Serie A
Von Oliver Birkner
Ganz genau hingeguckt: Verbote machen erfinderisch - das bewies am Samstag eine Anhängerin von Juventus, die vor der Partie in Florenz versuchte, die strikt untersagten Feuerwerksböller ins Stadion zu schmuggeln. Zwar hatte sie vier davon listig in BH und Slip verteilt, flog bei der Leibesvisitation jedoch auf. Ein 48-jähriger Tifoso stellte mit seiner Idiotie allerdings alle in den Schatten: Um die Kontrollen zu umgehen, versteckte er eine Sprühdose Pfefferspray unter der Kleidung seines zehn Jahre alten Sohnes. Es wäre fraglos angemessener, die drohenden drei Jahre Stadionverbot in lebenslänglich zu modifizieren.
Die Folgen von Övrebö: Auf dem Platz sorgte Juventus gegen die Fiorentina glücklicherweise dann für ein sportliches Feuerwerk - zumindest in den ersten Minuten. Diego erzielte einen herrlichen Treffer zum frühen 1:0 , allerdings aus abseitsverdächtiger Position. Es geht aber schon in Ordnung, im Zweifel für den Stürmer zu richten, wenn man nicht gerade die norwegische Kulanzmarge von 1,5 Metern anwendet. Die jüngste Erfolglosigkeit hat die Fiorentina (ein Sieg und sechs Niederlagen aus den letzten neun Ligaspielen) wegen mangelnder Effizienz und eines zu dünn besetzten Kaders für drei Wettbewerbe größtenteils selbst zu verantworten. Trotz allem kann man den Missmut bei Fans und Team nachvollziehen, denn nach dem Fall Övrebrö versagten die Referees Florenz zwei deutliche Elfmeter gegen Milan und Juventus, beide beim Stand von 1:1. Am Ende gingen die Duelle 1:2 verloren. Diese Episoden beschäftigten sogar eine in Florenz recht populäre Wahrsagerin, die kommentierte: "Die Abseitsstellung in München und die beiden Elfmeter hätte man selbst vom Mond aus sehen können."
Champions League statt ab zum Mond: Mit dem Mond besitzt Palermo-Patron Maurizio Zamparini übrigens eine ganz innige Liaison. Denn dorthin schoss er seit seinem Eintritt in den Calcio 1987 bereits 28 Trainer. Der aktuelle, Delio Rossi, dürfte noch ein wenig auf der Erde verweilen, denn die Sizilianer belegen nach 27 Spieltagen Rang vier, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt. Bleibt dem kauzigen Zamparini nur zu wünschen, dass Palermo am Ende nicht auf Rang fünf oder sechs abrutscht - denn wie betont er stets: "Sich für die Europa League zu qualifizieren, ist so, als gewänne man im Lotto eine Banane."
Premier League
Von Raphael Honigstein
Wembley-Tor reloaded: Timing ist alles im Fußball. Just an jenem Tag, als die FIFA sich offiziell gegen die Einführung des Videobeweises aussprach, fiel in Portsmouth ein klassisches "Wembley-Tor". Oder, um genauer zu sein: es fiel ein Tor, das nicht gegeben wurde und deswegen für Pompey das Tor zum FA-Pokal-Halbfinale in Wembley öffnete. Portsmouth-Torhüter David James hatte in der 83. Minute den Kopfball von Birminghams Liam Ridgewell erst hinter der Linie pariert, doch die Unparteiischen ließen weiterspielen. Das Team von Avram Grant gewann 2:0. "Ich war immer dafür, Videotechnologie einzusetzen", sagte Birmingham-Trainer Alex McLeish. "Die Entscheidung der FIFA ist frustrierend, den Offiziellen wird damit kein Gefallen getan." Ex-Schiedsrichter Graham Poll sprach von einer "enttäuschenden, aber nicht überraschenden Entscheidung": "Es gibt eine gewisse Arroganz (bei der FIFA). Man denkt, man hat das beste, das größte Spiel und muss sich nicht mehr verändern." Die Diskussion wird weitergehen, besonders wenn auch bei der WM ein Wembley-Tor fallen bzw. nicht fallen sollte.
Nicht schlecht für einen Absteiger: Portsmouth kann das alles natürlich herzlich egal sein. Der erste insolvente Klub in der Geschichte der Premier League spielt nächsten Monat gegen Fulham oder Tottenham im Nationalstadion nicht nur um den Einzug ins Pokal-Finale. Falls Chelsea sich im anderen Halbfinale gegen Aston Villa durchsetzt, würde man sich gleichzeitig für die Europa League qualifizieren. Nicht schlecht für einen Absteiger. Es könnte allerdings auch sein, dass man in der nächsten Saison gar kein Stadion mehr hat. Nach dem Konkurs des Südküstenklubs bereiten sich die Fans auf eine Neugründung in der untersten englischen Liga vor: Man will sich, wenn es zum äußersten kommt, den Platz mit Havant & Waterlooville (Blue Square South Division) teilen.
Ferguson pro Glazer: Im Fahrtwasser der Roten Ritter, einem Konsortium, das Manchester United übernehmen will, hat die Fangruppierung MUST (Manchester United Supporters Trust) binnen einer Woche ihre Mitgliederzahl beinahe verdreifacht. Mehr als 120.000 United-Fans haben sich mittlerweile eingeschrieben; der Verein hat nicht einmal soviele offizielle Mitglieder. Trotzdem erlitten die Red Knights am Sonntag einen empfindlichen Dämpfer. Sir Alex Fergsuon wies Medienspekulationen zurück, wonach er eine Übernahme unterstütze und gewillt sei, sein eigenes Geld zu investieren. "Absoluter Unsinn. Daran ist nicht ein Gramm Wahrheit", sagte der Schotte nach dem 1:0-Sieg gegen die Wolves. "Der Trainer und die Eigentümer vertrauen sich gegenseitig zu 100 Prozent", ließ ein Sprecher der Glazers verkünden. Man darf gespannt sein, wie die Fans vor dem Spiel gegen Milan darauf reagieren. Größere Proteste sind geplant.
Primera Division
Von Paula Villamarin Temperan
Rein, Ellbogen, raus: Emiliano Daniel Armenteros ist als Profi-Fußballer bislang nicht sonderlich in Erscheinung getreten. Der 24-jährige Argentinier kam 2007 vom Club Atletico Independiente nach Spanien zum FC Sevilla. Nach einer passablen Saison in Sevillas zweiter Mannschaft durfte er 17 Mal für die erste ran und erzielte ein Tor. Auf Leihbasis spielt Armenteros in dieser Saison für Aufsteiger CD Xerez. Am 25. Spieltag hatte er in Malaga seinen großen Auftritt. Armenteros wurde in der 59. Minute eingewechselt, rammte seinem Gegenspieler den Ellbogen ins Gesicht und flog vom Platz. Zwischen Einwechslung und Roter Karte lagen rekordverdächtige 29 Sekunden. Umso bemerkenswerter, dass Xerez 4:2 gewann - der erste Auswärtssieg der Saison. 15 Punkte hat Xerez jetzt auf der Habenseite, der Rückstand auf den rettenden 17. Platz beträgt "nur" noch zehn Zähler.
Peps beste Freunde: Pep Guardiola kommt immer recht smart daher. Designer-Klamotten, Drei-Tage-Bart, unschuldiger Hundeblick. Doch der Trainer des FC Barcelona kann auch anders. Beim 2:2 in Almeria wurde Guardiola bereits in der 27. Minute auf die Tribüne verbannt - sein fünfter Platzverweis in zweieinhalb Jahren. Er hatte scheinbar allzu vehement einen Elfmeter für seine Mannschaft gefordert.
Guardiola hat ein zwiespältiges Verhältnis zu den Referees, am liebsten schweigt er, wenn er deren Leistung beurteilen soll. Doch manchmal kann er nicht innehalten. Eine kleine Auswahl: "Unsere sechs Titel haben wir bestimmt nicht mit Hilfe der Schiedsrichter gewonnen. Dass ich über die Schiedsrichter nicht rede, heißt nicht, dass mir nicht auffällt, was sie teilweise für einen Scheiß pfeifen." Und zu Schiedsrichter Antonio Rubinos sagte Pep einmal nach einer angeblichen Fehlentscheidung: "Ich wünschte, du wärst so ein Gentleman wie wir es sind."
Alberner Schiedsrichter: Barcas Spiel in Almeria begann mit 15 Minuten Verspätung. Am Zuschauerandrang kann es nicht gelegen haben, das Estadio de los Juegos Mediterraneos war nicht ansatzweise ausverkauft. Der Grund war Schiedsrichter Clos Gomez, über dessen Leistung Guardiola übrigens nichts sagen wollte. Die Spieler von Almeria wollten beim Einlaufen T-Shirts über ihren Trikots tragen und der Erdbeben-Opfer in Chile gedenken. Clos Gomez war dagegen. Er ließ sich auch nicht von den Barca-Akteuren beeinflussen, die sich klar für die Aktion stark machten. Nach langen, unnötigen Diskussionen lief Almeria ohne Chile-Shirts auf. Was für ein Eigentor, Senor Gomez!