Lena Oberdorf huschte auf der Ersatzbank ein gequältes Lächeln über das Gesicht. Als das EM-Ticket vorzeitig gesichert war, konnte Horst Hrubesch sein verletztes Sorgenkind kurz schon wieder erheitern. Doch wie schlimm es die Schlüsselspielerin vor der olympischen Medaillenmission erwischt hat, blieb nach dem mühsamen 3:1 (0:1) der deutschen Fußballerinnen in Polen erst einmal unklar.
"Da muss ich jetzt auch abwarten, ich hoffe, dass da nichts Gravierendes ist", sagte Hrubesch dem NDR und monierte: "Wir haben hochverdient gewonnen, nur das Ergebnis stimmt nicht. Wir müssen diese Spiele deutlicher gestalten." Dank Doppelpackerin Lea Schüller machte die DFB-Auswahl wie schon im Hinspiel einen Rückstand wett, Oberdorfs Blessur aber trübte die Freude über den vierten Sieg im vierten Qualifikationsspiel. Die Mittelfeldspielerin war mit schmerzverzerrtem Gesicht nach 38 Minuten in die Kabine getragen worden, nach einem Schlag in die linke Wade konnte sie nicht auftreten.
Schüller (51./69.) avancierte 51 Tage vor dem Auftakt bei den Sommerspielen zur Matchwinnerin, nachdem das umformierte deutsche Team wieder eine schwache erste Hälfte gezeigt hatte und durch Dominika Grabowska (12.) in Rückstand geriet. Klara Bühl (77.) erhöhte in der Schlussphase.
Wie beim 4:1 am Freitag betrieb Deutschland davor Chancenwucher. Nun wollen die Vize-Europameisterinnen nach ihrem Urlaub die Rückspiele auf Island (12. Juli) und gegen Österreich (16. Juli) zur Olympia-Vorbereitung nutzen, ehe es am 25. Juli in Marseille gegen Australien geht. Bis Anfang Juli muss der Bundestrainer seinen 18er-Kader benennen.