Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
Von Oliver Birkner
Cassanos Hasstiraden: Antonio Cassanos notorische Ausraster nennt man in Italien "Cassanate". Beispielsweise dessen Eruption gegenüber Rudi Völler, der ihn bei der Roma einmal auf die Bank verfrachten wollte. "Auf die Bank gehst du mein Freund Fritz, leck' mich", meinte Cassano und erschien nicht zur Partie. Nebenbei verriet er, dass er es am Spieltag im Morgengrauen gerne im Massageraum getrieben habe - am liebsten mit Lazio-Anhängerinnen, die dabei stets "Roma" stöhnen sollten. Leider war es um Cassano seit dem Wechsel zu Sampdoria und der Hochzeit mit einer aparten Wasserballerin ruhig geworden. Bis letzten Freitag. Da bat ihn Samp-Präsident Riccardo Garrone, einen Preis entgegenzunehmen. "In diesem Scheiß-Hotel nehme ich gar nichts entgegen", erwiderte Cassano, der daraufhin samt Beleidigungstiraden gegen den 74-Jährigen ("scheiß alter Sack", "leck mich am Arsch", "Stricher") polternd das Zimmer verließ. Garrone suspendierte Cassano auf der Stelle und will bei der Liga durchsetzen, den Vertrag bis 2013 unilateral zu kündigen und ab sofort das Gehalt einzufrieren. Mittlerweile entschuldigte sich der werdende Vater Cassano öffentlich und erklärte den Ausraster mit privaten Problemen. "Ich will auf alle Fälle bei Sampdoria bleiben", machte "Fantantonio" deutlich. Falls der Verein aus Genua jedoch hart bleibt, dürften die Klubs Schlange stehen. Cassano zum Nulltarif, so eine Chance bietet sich nicht alle Tage - Cassanate hin oder her.
Totti der Sünder: Auch Francesco Totti verbrachte trotz des 2:0 seiner Roma über Lecce ein eher mittelprächtiges Wochenende. Kurz vor dem Treffer zum Endstand wurde der Capitano von hinten rüde gefällt, dafür revanchierte er sich mit einem Schubser an Übeltäter Oliveira. Beide sahen Rot, Totti wird nun im Derby am kommenden Sonntag ausfallen. Das ging ihm offenbar dermaßen an die Nerven, dass er von sechs Leuten festgehalten werden musste, um Oliveira auf dem Weg in die Kabine nicht ernsthafter an den Kragen zu gehen. Abgesehen davon, dass Tottis Platzverweis in der Tat überzogen war, kommt der 34-Jährige in seiner Karriere nun schon auf 15 Rote Karten, die ihn bislang 29 Spiele Sperre kosteten (das aktuelle Strafmaß steht noch aus). Keine schlechte Quote für einen Offensivspieler.
Berlusconi schweigt: "Wenn man gewinnt, kann man reden. Wenn man verliert, muss man schweigen und nach Hause gehen", kommentierte Milan-Patron Silvio Berlusconi nach dem 1:2 gegen Juventus knapp. Eines hatte der Premier vor dem Weg ins Eigenheim dann aber doch noch loszuwerden - über seinen Trainer Massimiliano Allegri: "Wenn er im Fernsehen ist, sollte er sich besser kämmen." Haarscharf hat Berlusconi mal wieder Milans derzeit drängendstes Problem erkannt.
Premier League
Von Raphael Honigstein
Revolte gegen den Trainer: Mehrere Spieler wollen nach Citys 1:2-Niederlage gegen die Wolverhampton Wanderers angeblich Trainer Roberto Mancini loswerden, berichteten englische Medien am Montag. Das Timing des Gerüchts ist interessant, denn am Wochenende hatte sich der Italiener noch öffentlich über die unseriöse Einstellung einiger Profis beschwert. Joe Hart, Adam Johnson, Gareth Barry and Shay Given hatten sich nämlich vergangene Woche in einer Bar dumm und dämlich gesoffen. "Das scheint ein kulturelles Problem zu sein", sagte Mancini enttäuscht, "andere englische Verein haben es auch. Ich verstehe das einfach nicht." Tottenham-Coach Harry Redknapp sieht das ähnlich. "Das muss sich ändern. Die Spieler müssen heute so fit sein, da kann man unter der Woche nicht saufen gehen. Die meisten ausländischen Spieler wollen mit Alkohol nichts zu tun haben. Wir müssen unsere Mentalität ändern." Absolut richtig. Harry hat diesbezüglich auch selbst die Zeichen der Zeit erkannt. Vor neun Jahren hatte er noch die Abstinenz der Zugereisten für die schlechten Resultate von West Ham United verantwortlich gemacht. "Die meisten trinken ja nicht einmal. Deswegen ist auch der Mannschaftsgeist, den es früher mal gab, nicht mehr da".
Hausarrest für Carroll: Neues aus Englands lustigster WG seit "Men Behaving Badly": Andy Carroll, der nach seiner vorläufigen Festnahme wegen Körperverletzung vom Gericht unter eine Art Hausarrest in der Villa von Newcastle-United-Kapitän Kevin Nolan gestellt wurde, macht große Fortschritte. Am ersten Tag brannte in Nolans Einfahrt noch der Jeep von Carroll - Vandalen hatten in angezündet - doch nach einigen Runden Playstation hat sich der Stürmer gut eingelebt. "Wir gehen zur selben Zeit ins Bett und bringen die Kids morgen zusammen in die Schule", sagt Nolan. Der Kapitän, dreifacher Torschütze beim 5:1 gegen Sunderland, will den Rabauken mit dem Pferdeschwanz demnächst sogar zum Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten zu seinen Kindern (4 und 1) schicken. "Peppa Pig" und "irgendwas mit Affen" sind laut Nolan momentan sehr beliebt.
Schiri-Schelte auf der Insel: "Mark Clattenburg ist verantwortlich für eine der schlechtesten Schiedsrichterentscheidungen aller Zeiten", schrieb Harry Redknapp in seiner "Sun"-Kolumne am Montag, "die Szene wird immer schlimmer, je öfter man sie sieht. Es war ein lächerliches Tor, und Clattenburg weiß das". Der Spurs-Trainer steht mit seiner Meinung ausnahmsweise nicht alleine da. Auch zwei Tage nach Nanis Treffer zum 2:0 gegen Tottenham kann sich auf der Insel niemand erklären, wie das Tor zustande kommen konnte. Nani hatte nach einem (größtenteils) selbstverschuldetem Sturz im Strafraum den Ball mit der Hand festgehalten. Spurs-Keeper Heurelho Gomes legte sich das Leder zum Freistoß hin, doch Nani schnappte sich den Ball und schob ihn ins Netz. Während Alex Ferguson, Ex-Schiedsrichter Graham Poll und die meisten TV-Experten Gomes die Hauptschuld gaben - ("play to the whistle", "spiel' weiter, bis der Schiri pfeift", heißt das Prinzip) sah die Times ein "unsportliches" Verhalten des Portugiesen. Der Verband hat gegen Redknapp ein Verfahren eröffnet. Und Clattenburg braucht mal wieder dringend eine Pause. Der 35-Jährige war schon 2005 für ein paar Monate aus dem Verkehr gezogen worden, nachdem er ein offensichtliches Tor von Pedro Mendes übersehen hatte. Der 45-Meter-Schuss des Portugiesen war bereits eindeutig hinter der Linie, als ihn Roy Carroll zurück ins Spiel bugsierte. Die Partie im Old Trafford hieß damals übrigens Manchester United gegen Tottenham (0:0), aber das war sicher Zufall.
Primera Division
Von Paula Villamarin Temperan
Die Schatten des Clasico: In vier Wochen steigt der Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Nach neun Spieltagen belegen die beiden alten Rivalen auch endlich die ersten beiden Plätze. An welchem Tag der Clasico tatsächlich stattfindet, ist weiter ungeklärt. Zuletzt wurde sogar über ein Montagabendspiel diskutiert. Was Barca-Torhüter Victor Valdes als alberne Gedankenspiele abtat: "Der Clasico am Montag wäre langweilig." Nach diesem Wochenende fiebert aber ganz Spanien schon dem ewig jungen Duell entgegen - und ganz besonders dem Duell zwischen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Beide Superstars führten ihre Teams am Samstag zum Sieg. Ronaldo führt die Torschützenliste mit elf Treffern (drei Elfmeter) vor Messi (sieben Tore) an. Die ersten Sticheleien von Jose Mourinho Richtung Barcelona und David Villa kommentierte Barcas Spielmacher Xavi: "Wir wollen nicht in einen Krieg der Worte, sondern in einen fußballerischen Krieg eintreten."
Total verpfiffen: In Gijon wurde mal wieder der Schiedsrichter zum Hauptdarsteller. Dabei lieferten sich Sporting und Villarreal ein packendes Spiel mit großartigem Fußball. Entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Partie hatte aber Senor Iglesias Villaneva. Nicht nur, dass er acht Gelbe und eine Gelb-Rote Karte verteilte - Kartenspiele gehören in Spanien schon fast zum guten Ton. Viel schlimmer war, dass er gravierende und spielentscheidende Fehler machte, wobei sich Villarreal zunächst klar benachteiligt fühlen durfte. In der ersten Halbzeit verweigerte Iglesias Villaneva Nilmar einen klaren Elfmeter. Dafür gab er in Halbzeit zwei einen umstrittenen Handelfmeter gegen Villarreal, den Diego Castro für Sporting sicher verwandelte. Kurze Zeit später schickte der Schiedsrichter Gonzalo Rodriguez mit einer zweifelhaften Ampelkarte vom Feld. Nur um in der Nachspielzeit - angetrieben vom schlechten Gewissen? - einen grauenhaften Elfmeterpfiff pro Villarreal und Carlos Marchena loszulassen. Verursacher Sebastian Eguren kommentiere die Szene so: "Das war kein Elfmeter, das war ein Foul von Marchena." Das Schlimme: er hatte Recht.
Lotina sucht Hilfe bei Rehhagel: Im Riazor ging es am Sonntag auch um den Job von Trainer Miguel Angel Lotina. Nach einer starken letzten Saison hängen die Galicier in dieser Spielzeit tief im Tabellenkeller. Gegen Espanyol feierte Depor aber endlich seinen ersten Sieg und verschaffte damit seinem Trainer wieder etwas Luft. Der entscheidende Schachzug von Lotina hätte auch von Otto Rehhagel kommen können. Der Trainer schickte sein Team im sehr defensiven 5-3-2-System mit drei zentralen Verteidigern aufs Feld. Seine Spieler reagierten darauf mit drei Toren, zwei davon nach Standardsituation durch die Innenverteidiger Lopo und Diego Colotto.