Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Premier League
von Raphael Honigstein
Fulhams King of Pop: Aus gegebenem Anlass fangen wir heute mit dem King an. Nein, nicht mit "King" Kenny Dalglish vom FC Liverpool, auch nicht mit King Wayne, dem verrückten Genie, oder mit dem zukünftigen King William. Es geht natürlich um den einzig wahren King, den King of Pop. Seit diesem Sonntag steht eine 1,90 Meter große Statute - lebensecht, äußerst geschmackvoll - vor dem Stadion des FC Fulham. Klubbesitzer Mohamed Al-Fayed wollte das Denkmal ursprünglich im Harrods-Kaufhaus aufstellen, doch der Verkauf des Luxuskaufhauses an einen Investmentfonds aus Katar machten diesen grandiosen Plan zunichte. Ausbaden müssen dies nun die armen Fulham-Fans, die den Zusammenhang zwischen Michael Jackson und ihrem Klub nicht so recht erkennen wollen. "Wir machen uns lächerlich", sagte Supporter Michael Tune; David Lloyd, Herausgeber der Fan-Zeitschrift "There is only F one in Fulham", meinte, Al-Fayed hätte das Kunstwerke lieber woanders aufstellen sollen: "Wir wollen nicht ständig veräppelt werden". Al-Fayed reagierte mit der für ihn typischen Gelassenheit. "Wenn irgendwelche dummen Fans so ein Geschenk nicht verstehen und schätzen, sollen sie zur Hölle fahren oder zum FC Chelsea gehen", zürnte der Ägypter. Besonders gelungen ist die Skulptur übrigens nicht. "Das Ding hat soviel Ähnlichkeit mit Jackson wie Blackpools Defensive mit einer erstklassigen Abwehr", schrieb der "Guardian" nach dem 3:0-Sieg der Cottagers am Sonntag.
An jedem verdammten Sonntag: Arsene Wenger wird voraussichtlich auch die sechste Saison in Folge ohne Titel auskommen müssen, aber dafür gibt es ja gute Gründe. Diesen, zum Beispiel: "Wir müssen bis Ende der Saison jedes Wochenendspiel an einem Sonntag spielen. Warum?". Tja, warum? Und was hat der Spielplan mit dem schwachen 0:0 am SAMSTAG gegen Blackburn zu tun, für das Wenger eigentlich "keine Ausreden suchen" wollte? Der Unmut des Franzosen über die Länderspielpause ("man bekommt die Spieler nicht frisch zurück und weiß nicht, was passiert") konnte man zwar noch verstehen, nicht aber die interessante Nachbetrachtung des Barcelona-Spiels in der Champions League. "Wenn es elf gegen elf geblieben wäre und alles normal läuft, kommen wir weiter, davon bin ich überzeugt", sagte Wenger. Wie ging nochmal der alte Achziger-Jahre-Spruch mit der Einbildung?
Shelveys Twitter-Fauxpas: Die Gefahren von Twitter müssten mittlerweile jedem Spieler bekannt sein. JonJo Shelvey, Ersatzmann beim FC Liverpool, offenbarte in der Länderspielpause aber deutlich zu viel: ein Foto seines kleinen Jonjos "zierte" plötzlich seine Twitter-Homepage (55.000 Follower). "Ich entschuldige mich, ein Kumpel hat mich reingelegt", tweetete Shelvey, bevor er seinen Account löschte. Spekulationen, wie es zu den Aufnahmen kam, wollen wir an dieser Stelle auf Rücksicht auf jugendliche User lieber vermeiden.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Der Hochzeits-Pusher: König Mourinho, der Gutherzige. Da lässt man das ewige Talent Fernando Gago - falls dieser mal nicht verletzt ist - in bester Regelmäßigkeit auf der Bank schmoren und erntet trotzdem Lob aus der spanischen Presse. "Mourinho hilft Gago bei einer der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens", schreibt die Zeitung "Sport". "Mourinho drängt Gago an den Altar", heißt es im Titel. Hintergrund von Mourinhos Altruismus: Weil Gago bei Real nicht zum Einsatz kommt, wurde er auch von Argentiniens Nationalcoach Batista gekonnt ignoriert. Dieses Schicksal droht ihm auch bei der Copa America (Juli 2011). Heißt im Umkehrschluss: Gago kann im Juli endlich seine Hochzeitspläne wahrmachen. Der Argentinier ist mit der Tennisspielerin Gisela Dulko liiert, ein Termin für die Heirat war aber schwer zu finden. Im Juli dürfte Gago nun genügend Zeit bleiben - Mourinho sei Dank.
Weltmeisterlicher Nachwuchs: So ein WM-Titel beflügelt ungemein. All die Euphorie, das Adrenalin, die Erleichterung beim Schlusspfiff. All das muss irgendwie raus. Auch bei Andres Iniesta, Siegtorschütze im Finale. Und rein zufällig erblickt rund neun Monate nach Spaniens Titelgewinn die kleine Valeria das Licht der Welt: "Unsere Tochter Valeria wurde geboren, ihre Mama und sie sind wohlauf! Es war wunderbar!!", verkündete der glückliche Papi in seinem Twitter-Account am Sonntag. Und erst einen Tag zuvor hisste der Erzrivale aus Madrid im Meisterkampf endgültig die weiße Fahne - gibt's ein perfekteres Wochenende?
Fair Play in Reinform: Im Profifußball hätte diese Geste möglicherweise verdammt viel Geld gekostet, in der Jugend kann man sich das schon einmal leisten. Beim Spiel der Barca-B-Jugend gegen Castelldefels bewiesen die Gastgeber Sinn für Fairness. Als sich die Gäste-Abwehr gerade befreien kann, liegt der eigene Keeper verletzt auf dem Grün. Barcelonas Carlos Julio Martinez hält instinktiv drauf - und trifft ins quasi leere Tor. Nicht gerade die feine, spanische Art. Doch sein Trainer beweist große Fairness. Sergi Barjuan ordnet an, dem Gegner im Gegenzug einmal freie Bahn zu lassen. Gesagt, getan und schon stand es wieder unentschieden. "Es ging nicht anders, wir mussten sie ausgleichen lassen. Wir müssen ein Vorbild in Katalonien, Spanien und der Welt sein", erklärte Trainer Barjuan nach dem Spiel. Hier geht's zum Video.
Serie A
von Oliver Birkner
Patos verbotene Liebe: Es war ein mitreißendes Mailänder Derby am Samstagabend - wenn man nicht Leonardo hieß. Die Milan-Tifosi nahmen dem Brasilianer nach elf Jahren beim AC schließlich nicht nur den Wechsel zum Stadtrivalen übel, sondern vor allem dessen Worte zu Dienstbeginn: "Ich habe keinen Job, sondern einen Traum gesucht - und ihn bei Inter gefunden." Dafür gab es in der Milan-Kurve vor der Partie ein überdimensionales Plakat von da Vincis "Letztem Abendmahl", auf dem Judas im schwarz-blauen Trikot steckte. Wer noch Zweifel hegte, für den lasen riesige Letter: "Inter Judas". Und ehe der Hahn krähte, hatte Pato bereits nach 43 Sekunden zur Milan-Führung getroffen und Gennaro Gattuso dem "Verräter" an der Seitenlinie noch flugs ein "Du Stück Scheiße" zugeraunt. Gattuso, ohnehin kein Leonardo-Freund, da er beim AC unter ihm als Statist meist die Füße hochlegen durfte, entschuldigte sich zwar später, doch das ging in der rührseligen Love-Story zwischen Pato und Berlusconi-Tochter Barbara vollends unter. Nachdem die Ehe des Stürmers mit dem brasilianischen Telenovela-Starlet Sthefany Brito doch ganze neun Monate gehalten hatte und ihn jetzt 57.000 Euro pro Monat an Liebesentschädigung kostet, fand Pato jüngst Trost in den Armen der Patrons-Erbin und blüht wieder voller Leichtigkeit auf. Für Frau Brito formte Pato einst noch schnucklige Herzen zum Torjubel in Richtung Tribüne, jetzt darf er bloß noch den Zeigefinger ausstrecken. Jegliche persönliche Widmung an die blonde Barbara wurde ihm vom Klub untersagt. Amouröse Geschichten sollen im Hause Berlusconi eben unter Verschluss bleiben, wenn nicht gerade ungünstigerweise vermeintliche Enkelinnen von Herrn Mubarak verhaftet werden.
Balotelli nicht bei Milan erwünscht: In der extravaganten Barbara, Pato und Leonardo-Bonanza dachte Milans Antonio Cassano, er würde mit seinem humoresken Kurz-Auftritt unbemerkt davonkommen. Von wegen. "Fant-Antonio" schaffte es in zwölf Minuten, einen Elfmeter herauszuholen, ihn zu verwandeln, Gelb wegen Trikot-Ausziehen zu kassieren und kurz darauf nach einem Unsinns-Foul per Gelb-Rot Duschen zu gehen. "Antonios Lohntüte wird Ende April um einiges leichter als gewohnt sein", bemerkte Geschäftsführer Adriano Galliani. "Und überhaupt bekommt der nächste, der sich nach einem Treffer das Trikot abstreift, eine Monster-Strafe." Weil man mit Cassano ja schon einen Kobold im Kader besitzt, erteilte man am Wochenende übrigens eine definitive Absage an den wechselwilligen AC-Fan Mario Balotelli: "Jeder Spieler hat unseren Milan-Stil zu respektieren", sagte Berlusconi. "Es ist offensichtlich, dass der Junge mit diesem Stil nichts anfangen kann."
35 Trainer in 24 Jahren: Nach Palermos 0:4-Niederlage im sizilianischen Derby bei Catania entließ Präsident Maurizio Zamparini Coach Serse Cosmi, der gerade einmal vier Spiele leiten durfte, von denen er drei verlor. Seit Mitte 1987 war es bereits der 35. Coach, den der explosive Patron feuerte. "Cosmi hat peinliche Grundschulfehler begangen und überhaupt alles viel schlimmer gemacht", wetterte Zamparini. "Vor der Partie sagte ich ihm: Wenn du Pastore draußen lässt und verlierst, war es das für dich." Pastore blieb draußen, Palermo verlor, und das war es dann für Cosmi. Nun übernimmt wieder Delio Rossi, der Ende Februar infolge des 0:7 gegen Udine gefeuert worden war. Ob bis zum Saisonende, steht in den Sternen. Denn es sind ja schließlich noch sieben Ligaspiele und zwei Pokal-Halbfinals auszutragen auf Zamaprinis munterem Hire-and-Fire Karussell.