Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Premier League
von Raphael Honigstein
United experimentiert mit der 19: Der Premier-League-Spieltag stand natürlich ganz im Zeichen der "19". Wayne Rooney verschickte kurz nach Spielende in Blackburn via Twitter ein sagenhaftes Bild: auf seinem rasierten Oberkörper war nur ein zur "19" arrangiertes Büschel übrig geblieben. Dazu starteten United-Fans eine Kampagne, Paul Hardcastles Achtziger-Jahre-Klassiker "19" in die Charts zu hieven. Hardcastle ist zwar Chelsea-Fan und das Lied handelt von toten Soldaten im Vietnamkrieg, macht aber alles nichts, weil die Tantiemen einem wohltätigen Zweck gespendet werden. Am Sonntag war die 19 sogar dort zu sehen, wo man wirklich überhaupt nichts von ihr wissen wollte, nämlich beim Ex-Rekordmeister aus Liverpool. Lebensmüde United-Fans schlichen sich ins Stadion an der Anfield Road und hängten ein "MUFC 19 times" Banner auf.
Kompany lässt Deckel fallen: Schön gefeiert wurde natürlich auch bei den Blauen von Manchester City. Nach dem 1:0-Sieg im FA-Pokalfinale gegen Stoke City lief Vincent Kompany mit dem Pott durch die Wembley-Mixed-Zone und erzählte wie alle Spieler von der Geschichte, der Freude und dem Stolz. Leider rutschte dem Belgier dabei der Pokaldeckel aus der Hand, ein größerer Schaden entstand jedoch nicht. "Das Ding wurde vor langer Zeit entworfen, ziemlich unpraktisch", witzelte Kompany über den ältesten Fußball-Pokal der Welt.
Grants Abgang - lag's an der Thai-Massage? Minuten nach dem 2:3 gegen Wigan, das den Abstieg von West Ham besiegelte, wurde Trainer Avram Grant gefeuert. Besser spät denn nie, könnte man sagen. Noch besser wäre es aber gewesen, wenn der völlig überforderte Mann den Job gar nicht erst bekommen hätte. "Es ist der schlimmste Tag meiner Karriere, hoffentlich auch der letzte", sagte der 56-Jährige. Bestimmt war er das, denn zumindest in England wird Grant so schnell keinen Job mehr bekommen, der Israeli hat ja den zweiten Abstieg hintereinander geschafft. Zyniker sagen, dass das Unglück anfing, als er letztes Jahr in einem thailändischen "Massagesalon" erwischt wurde und das Etablissement daraufhin schließen musste. So gab es für ihn leider kein Happy Finish.
Serie A
von Oliver Birkner
Die Masse liebt Jacko Boateng: Von wegen van Gaal - der Stab und Kader des AC Milan dürfen sich seit dem Wochenende die wahren Feierbiester nennen. Nach der ausgelassenen Party in Rom vorige Woche ließ man es auch am letzten Samstag bis zum Morgengrauen krachen. In einer Mailänder Disco gab Kevin-Prince Boateng allerdings keine Zugabe seiner wirklich respektablen Michael-Jackson-Imitation, die er am Abend im San Siro präsentiert hatte. Wahrscheinlich auf Geheiß von Vize-Chef Adriano Galliani, der kommentierte: "Nach diesem Spektakel fürchte ich, dass Genoa wegen Kevins ungeahnter Zusatzqualitäten mehr Geld zur Ablöse verlangen wird." Der Berliner gehört nach nur einem Jahr Rossonero auch ohne Jackos Tanz zu den absoluten Lieblingen der Tifosi. Die Busparade der Spieler am Samstagnachmittag zum Stadion säumten tausende Fans im Trikot mit dem Aufdruck seines Spitznamen "Boa", dessen Performance außerhalb der Stadtgrenzen ebenfalls für Bewunderung sorgte. Beispielsweise bei Udine-Coach Francesco Guidolin, dem lediglich noch ein Punkt zur sicheren Champions-League-Qualifikation fehlt. "Wenn wir das schaffen, tanze ich wie Boateng. Die Schritte lasse ich mir von meinen Südamerikanern beibringen", versprach der ansonsten recht introvertierte Radsport-Freak Guidolin. Warum so kompliziert? Udine trifft am letzten Spieltag auf Milan, da kann er doch gleich zusammen mit dem Original-Boateng den Moonwalk schlurfen.
Napoli tutta la vita: Am anderen Ende des Stiefels ging die Party Sonntagabend nahtlos nach Neapel über. 60.000 sangen sich im Stadion San Paolo die Kehle aus dem Hals und zelebrierten die erste Teilnahme am Landesmeister-Wettbewerb seit 21 Jahren. Hut ab vor den Erben Maradonas, vor allem Respekt vor Patron Aurelio De Laurentiis, der den Klub 2004 vor dem Bankrott rettete und in der dritten Liga übernahm. Mit Geduld und einem bedächtigen Aufbau gelang dem Filmproduzenten nun sein größter Blockbuster - nebenher schreibt Napoli seit vier Jahren in Folge schwarze Zahlen. Ganz im Gegensatz zu Juventus, das auf dem Transfermarkt 54 glücklose Millionen Euro verpulverte für eine indiskutable Saison, in der man blutleer nie als Mannschaft auftrat. Sollte die Roma am letzten Spieltag nicht daheim gegen Absteiger Sampdoria verlieren und Juve gleichzeitig Napoli schlagen, würde sich der Rekordmeister zum ersten Mal seit 1990/91 (abgesehen vom Manipulationsskandal 2006) nicht für den Europapokal qualifizieren - verdientermaßen.
Samp is gone: Um 16.52 Uhr flossen Tränen in Marassi. Acht Monate nach dem knappen Champions-League-Aus gegen Werder und 20 Jahre nach dem ersten und einzigen Scudetto der damaligen Sampdoria-Bande um Gianluca Vialli und Roberto Mancini stand der Abstieg des Teams aus Genua definitiv fest. Es war der vierte Gang der Klubgeschichte in die Serie B in einer makabren numerischen Mystik - '66, '77, '99 und jetzt '11. Davon profitierten die Abstiegskonkurrenten, unter anderem Neuling Cesena, dessen Spieler Giuseppe Colucci den sensationellen Klassenerhalt so erklärte: "Wir haben Opfer gebracht, die noch nie jemand zuvor erbracht hatte: Wir sind sogar in ein Trainingslager zum Gardasee gefahren - 300 Kilometer von Cesena entfernt!" So eine Opferbereitschaft hatte die Welt des Fußballs wirklich noch nicht erlebt.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Die dicksten Eier Europas? Jeder feiert eine Meisterschaft auf eine andere Weise. In Dortmund mit dem "größten Fest in der Geschichte der Bundesliga", in Leverkusen überhaupt nicht - und in Barcelona mit den wohl männlichsten Paprikas aller Zeiten. Nach dem letzten Heimspiel der Saison (0:0 gegen Depor, ein unsäglicher Langweiler) ging der Meister der Primera Division noch auf so manche Ehrenrunde, um sich feiern zu lassen. Und plötzlich begannen Xavi und Co., Wurfgeschosse auf die Zuschauerreihen zu feuern. Genauer gesagt: Paprikas. Wem jetzt schon ein "Wie bitte?" auf den Lippen klebt, der wird gleich noch größere Augen machen. Denn diese Aktion dient demonstrativ zum Einschwören auf das CL-Finale im Wembley. Paprika heißt im Katalanischen nämlich "pebrot", was umgangssprachlich allerdings auch die zwei männlichsten Organe überhaupt bezeichnet. Und weil zwei Paprikas in Katalonien für besondere Courage stehen, wurde die katalanische Weisheit "amb dos pebrots!" ("mit beiden Eiern/Paprikas!") als Schlachtruf mit Blick auf das CL-Finale gleich mal in die Tat umgesetzt, ein kleiner Spaß von Ausrüster Nike. Eine entsprechende Facebook-Seite (""A Wembley, amb dos pebrots! Visca Barça!") gibt es übrigens auch schon.
CR39 - nothing else matters: Dass in Spanien am letzten Spieltag noch sechs Mannschaften den dritten Absteiger in die Segunda Division ausspielen, ist per se ja durchaus ungewöhnlich und sehr interessant. Doch mal wieder stiehlt ein Großer den Kleinen die Show. Seit Sonntag, 22.49 Uhr ist Cristiano Ronaldo nämlich der unumstrittene Tor-Superstar in der Geschichte des spanischen Ligafußballs. Mit seinem Freistoßhammer in der Nachspielzeit beim 3:1-Sieg von Real Madrid in Villarreal stellte der Portugiese einen neuen Rekord für die meisten Treffer in einer Saison auf. Von nun an wird CR7 nur noch CR39 genannt. Und höchstwahrscheinlich kommen im letzten Spiel gegen Absteiger Almeria noch ein paar Treffer dazu. CR41 könnte passen. Der Gefeierte reagierte angenehm bescheiden auf seinen Rekord. "Was die Anzahl der Tore angeht, war das vielleicht meine beste Saison. Aber ich habe mit Real wieder nicht die großen Titel gewonnen. Das müssen wir im nächsten Jahr unbedingt schaffen", sagte CR...ähhhh...(noch)39.
Messi demoliert Flugzeug: Lionel Messi spielt pervers gut Fußball, als Feierbiest ist der kleine Floh aus Argentinien eher nicht berüchtigt. Alkohol spielt in Leos Leben keine Rolle, nicht mal ein Gläschen Champagner ist nach einem Titelgewinn drin. Auf der spontanen Meistersause des FC Barcelona über den Wolken nach dem 1:1 in Levante Mitte letzter Woche fiel Messi dann aber aus der Reihe. Mit der flachen Hand hämmerte er rhythmisch gegen die Flugzeugwand, bis letztlich eine Plastik-Verkleidung runterfiel (das Video). Eine Stewardess rüffelte den Zerstörer, begleitet vom tosenden Jubel der Barca-Spieler. Messi hatte zum ersten Mal in seinem Leben etwas Verbotenes getan. Sein unschuldiger Hundeblick am Ende ist einfach nur weltklasse!