Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
von Oliver Birkner
Torschiedsrichter? Überflüssig! Seit Jahren diskutiert der Fußball über eine TV-Hilfe bei strittigen Entscheidungen, vielleicht könnte aber schon das Handy reichen: Als Napolis Hamsik gegen Milan (Endstand 0:0) ein regulärer Treffer aberkannt wurde, sah man Neapel-Präsident De Laurentiis auf der Bank übers Mobilfon gebeugt. "Ich habe in 30 Sekunden sieben SMS bekommen, dass es kein Abseits war", verriet er nach dem Spiel. Einfach, schnell und kostengünstiger als eine Kamera. Die entscheidenden Funktionäre arbeiten jedoch langsam und votierten erst einmal für zwei Torschiedsrichter. Dazu passte vorzüglich der Wochenend-Lapsus vom Schiedsrichter-Obmann des italienischen Eishockeys: "Ich bin für vier Referees, denn vier Augen sehen mehr als zwei."
Ibrahimovic kriegt Bauchschmerzen: An drei Mann federleicht vorbeigezogen, dann ein butterweicher Lupfer mit links aus 20 Metern in den Winkel: Das 3:0 von Inters Zlatan Ibrahimovic gegen Reggina gehörte in die Kategorie Zucker. Damit kommt der Schwede auf 19 Ligatreffer - schon jetzt seine Karriere-Bestmarke. Die durchaus schlüssige Frage eines Journalisten, warum er hingegen in der Champions League so selten entscheidend sei, beantwortete Ibra: "Immer wenn ich dich sehe, bekomme ich Bauchschmerzen." Nun ist dieses Mysterium also auch geklärt. Gerüchte besagen, dass nämlichem Journalisten für zukünftige internationale Ibrahimovic-Auftritte ein Stadionverbot ausgesprochen wurde.
Fliegende Esel: Chievo, der Vorstadt-Klub aus Verona, ist der einzige Serie-A-Verein, der die gesamte Pyramide des Calcio vom Keller bis in die Beletage durchlaufen hat. 2007 stieg man nach sechs Jahren Erstklassigkeit ab, mit dem Wiederaufstieg 2008 rechnete kaum jemand. Nach 18 Spielen lag Chievo wie erwartet bei nur zehn Punkten auf dem letzten Platz. In der Folge holte man jedoch 20 Zähler, im Rückrundenklassement stehen die Veroneser auf Rang vier. Eine sensationelle Leistung. "Erst wenn Esel fliegen, spielt Chievo in der Serie A", höhnten die Tifosi des Stadtkonkurrenten Hellas einmal. Die Esel fliegen wieder, Hellas hingegen ist derzeit Neunter - in Liga drei.
Premier League
von Raphael Honigstein
Red Nose Week for Fergie: Es war die perfekte Woche für Liverpool. Rafael Benitez hat einen neuen Vertrag bis 2014 unterschrieben und mit dem 5:0-Sieg gegen Aston Villa den Druck auf Manchester United verstärkt. Sir Alex hatte schon im Vorfeld des Wochenendes den Kürzeren gezogen, als er die Transferpolitik beider Vereine zum Thema gemacht hatte. "Liverpool hat in den vergangenen fünf Jahren mehr als United ausgegeben", behauptetete der 67-Jährige. "Es ist egal, was er sagt", konterte Benitez. "Schaut euch die Zahlen an, United hat mehr Geld als wir, damit müssen wir zu Recht kommen." Die "Times" rechnete penibel nach und siehe da: Ferguson lag daneben. Er hat seit Juni 2004 221,95 Millionen Pfund (236 Millionen Euro, aktueller Wechselkurs) brutto und 147,9 Millionen Pfund (157,5 Millionen Euro) netto ausgegeben. In gleichen Zeitraum investierte Benitez 212,6 Millionen Pfund (226 Millionen Euro) brutto, 111,39 Millionen Pfund (118.39 Millionen Euro) netto.
Nackte Tatsachen in Fulham: Was ist eigentlich mit Cristiano Ronaldo los? Gegen Fulham spielte er "mit der Seele eines Taschendiebs", schrieb der "Guardian", "er forderte Platzverweise für Gegner, belästigte den Schiedsrichter, täuschte Verletzungen vor - es war die ganze Alle-sind-gegen-mich-Show". Der Portugiese hatte Glück, nicht zusammen mit seinen Teamkollegen Paul Scholes und Wayne Rooney vorzeitig in die Kabine geschickt zu werden, soviel meckerte er. Der Höhepunkt der Veranstaltung kam, als der 24-Jährige immer wieder seine Shorts hochzog, um Referee Phil Dowd einen Kratzer am Oberschenkel zu zeigen. Dowd sah sich das ganze eine Weile amüsiert an - und zeigte Ronaldo dann zur Strafe sein eigenes Bein.
Die merkwürdigste Bilanz der Liga? Wo wir schon bei der Statistik und anderen Lügen sind: Chelsea hätte am Samstag eigentlich nie und nimmer gegen Tottenham verlieren dürfen. In 33 Premier League-Spielen gegen die Spurs hatten die Blues 20 Mal gewonnen und zwölfmal unentschieden gespielt, Tottenham ist der absolute Lieblingsgegner der Blues. Doch Chelsea spielte an der White Hart Lane bis auf ein paar Minuten in der Schlussphase schwach und muss sich nach dem 0:1 doppelt ärgern. "Wir haben eine große Chance verpasst, näher an United heranzurücken", sagte Guus Hiddink. Außerdem blieb Chelsea äußerst seltsame Serie in dieser Spielzeit intakt. Als einziger Londoner Klub hat man bisher noch nicht ein Lokalderby gewinnen können.Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Nachtragende Real-Fans: Als Real Madrid seine winterliche Tiefphase hatte, musste Ramon Calderon Anfang des Jahres seinen Platz als Vereinsboss räumen. Die Blancos haben sich jedoch erholt und sind wieder auf Punktejagd. Aber nicht alle Fans haben die Winterdepression verarbeitet. Das hat jetzt auch Calderon am eigenen Leib erfahren: Als er am Donnerstag in der Nähe von Valencia auf ein Stadtfest gehen wollte, wurde er von etwa 20 Jugendlichen erkannt, die ihn zunächst nur beschimpften und ihm vorwarfen, "den Klub in den Ruin geführt zu haben". Calderon und seine Begleiter versteckten sich erstmal in einem Lokal. Später trafen sie erneut auf die Gruppe, die diesmal gewalttätig gegen den Ex-Präsidenten vorging. Einer von Calderons Begleitern wurde dabei verletzt und kam mit einer Platzwunde und mehreren Prellungen ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelt.
Real Madrid, The Game: In den letzten drei Jahren hat Real Madrid über 300 Millionen für 24 Spieler ausgegeben - eine vergleichsweise erfolglose Investition. Jetzt soll das Image aufpoliert werden. Alle Verträge stehen auf dem Prüfstand - inklusive derer des Vorstandskabinetts und des Trainerstabs. Es stand schon mal besser um die Königlichen. Am Vertrauen und der Unterstützung der Fans soll auch gearbeitet werden. Die Allzweckwaffe heißt 2.0. Nachdem der FC Barcelona jetzt auch bei Facebook aktiv ist, zieht Real nach: mit dem neuen Videospiel "Real Madrid - The Game" für die PSP, PS2, für PC und Wii.
Minusgeschäft für Atletico: Nach zuletzt sieben Punkten aus drei Spielen in der Liga sollte es für Atletico Madrid weiter aufwärts gehen. Dranbleiben an Villarreal auf Platz vier, dem CL-Quali-Platz, lautete die Devise. Heraus kam jedoch eine 0:2-Pleite für die Colchoneros auf Mallorca. Doch dabei blieb es nicht für Atletico: Verteidiger Jonny Heitinga verlor nach einem Zusammenstoß mit Mallorcas David Navarro das Bewusstsein und kam ins Krankenhaus. Da dürfte es die Hauptstädter wenig trösten, dass sie bei ihrem Gastspiel ganz gut Kasse machten. 120.000 Euro nämlich zahlte Mallorca dafür, dass der von Atletico an die Insulaner verliehene Stürmer Jurado mitspielen durfte.
Ligue 1
von Alexis Menuge
Die Stadt des Geldes: Die Tageszeitung "Le Parisien" hat die Gehälter der Spieler von Paris Saint Germain veröffentlicht. Mit 285.000 Euro brutto im Monat ist der ehemalige französische Nationalspieler Claude Makelele Topverdiener vor Ludovic Giuly (260.000 Euro) und Mateja Kezman (250.000 Euro), der ja bekanntlich so gut wie nie spielt. Vergleichsweise billig ist da mit 80.000 Euro Gage schon Guillaume Hoarau. Schon jetzt wird spekuliert, dass die Entdeckung der Saison (15 Tore) entweder bei PSG verlängert oder eben wechselt, um richtig Kasse zu machen (England?) In Toulouse gingen die Pariser übrigens völlig unter (1:4). Das einzige Tor der Hauptstädter erzielte dabei Larrys Mabiala: Der verdient mit 7000 Euro monatlich am wenigsten.
Correa flippt (mal wieder) aus: Pressekonferenzen mit Nancy-Trainer Pablo Correa sind immer wieder eine Schau. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen den AS Monaco sagte er: "Die Zuschauer haben Geld ausgegeben, dafür aber kein Spektakel gesehen. Das war Raub." Mit Tränen in den Augen verließ er anschließend das Podium. In der Hinrunde unterbrach er einmal absichtlich eine PK, um auf Toulouse-Verteidiger Mauro Cetto zu schimpfen und ihm Schauspielerei vorzuwerfen. Correa brüllte so laut, dass man damals schon unwillkürlich dachte: Lange geht das nicht mehr gut. Noch vor einem Jahr galt er als einer der besten Trainer der Ligue1. Nun steht der ehemalige Busfahrer des AS Nancy Lorraine vor dem Aus. Vor einer Woche, nach der 1:2-Pleite in Sochaux, hatte er seinen Rücktritt angeboten. Ohne Erfolg. Er muss wahrscheinlich bis zum Saisonende bleiben. Doch es könnte riskant werden, denn der Verein aus Lothringen hat mittlerweile seit acht Spielen nicht mehr gewonnen und 2009 noch keinen Heimsieg eingefahren. Der Abstieg droht mehr denn je...
Was macht Gerets? Der Trainer von Olympique Marseille kündigte am Wochenende an: In zehn Tagen wird er mitteilen, ob er in der nächsten Saison immer noch in Südfrankreich tätig sein wird oder ob er wechselt. Eigentlich spricht eine Menge für Gerets Weiterbeschäftigung in Marseille: Als er die Mannschaft im Oktober 2007 übernahm, war OM vom Abstieg bedroht. Dank seiner akribischen Arbeit formte er aus dem Champions-League-Sieger von 1993 aber wieder eine konkurrenzfähige Elf, die nun zum ersten Mal seit 1991 wieder Meister werden könnte. Und die Verantwortlichen sind mehr als zufrieden mit der Arbeit des Belgiers. Doch der Ex-Coach von Kaiserslautern und Wolfsburg könnte Olympique den Rücken kehren. Denn er hat immer wieder mit einer Rückkehr in die Bundesliga kokettiert. Mit Schalke 04 soll es bereits Kontakt gegeben haben.