Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
von Oliver Birkner
Gaddafi Jr. im Berlusconi-Stil: Okay, Udinese ist die beste Rückrundenelf, hat seit 13 Partien nicht verloren (zehn Siege, drei Remis) und kassierte seit dem 2. Februar kein Gegentor. Alles nichts gegen die bunteste Vereins-Phase, als Al-Saadi Gaddafi, Sohn des libyschen Staatsoberhauptes, 2005/06 in Udine weilte. Das verriet kürzlich der langjährige Nachtportier des Hotels, in dem Al-Saadi rund neun Monate eine Etage für sich plus 15-köpfiger Entourage reserviert hatte. Darunter auch Zimmer Nummer 603, wo sein Dobermann Dina logierte - Dina übrigens im Bett, der Ausbilder auf dem Boden. Die Mahlzeiten wurden Dina stets vom Room Service angerollt. Gaddafis Frau brachte nebenher den Hotelchef zur Verzweiflung, da sie für ihr tägliches Hautpflege-Bad die Milchreserven der Herberge eliminierte. Für die Unterhaltung der Mitspieler war ebenfalls gesorgt: "Der Privatjet stand immer aufgetankt bereit, um Al-Saadi und fünf, sechs Udinese-Kicker zum nächtlichen Trip nach Paris ins Strip-Lokal Crazy Horse zu fliegen. Sie kamen meist erst gegen Mittag wieder zurück, und die Spieler meldeten sich mit leichten Zerrungen oder einer Erkältung vom Training ab", so Portier Gian Antonio Stella. Und wenn nicht Paris, dann stieg die Sause eben in Udine, das sich dank Gaddafi das "Bunga Bunga"-Copyright lange vor Silvio Berlusconi sicherte. Al-Saadi spielte in den neun Monaten elf Minuten für Udine - mehr war aber auch nicht drin bei dem Terminkalender.
Torjäger-Quadratfuß Gattuso: Nun ist also alles bereits für das sprudelndste Mailänder Derby seit den beiden Vergleichen in der Champions League. Inter liegt vor dem Stadtduell am 2. April nur noch zwei Punkte hinter Spitzenreiter Milan, das im März auf eine mickrige Bilanz von einem Sieg, zwei Remis, einer Niederlage und lediglich zwei erzielten Toren schaut. Rino Gattuso gestand, mittlerweile doch ein wenig Angst zu haben, den Scudetto aus der Hand zu geben, und fügte hinzu: "Wenn wir den Ball in den Sechzehner spielen, ist weit und breit kein rotschwarzes Trikot zu sehen. Da dürfen wir uns über die wenigen Punkte kaum wundern. Zuletzt waren Quadratfüße wie ich und Flamini die torgefährlichsten Spieler." Einen Wechsel zum Konkurrenten könnte sich Gattuso hingegen niemals vorstellen: "Im Fußball ist vieles legitim, aber so etwas nicht. Bevor ich zu Inter ginge, würde ich eher als Küchenhilfe anfangen. Milan ist mein Zuhause und mit Gefühlen spielt man nicht." Vereinstreue ist offenbar doch noch nicht ausgestorben.
Zwölf Tage arbeitslos: Wer sich über die Trainer-Rochade der Bundesliga wundert, sollte einmal einen Blick in die Serie B riskieren. Nach zwei Niederlagen entließ dort Torino-Präsident Urbano Cairo Coach Giuseppe Papadopulo, der erst vor elf Tagen übernommen hatte. Nachfolger ist dessen vor zwölf Tagen gefeuerter Vorgänger Franco Lerda. "Ich wollte gerade mit meiner Familie in den Urlaub fahren. Als mich der Presidente anrief, dachte ich, ich sei bei Verstehen Sie Spaß", sagte Lerda. Diesen Gedanken besaß er sicher nicht exklusiv.
Premier League
von Raphael Honigstein
Balotteli vs. Leibchen: Die wichtigste Nachricht des Wochenendes gleich vorweg: Mario Balotelli hatte am Sonntag an der Stamford Bridge keine Probleme, das grüne Ersatzspieler-Leibchen ordnungsgemäß überzustreifen. Das war vor dem Europa-League-Aus gegen Dynamo Kiew bekanntlich noch ganz anders gewesen. Der 20-Jährige Italiener durfte nach seiner selten dämlichen roten Karte gegen die Ukrainer (Karatekick, Opfer: Goran Popov) froh sein, gegen Chelsea überhaupt auf der Bank zu sitzen; Nationaltrainer Cesare Prandelli ist nämlich weniger verständnisvoll. Balotelli wurde aus dem Aufgebot für die Spiele gegen Slowenien und die Ukraine gestrichen. Dass Roberto Mancini für ihn nun Sondertrainingseinheiten mit verschiedenen Leibchen-Variationen angesetzt hat, wollte City nach dem 0:2 offiziell nicht bestätigen.
Schweigen ist Gold: Nach "zwei Monaten Tiefschlaf" (Carlo Ancelotti) ist der Meister wieder da, dank der beiden blauen Brasilianer David Luiz und Ramires wurde das Verfolgerduell verdient geworden. Chelsea wäre aber nicht Chelsea, wenn nicht selbst in der Stunde des (kleinen) Triumphes neue Unruhe herrschen würde. Dieses Mal ist nicht der seit sieben Spielen erfolglose Fernando Torres das Thema, sondern Ancelotti. Geschäftsführer Ron Gourlay, der bisher laut bösem Insider-Getuschel vorwiegend für den Verkauf von Werbeflächen zuständig war, verplapperte sich in einem Radiointerview mit der "BBC". "Ancelotti hat einen Vertrag bis 2012, aber lasst uns schauen, wo wir Ende Mai stehen. Dann werden wir den Trainer und andere Leute im Verein bewerten." Gourlay bestätigte so ungewollt, dass der Italiener bis Saisonende auf Probe arbeitet. Roman Abramowitsch hat sich dem Vernehmen nach schon mit potenziellen Nachfolgern getroffen...
Fans fordern Mad Jens: Jens Lehmann wurde am Samstag von den Arsenal-Fans im Hawthorns-Stadion mit Sprechchören empfangen, in den Ohren von Manuel Almunia muss das fürchterlich geklungen haben. Der Spanier könnte nach seinem Fehler vor dem 0:2 seinen Posten an Lehmann verlieren. Arsene Wenger hat nun zwei Wochen Zeit, Lehmann im Training zu beobachten; ganz sicher scheint der Franzose sich auch bei dem 41-Jährigen aber nicht zu sein. "Man sieht, dass er lange nicht gespielt hat", sagte Wenger. "Körperlich ist er gut drauf, aber ihm fehlt ein wenig die Übung." Am liebsten hätte der Coach seinen neuen Alten unter der Woche im Reservespiel gegen Liverpool eingesetzt, aber Lehmann schaffte es nicht mehr rechtzeitig nach London. Man darf gespannt sein, wer am 2. April zuhause gegen Blackburn das Tor hütet. Das Publikum wird wohl für "Mad Jens" votieren.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Dumm und dümmer: Real Madrid sorgte im Derby gegen Atletico schon in der ersten Halbzeit für klare Verhältnisse. Weil das Anfeuern des eigenen Teams offensichtlich sinnlos war, hatten die Atletico-Fans Zeit, sich um die Gegner zu kümmern. Ein paar Unverbesserliche im Calderon hatten Reals Außenverteidiger fälschlicherweise als einen der ihren ausgemacht und schrien: "Marcelo, Du Affe!" Cristiano Ronaldo wurde dann bei dessen Auswechslung noch ein hübsches "Stirb doch, Cristiano!" vorgesungen. Beide Real-Spieler reagierten mit ausladenden Gesten - irgendwas zwischen "nur immer weiter so, ihr Clowns" und "Gott lass' Hirn regnen". Ronaldo fällt übrigens zwei bis drei Wochen aus, wird aber an seiner Oberschenkelverletzung sicherlich nicht eingehen.
Clasico hoch Vier: Hoffentlich wird der Portugiese für die Clasico-Festwochen wieder fit, denn Ende April bzw. Anfang Mai stehen möglicherweise vier Duelle zwischen Real und Barca binnen 17 Tagen ins Haus. Am 17. April kommt es im Bernabeu zum Liga-Rückspiel, am 20. steigt im Mestalla das Pokal-Finale. Und wenn beide ihre CL-Viertelfinals gewinnen, gibt es am 26./27. April und 4./5. Mai Nachschlag. Real-Sportdirektor Miguel Pardeza war schon am Rande der CL-Auslosung in Nyon völlig aufgelöst: "Wenn ein Clasico schon für einen medialen Ausnahmezustand sorgt, was passiert dann bei vier?" Wir von SPOX haben schon mal Sauerstoffzelte geordert.
Werder-Torflaute in Espana: Viel spannender als das Duell zwischen Barca und Real wäre eigentlich das Duell zwischen Barca und Hercules Alicante. Der Grund liegt auf der Hand: Während sich die Königlichen im Camp Nou mit 5:0 demontieren ließen, gewann Hercules bei den Blaugrana in dieser Spielzeit mit 2:0 und fügte den Katalanen die bislang einzige Saisonniederlage zu. Doppelter Torschütze damals war übrigens Nelson Valdez. Seitdem gelangen dem ehemaligen Dortmund- und Werder-Angreifer nur noch fünf Treffer, macht summa summarum sieben Tore in 19 Spielen. Mit Markus Rosenberg kickt ein weiterer Ex-Bremer auf der iberischen Halbinsel. Der Schwede, von Werder an Racing Santander ausgeliehen, kommt in dieser Spielzeit auf sechs Tore in 25 Saisonspielen. Dabei gelang dem 28-Jährigen nur ein Treffer in den vergangenen 13 Begegnungen. Gegen Werder-Wunderstürmer Sandro Wagner ist in dieser Form bei einer möglichen Rückkehr wohl kein Kraut gewachsen.