"Soll das ein Witz sein?" Spaniens Frauenfußball hat nach Pokalfinale seinen nächsten Skandal

Von Jochen Tittmar
FC Barcelona Women
© imago images

Neun Monate nach dem Eklat um den ehemaligen Präsidenten des spanischen Fußballverbandes Luis Rubiales bei der Siegerehrung der Fußball-WM der Frauen 2023 erschüttert ein weiterer Skandal den Fußball der Frauen in Spanien. Dabei geht es ebenfalls um eine Siegerehrung, diesmal nach dem Pokalfinale am vergangenen Samstag, das der FC Barcelona mit 8:0 gegen Real Sociedad gewann.

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Während Kapitänin Alexia Putellas auf der Ehrentribüne den Pokal von Königin Letizia in Empfang nahm, warteten ihre Mitspielerinnen unten auf dem Rasen. Dort waren Teile des Betreuer-Teams von Barca mit kleinen Einkaufstaschen zu sehen.

Mit ihnen gesellten sie sich in den Pulk der wartenden Spielerinnen und verteilten die darin sich befindlichen Gold-Medaillen. Diese musste sich jede Spielerin schließlich selbst um den Hals hängen. Diese Szenen wurden in den sozialen Median anschließend hitzig diskutiert und meist als respektlos den Spielerinnen gegenüber empfunden.

Als Putellas wieder zurück auf dem Feld war, folgte doch noch eine offizielle Zeremonie. Auf einem Podest schoss Konfetti hervor und die Spielerinnen feierten mit dem Pokal.

"Soll das ein Witz sein?", fragte Salma Paralluelo angesichts der im Pulk verteilten Medaillen immer wieder ungläubig, wie auf einem Video bei X zu sehen ist.

Nach Pokalfinale: Nächster Eklat im spanischen Frauenfußball

Nach der Partie äußerte sich auch Nationalspielerin Mariona Caldentey: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir mussten ein bisschen lachen, das ist offenkundig etwas, worauf wir keinen Einfluss haben. Alles über das Sportliche hinaus liegt nicht in unseren Händen."

Allerdings beruft sich die spanische Zeitung Mundo Deportivo in einem Bericht auf Verbandsquellen, die besagen, dass dieses Protokoll nicht nur im Finale der Copa de la Reina, sondern auch im Endspiel der Copa del Rey bei den Herren angewandt wird. Das Prozedere soll mit beiden Mannschaften vereinbart gewesen sein.

Gegenüber der spanischen Zeitung AS erklärte der Verband zudem, dass dieses Protokoll auf ein Zeitproblem bei der Fernsehübertragung zurückzuführen ist. Paralluelo sagte anschließend, dass das Protokoll zwar so sei, "aber geändert werden müsste".

Im August 2023 hatte Verbandspräsident Rubiales bei der Siegerehrung nach Spaniens 1:0-Sieg im WM-Endspiel gegen England Mittelfeldspielerin Jennifer Hermoso unvermittelt auf den Mund geküsst. Es hagelte Kritik, die Aktion erregte international Aufsehen.

Zwei Monate später wurde Rubiales von der FIFA für drei Jahre gesperrt. Durch die Entscheidung der Disziplinarkommission wurde er für jegliche Fußballtätigkeit auf nationaler und internationaler Ebene ausgeschlossen.

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