FC Chelsea: Angst vor Villlas-Boas' Nachfolger

Von SPOX
Andre Villas-Boas (der da rechts) ist nicht mehr Trainer des FC Chelsea
© Getty

Abramowitsch verbrennt 60 Millionen Euro in 257 Tagen. Die Chelsea-Spieler können Villas-Boas' Nachfolger jetzt schon nicht leiden. In Rom hat AS-Coach Enrique Probleme mit der "Scheiße". Und: Wird Mourinho Bayern-Trainer? Sein Sprecher lernt schon mal deutsch.

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Premier League

von Raphael Honigstein

Di Matteo? Igitt! "Wir sind enttäuscht, dass die Beziehung so früh in die Brüche ging", erklärte der FC Chelsea am Sonntagnachmittag, als Andre Villas-Boas' Leiden - und die seiner Schützlinge - endlich ein Ende fanden. Die 0:1-Niederlage bei West Brom am Samstag und das Eingeständnis des Portugiesen, dass die Mannschaft sich um "300 Prozent" verbessern müsse, ließen Roman Abramowitsch keine Wahl. Der Russe marschierte mit Leibwächtern und seinen engsten Vertrauten in Cobham auf, wo Villas-Boas schon auf ihn wartete. Der 34-Jährige hatte, wie so oft in den vergangenen Monaten, lange gearbeitet und im Trainingsgelände übernachtet. Inklusive der Abfindung für Vorgänger Carlo Ancelotti und der 15-Millionen-Euro Ablöse für den FC Porto dürfte das 257-Tage-Projekt den Russen zwischen 53 und 60 Millionen Euro gekostet haben. Eine selbst für seine Verhältnisse enorme Fehlinvestition, ähnlich wie der Kauf von Fernando Torres (60 Millionen), der seit seinem Wechsel im Januar 2011 auf die sensationelle Quote von zwei Liga-Toren pro Trainer (!) gekommen ist. In der nächsten Saison soll es entweder The Special One wieder richten, oder Pep Guardiola Chelsea in ein "blaues Barcelona" verwandeln (Mirror). Doch bis dahin muss Interimscoach Roberto di Matteo das Team erstmal in die Champions League führen. Eine Geschichte in der "Sun" verheißt nichts Gutes. Angeblich würden die Spieler den gebürtigen Schweizer "noch weniger als AVB" mögen, mutmaßt das Blatt.

Briatore alias Stromberg: Die fröhliche Grätscher-Orgie beim vogelwilden 1:1 zwischen Newcastle und Sunderland und Manchester Uniteds etwas glücklicher 3:1-Sieg bei den Spurs machten den Sonntag vergnüglich. Doch beide Spiele waren nichts im Vergleich mit der Unterhaltung, die eine Dokumentation der "BBC" über die Queens Park Rangers bot. In "The Four Year Plan" wurde die Flavio-Briatore-Ära des Klubs (2008-2011) in all ihrer grandiosen Lächerlichkeit gezeigt. Der Italiener feuerte einen "Idioten" nach dem anderen auf der Trainerbank, gab per Handy taktische Anweisungen weiter und nahm persönlich die Auswechslungen vor. Man muss sich das Ganze als Mischung aus "Sopranos" und "Stromberg" vorstellen; selbst die QPR-Spieler und Trainer Mark Hughes mussten herzhaft lachen, als die Sendung unter der Woche vorab in einer speziellen Kinovorstellung sahen.

Balotelli bald unter der Haube? Mario Balotelli sei abseits des Platzes nun "perfekt", hatte Roberto Mancini unter der Woche geschwärmt, doch der ManCity-Trainer hatte die Sprengkraft seiner italienischen Knalltüte mal wieder arg unterschätzt. Balotelli hatte zwei Tage vor dem 2:0-Sieg gegen Bolton, zu dem er den zweiten Treffer beisteuerte, einen Liverpooler Stripklub bis drei Uhr morgens frequentiert. "Wenn er mein Sohn wäre, würde ich ihm zwei Mal in den Hintern treten", sagte Mancini mit der mittlerweile typischen Mischung aus Ärger und amüsierter Verzweiflung. Da die Spielergewerkschaft solche rigide Maßnahmen nicht zulässt, muss der Stürmer dafür 300.000 Euro Strafe berappen. Ein teures Vergnügen. Mancini legte Balo nahe, demnächst zu heiraten ("man braucht ein gutes Privatleben, um Topleistung zu bringen"), in der Zwischenzeit könnte sich der Junge vielleicht von Mancini adoptieren lassen. Der eine oder andere Arschtritt würde auf Dauer deutlich billiger als der Abzug von mehreren Wochengehältern kommen.

Serie A

von Oliver Birkner

Enriques Problem mit "Scheiße": Ein Derbysieg kann so manche Probleme vom Tisch wischen - in Rom sogar alle. Im Hause Lazio herrscht nach dem ersten Erfolg bei der Roma nach 14 Jahren plötzlich wieder eine jauchzend kollektive Männerfreundschaft. Vergessen, dass man sich in einer Führungs-Scharade um den Trainerposten erst vor kurzem noch zum Gespött der Serie A gemacht hatte. Gianfranco Zola, mit dem Präsident Claudio Lotito eigentlich schon einig war, kann seine Koffer nun getrost wieder auspacken. "Zola wird sicher zu Lazio kommen - in 10 Jahren", frohlockte Coach Edy Reja und hoffte sehr optimistisch, jetzt mal mindestens zwei Monate in Ruhe arbeiten zu dürfen - vor allem wegen seiner Frau: "Die musste in letzter Zeit so einiges von mir ertragen." Wäre also auch der Familienfrieden bei den Rejas wieder hergestellt. Daheim bei Luis Enrique wird es hingegen zünftig brodeln. Zuletzt beschrieb er seine Zeit in Rom so: "Gewinne ich vier Spiele, bin ich ein Phänomen. Verliere ich ein Spiel, bin ich ein Arschloch." Nun ist der Spanier also wieder Letzteres, denn er verlor sein zweites Derby und musste wie im Hinspiel in Unterzahl zurechtkommen (Rot für Keeper Stekelenburg nach Foul an Klose in der 8. Minute). Abgesehen davon, dass man die überharte Regel Elfmeter und Platzverweis für den Keeper mal überdenken sollte, fragte Luis Enrique in die TV-Kamera: "Was habe ich bloß angestellt, um diese mierda zu verdienen?" Oha, beim Begriff "scheiße" herrschte im verstaubten Muff des Staats-Senders "Rai" freilich prompt Moralstufe Rot. Das Wort sei ein wenig zu derb, maßregelte der Mann der "Rai", worauf Luis Enrique grummelte: "Ich bin eben Spanier und sage mierda." Nächste Frage an den Roma-Coach: "Wie können wir das am besten übersetzen?" Hmmm, wie könnte man dieses Enigma (im Italienischen übrigens merda) wohl am besten übersetzen? Das sind mal Fragen, die die Welt bewegen - wer braucht da noch Spielanalysen?

Unverbesserliche Lazio-Idioten: Alles mierda verdiente sich auch das Gros der Lazio-Kurve, die den ehemaligen Leverkusener Juan in Hälfte zwei mit widerlichen Affengeräuschen malträtierte. Der Brasilianer versuchte die Idioten mit dem Zeigefinger vor den Lippen mundtot zu machen, was sie freilich lediglich zu erhöhter Lautstärke animierte. Erst nach Drohen des Stadionsprechers, der Referee werde die Partie bei anhaltenden rassistischen Chören abbrechen, ließ es die Kurve gut sein. "So etwas ist mir in meiner Karriere weder in Brasilien noch in Deutschland je passiert", sagte anschließend Juan, der auf dem Feld unter anderem von Daniele De Rossi und Miroslav Klose Umarmungen und aufmunternde Worte erhielt. Der Klub wird nun eine empfindliche Geldstrafe erhalten, wie übrigens auch die Roma, deren Tifosi sich aus Revanche später am schuldlosen Lazio-Spieler Modibo Diakite ausließen.

Mammas Spaghetti müssen warten: Nach dem nicht gegebenen "Phantomtor" zwischen Milan und Juventus in der letzten Woche hatten sich die Referees dieses Mal mit effizienten Augentropfen präpariert. Der Ausgleich der Roma war vom TV gemessene 56 Zentimeter hinter der Linie, was der Linienrichter gut erkannte. Der Preis ging aber an den Mann mit der Fahne in Lecce, wo die Kugel bei der Genoa-Führung die Linie lediglich zwei Zentimeter überschritten hatte. Respekt! Den Schnitt verdarb allerdings das Gespann in Parma: Dort übersah man einen deutlichen Elfmeter für die Gastgeber und die Abseitsstellung bei Napolis Siegtor zum 2:1. Vielleicht beeinflusste sie das Transparent der Neapel-Fans, die wegen der Anstoßzeit in Parma um 12.30 Uhr verkündeten: "Mamma, wirf' schon mal die Pasta ins Wasser - wir reiben den Parmesan!" Schlecht gepfiffen, dafür gut gerieben.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Schiri-Kommission bestraft kochendes Blut: Wenn der FC Barcelona gegen Sporting Gijon spielt, erwartet man in der Regel einen katalanischen Kantersieg. 4:0, 5:0, 10:1 - so in der Richtung. Es wurde ein verkrampftes 3:1, dafür gab's aber jede Menge Karten. Schiedsrichter Velasco Carballo verteilte elf Gelbe und einen Roten Karton. Der Platzverweis war für Gerard Pique vorgesehen - für den Barca-Innenverteidiger eine vorsätzliche, geplante Aktion. Der 25-Jährige unterstellte dem Referee, nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet zu haben, ihn vom Platz zu stellen. In der Pause hatte sich Pique beim Schiri über einen nicht gegebenen Elfmeter beschwert. Das habe Velasco Carball dazu veranlasst, ihn bei der nächstbesten Gelegenheit runterzuwerfen. Es dauerte dann auch nur ein paar Sekunden in der zweiten Halbzeit, ehe Pique in die Kabine geschickt wurde. Nun droht dem Verteidiger ein unangenehmes Nachspiel, der spanische Schiedsrichterverband hat den 25-Jährigen angezeigt. "Ich kann verstehen, dass das Blut in Pique kochte. Aber er muss unsere Leute mit Respekt behandeln. Seine Worte waren ziemlich heftig", sagte Schiri-Chef Sanchez Arminio

Shakiras Virus: Sportlich läuft's für Pique also derzeit nichzt besonders. Und Ende letzter Woche schien auch sein Privatleben empfindliche Dellen zu kriegen. Eine Hacker-Gemeinde verschickte per e-mail ein Video, auf dem angeblich Piques Freundin Shakira einen heißen Hüftschwung mit Barca-Stürmer Alexis Sanchez aufs Parkett legt. Jeder, der den Link öffnete, hat jetzt mitunter ein großes Problem. Beim Klick bohrt sich ein fieser Wurm in den Rechner und holt sich vertrauliche Bankdaten. Wenigstens kann Pique jetzt wieder ruhig schlafen.

Mourinho neuer Bayern-Trainer? Diese Frage ist mehr oder weniger Schwachsinn. Allerdings: Jose Mourinho flog am Montag nach München. In der letzten Woche war der Real-Coach nach London gereist und hatte in Spanien und in England Spekulationen genährt, er verhandle mit dem FC Chelsea. "Ich muss niemandem Rechenschaft ablegen, was ich in meiner Freizeit mache. Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, erst recht nicht die Journalisten", sagte Mourinho am Samstag. Seinen Spielern gab Mourinho bis Mittwoch frei und nutzte die Zeit für einen Trip nach München. In der bayrischen Landeshauptstadt findet am 19. Mai das Champions-League-Finale statt. Spanische Medien begannen zwangsläufig, wild zu spekulieren: Mourinho werde sich wohl schon mal nach passenden Hotels umschauen, wird gemutmaßt. Vielleicht verhandelt er ja doch mit Uli und Kalle an der Säbener Straße. Mourinhos Sprecher lernt jedenfalls schon Deutsch: "Ur alle ein Guten Morgen", twitterte Eladio Parames.

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