Hurricane "Irene" bescherte den New York Red Bulls unverhofft drei Wochen Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen die Vancouver Whitecaps. Genutzt hat es nichts.
Nach dem enttäuschenden 1:1 am vergangenen Wochenende zu Hause gegen das schwächste Team der MLS verloren die Red Bulls den letzten Wildcard-Playoff-Platz an D.C. United. Der letzte Sieg datiert vom 6. Juli gegen Toronto. Sieben Spiele und damit noch sieben Möglichkeiten bleiben, das Desaster der verpassten Playoffs abzuwenden.
Derzeit belegen die New York Red Bulls lediglich den sechsten Tabellenplatz in der Eastern Conference - und dies trotz so wohl klingender Namen wie Thierry Henry, Frank Rost und Rafael Marquez in den eigenen Reihen. Nicht nur die Playoff-Teilnahme steht damit in den Sternen. Das Team vom Big Apple entwickelt sich immer mehr zum Gespött des US-Soccers.
Unmutsäußerungen der Fans nehmen zu
Die Fans ließen ihren Unmut gegen den Getränkeriesen und den schwedischen Trainer Hans Backe freien Lauf und hissten ein "Go Backe Home"-Banner, welches unmittelbar danach von Sicherheitskräften eingesammelt wurde.
Bereits einige Wochen zuvor protestierten die Anhänger still - im wahrsten Sinne des Wortes -, als sie eine Halbzeit lang im Spiel gegen Chicago Fire ihre Mannschaft nicht anfeuerten. Doch was läuft verkehrt im hoch bezahlten Kader?
Im vergangenen Jahr erreichte die Mannschaft trotz des Umstrukturierungsprozesses im Verein immerhin das Playoff-Viertelfinale - ein Achtungserfolg. Mit den getätigten Neuverpflichtungen - allen voran Thierry Henry - stieg die Erwartungshaltung bei Anhängern und Verantwortlichen ins Unermessliche.
Die proklamierte stärkste Mannschaft der MLS-Geschichte wirkt auf dem Platz dagegen wie Sammelsurium an Dauernörglern und Besserwissern.
Mit 42 geschossenen Toren haben die Red Bulls eine der treffsichersten Offensivreihen in der MLS. Dennoch gehört die mangelnde Chancenverwertung zu den größten Baustellen im Team von Backe. Dazu folgten eine schwere Verletztenmisere im Verlauf der Saison und die Abstellungen der Nationalmannschaftsspieler, die das Zusammenwachsen des Kaders erschwerten.
Europäischer Ansatz des Teams fehlgeschlagen
Doch genau diese Zusammenstellung des Kaders geriet immer häufiger in die Kritik von Fans und Presse. Der Vorwurf: ein "europäischer Ansatz für ein amerikanisches Spiel".
Personell hielte man zu lange an dem angeschlagenen Stürmer Luke Rodgers fest und gab dem 18-jährigen Juan Aguedelo zu wenige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Dazu folgten schlechte Transferentscheidungen, als Dwayne de Rosario innerhalb von nur zwei Monaten erst verpflichtet und dann wieder abgegeben wurde.
Der finanzielle Verlust dieses Geschäfts wiegt zwar aufgrund des finanzstarken Investors nicht schwer. Dennoch spricht es nicht für die Kompetenz im sportlichen Bereich, dass genau dieser Spieler mit inzwischen mit acht Torvorlagen bei DC United hinter David Beckham zu den besten Vorlagengebern der MLS zählt.
Trainer Backe bekommt auch regelmäßig sein Fett weg. Ein häufiger Vorwurf: Er nutze seine Auswechselmöglichkeiten nicht vernünftig aus - weder die Anzahl aller Wechselmöglichkeiten noch das Mittel der taktischen Auswechslungen zum Ende des Spiels hin.
Thierry Henry das Sinnbild des Misserfolgs
Die Unantastbarkeit eines Thierry Henry ist auch längst nicht gegeben. "Thierry Henry verbringt mehr Zeit damit, auf dem Platz zu motzen, statt zu laufen", lautete der Vorwurf der Presse an den Star-Stürmer. Dazu kam die Ankündigung vor der Saison, dass er nicht der unumstrittene "Go-To-Player" der Red Bulls sei.
Dennoch: Trotz seiner schwankenden Attitüde zwischen Lustlosigkeit und Aggressivität gegenüber Außenstehenden führt er die Torschützenliste der MLS mit 12 Toren zusammen mit Landon Donovan an.
Das Hauptproblem jedoch liegt an den 15 Unentschieden bei 27 Saisonspielen. Beinahe ironisch, dass die Red Bulls den Emirates Cup 2011 mit einem Unentschieden gegen den FC Arsenal gewannen. Dazu kommt eine erschreckende schwache Bilanz in der heimischen Red Bull Arena mit sechs Niederlagen, zwei Unentschieden und nur insgesamt fünf Heimsiegen.
Schweres Restprogram im Saisonendspurt
Das Restprogramm scheint ebenfalls alles andere als lösbar: Lediglich die Spiele gegen den Tabellenletzten der Eastern Conference Frings-Klub Toronto FC und die Portland Timbers scheinen lösbar. Beide Mannschaften sind aus dem Playoff-Rennen raus, wobei Toronto seit der Transferaktivitäten im Sommer eine aufsteigende Tendenz aufweist. In den vergangenen sechs Spielen verlor das kanadische Team nur eines.
Ansonsten steht New York mit dem FC Dallas und Real Salt Lake (Platz 3 resp. Platz 4 in der Western Conference) sowie Philadelphia Union (Platz 3 im Osten) drei Mannschaften gegenüber, die allesamt selbst um den Einzug in die Playoffs kämpfen.
Dazu kommen die beiden Topspiele gegen die jeweils führenden der beiden Conferences - Sporting Kansas im Osten und Los Angeles Galaxy mit David Beckham aus dem Westen.
Im August rief Backe das Minimalziel von 45 Punkten für eine Playoff-Teilnahme aus. Unnötig zu erwähnen, dass nach dieser Ankündigung ein Unentschieden folgte. Seinem Team fehlen noch vier Siege aus den verbliebenen sieben Partien.
Der Saisonverlauf hat jedoch bewiesen, dass es für das Starensemble schwer werden wird, die Playoff-Teilnahme zu sichern. Damit würde nicht nur das Team ein wichtiges sportliches Ziel verfehlen, sondern sich zu einem der größten Flops des amerikanischen Soccers entwickeln.
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