FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat rund einen Monat vor dem Wahl-Showdown gegen seinen Kontrahenten Mohamed Bin Hammam umfassende Reformen bei der zukünftigen Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften angekündigt.
"Das ist ein Projekt, das ich im Hinterkopf habe. Ich würde gerne das Beispiel vom Internationalen Olympischen Komitee übernehmen, um künftig zu vermeiden, was jetzt stattgefunden hat. Die Exekutive bekommt zehn oder zwölf Kandidaturen, schaut sie sich an, schlägt die besten vor, und lässt dann die Vollversammlung wählen. Das wäre eine Lösung für die FIFA, etwas Positives", sagte der Chef des Weltverbandes der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe).
Blatter reagiert damit auf die von Korruptionsvorwürfen überschattete Doppel-Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar). Der Glaubwürdigkeitskrise will der Schweizer in Zukunft mit einem übergeordneten Organ entgegenwirken. "Es soll eine Institution sein, die außerhalb unserer Stammesordnung tätig wird. Ein 'Rat der Weisen', aber mit etwas mehr Power. Es werden Leute sein, die nicht aus dem Fußball kommen. Sie sollen etwas vom Fußball verstehen, aber hauptsächlich die Glaubwürdigkeit wiederbringen", sagte Blatter.
Blatter will die vierte Amtszeit
Kein Verständnis zeigte Blatter für die Kandidatur von Bin Hammam, der am 1. Juni beim 61. FIFA-Kongress in Zürich den Amtsinhaber vom Thron stoßen will. "Ich weiß nicht, warum bin Hammam plötzlich so aggressiv wurde. Er hat im Exekutivkomitee wiederholt gesagt, er würde nie gegen mich antreten, und jetzt ist es trotzdem so", sagte der 75-Jährige, der seine vierte Amtszeit als FIFA-Boss anstrebt: "Ich stelle mir vor, dass ich etwa die Hälfte der Stimmen in Asien und Afrika habe und auf dem Rest der Welt schon eine größere Mehrheit."
Unterdessen verteidigte sich Gegenkandidat Bin Hammam gegen den Vorwurf, er würde sich die Stimmen für die Wahl durch die Ankündigung, die jährlichen finanziellen Zuwendungen für die 208 Mitgliedsverbände auf 500.000 Dollar zu verdoppeln, erkaufen. "Das ist kein unangemessener Vorgang. Es ist doch ganz normal, dass die Verbände wissen wollen, was der Kandidat plant und wie er ihnen helfen will", sagte der Herausforderer aus Katar.