierte den Gewinn des EM-Titels. 2020 wagte die Mittelfeldspielerin mit ihrem Wechsel zum FC Chelsea ein neues Abenteuer.

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Dieses Interview erschien erstmals am 12. November 2021 und gehört zu den beliebtesten Artikeln des Jahres.

Im ausführlichen Interview mit SPOX und GOAL spricht die 27-jährige gebürtige Allgäuerin über ihre Karriere, die beim TSV Ratzenried begann, beim SC Freiburg Fahrt aufnahm und beim FC Bayern von großen Erfolgen geprägt war. Dennoch gehört das "Mia san Mia" in ihren Augen zur Männermannschaft.

Mit dem Wechsel zum FC Chelsea erfüllte sich die 73-malige Nationalspielerin 2020 einen großen Traum. Leupolz erklärt, was sie am Begriff "Influencerin" stört, welche Position sie in der Debatte um "Equal Pay" vertritt und warum sie in England auf ihr Hobby verzichten muss.

Frau Leupolz, wo erreichen wir Sie denn, sind Sie schon unterwegs?

Melanie Leupolz: Genau, auf dem Weg zum Training.

Haben Sie sich schon an den Linksverkehr in England gewöhnt?

Leupolz: Ja, das war kein Problem. Dadurch, dass das Lenkrad auf der anderen Seite ist und man dem Verkehr größtenteils folgen kann, geht das schon alles.

Wäre das Motorrad auch eine Option für Sie?

Leupolz: Das darf ich laut dem Chelsea-Vertrag nicht, weil das zu den Extremsportarten gehört.

Irgendwie schade, oder?

Leupolz: Ja, absolut, da könnte man sich ein bisschen Zeit sparen bei dem Verkehr in der Stadt (lacht). Aber das ist ja nicht schlimm.

Sie stammen aus einer Motorsportfamilie - wäre das je eine Option gewesen, diesen Karriereweg einzuschlagen, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?

Leupolz: Nein, gar nicht. Ich bin schon Motorrad gefahren als ich noch sehr klein war, aber das war immer nur ein Hobby.

Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie beim Fußball gelandet sind?

Leupolz: Ich bin auf dem Land groß geworden und meine Freunde in der Grundschule sind immer zum Fußballtraining gegangen. Dann haben sie mich einfach mitgenommen und so bin ich da gelandet. Wir leben auch direkt am Sportplatz, also hatte ich immer kurze Wege. So hat es sich ergeben, dass ich daran hängengeblieben bin.

Sie haben beim TSV Ratzenried angefangen, gab es da überhaupt eine Mädchenmannschaft?

Leupolz: Nein, ich habe bei den Jungs mitgespielt bis ich 14 war. Dann bin ich zum TSV Tettnang zu einer Mädchenmannschaft gewechselt, weil mir der WFV (Württembergischer Fußballverband, Anm.d.Red.) keine Sondergenehmigung mehr gegeben hat. Ich hätte bei den älteren Jungs spielen müssen, da meinten sie, dass das dann zu gefährlich für Mädchen sei. Deshalb musste ich diesen Schritt machen, aber das war in Ordnung. Die Mädels waren echt gut, wir haben in der höchsten B-Jugend-Liga in Deutschland gespielt.

Hat Sie diese Zeit, in Jungenmannschaften mitzuspielen, auch geprägt?

Leupolz: Ja, absolut. Gerade das Körperliche und dass man sich schnell entscheiden muss, weil sie eben viel schneller sind - das prägt einen auf jeden Fall und das nimmt man für später auch mit, wenn man in die Bundesliga kommt. Dann ist der Sprung nicht ganz so groß.

In Ihrer Geburtsstadt gibt es das geflügelte Wort "In Wangen bleibt man hangen". Wann hat sich für Sie abgezeichnet, dass das mit dem Fußball mehr werden kann als nur ein Hobby und es vielleicht doch weiter weggeht?

Leupolz: Eigentlich relativ spät, obwohl Trainer und Menschen in meinem direkten Umfeld das schon eher vorausgesagt haben. Ich persönlich wollte einfach nur Spaß haben und spielen. Ich habe mir nicht wirklich einen Kopf darüber gemacht. Dann kam das eine zum anderen: Das erste Mal zur U15-Nationalmannschaft (April 2009, Anm.d.Red.) eingeladen, dann zur U17, U19, dann Bundesliga gespielt - irgendwie war das wie ein Traum, der ganz schnell in Erfüllung geht. Aber auch etwas, das ich mir selbst gar nicht wirklich hätte erträumen können, weil meine Vorstellungskraft gar nicht so groß war, dass es dann wirklich so schnell geht und so steil bergauf.

 

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