Der deutsche Rekordnationalspieler (150 Einsätze) wurde durch den Rauswurf aus allen Wolken gerissen. Noch am vergangenen Samstag hatte Matthäus im Bild-Interview erklärt, dass er weiter für den bulgarischen Verband tätig sein werde - trotz der verfehlten EM-Teilnahme.
"Vor vier Wochen haben wir per Handschlag eine Verlängerung bis 2013 besiegelt. Das sollte unter Ehrenmännern gelten", sagte der Weltmeister-Kapitän von 1990. Allerdings fügte er skeptisch hinzu: "Ich muss nach den letzten beiden Niederlagen damit rechnen, dass im November Schluss ist." So kam es schon im September.
Spott für Matthäus
Selbst bulgarische Spitzenpolitiker hatten sich über den Franken lustig gemacht. Ministerpräsident Bojko Borissow äußerte sich sarkastisch über den deutschen Trainer. Sogar seine Mannschaft Witoscha Bistritsa aus der 3. Liga "verteidigt besser als unsere Nationalelf", sagte Borissow und ließ eine Anspielung auf das Privatleben des deutschen Rekordnationalspielers folgen: "Er würde sich hier nicht langweilen. Es gibt einige sehr hübsche Cheerleader."
Matthäus hatte in der Vergangenheit mit seinen wechselnden Beziehungen und insgesamt vier Ehen wiederholt für Boulevard-Schlagzeilen gesorgt. Ein Trainer-Engagement blieb Lebemann "Loddar" wohl auch deshalb in Deutschland bislang verwehrt.
Sylvia, Lolita, Marijana, Liliana waren seine vier Ehefrauen. Und je älter Matthäus an Jahren wurde, am 21. März dieses Jahres vollendete er sein 50. Lebensjahr, desto größer wurde der Altersunterschied zu seinen weiblichen Begleiterinnen. Zuletzt ließ sich der fünfmalige WM-Teilnehmer am Wochenende beim Münchner Oktoberfest in Begleitung seiner neuesten Eroberung, Joanna, ablichten.
Kontinuität: Fehlanzeige
Als Trainer war Matthäus seit 2001 in seiner Karriere bei Rapid Wien, Partizan Belgrad, als ungarischer Nationalcoach, bei Atletico Paranaense in Brasilien, bei Red Bull Salzburg, bei Maccabi Netanya in Israel und schließlich in Bulgarien tätig. Kontinuität sieht anders aus.
Matthäus hatte zuletzt betont, dass seine Wanderjahre als Trainer jetzt ein Ende haben sollen. Bulgarien war die siebte Station in zehn Jahren - doch nach knapp zwölf Monaten war wieder Schluss. "Ich würde gerne lange in Bulgarien arbeiten, etwas aufbauen", sagte Matthäus. Dies blieb ihm aber versagt.
Ruf eilt ihm voraus
Seinen Ruf als Paradiesvogel unter den Fußballlehrern beurteilte er selbst kritisch: "Mein Name wurde in den vergangenen zehn Jahren dazu benutzt, um Schlagzeilen zu machen." Selbst habe er sich nie ins Gespräch gebracht. "Aber sobald ein Trainer entlassen wurde, wurde mein Name in der Presse gehandelt."
In der EM-Qualifikation belegte Matthäus mit den Bulgaren den vierten Platz mit fünf Punkten aus sieben Spielen. Zuletzt gab es ein 1:3 in Basel gegen die Schweiz mit Trainer Ottmar Hitzfeld.
Lothar Matthäus im Steckbrief