Rinat Achmetow mag den Luxus. Eine Wohnung am Londoner Hyde Park muss es da schon sein. Toller Ausblick, exquisite Lage, alles vom Feinsten. Der Preis von 156 Millionen Euro kann jemanden, der fast das Achtzigfache als stille Reserve in der Hinterhand hat, nicht schocken. Rinat Achmetow mag auch Fußball. Er ist Präsident von Schachtjor Donezk.
Regelmäßiger Gast in der Champions League, UEFA-Cup-Sieger 2009, alles vom Feinsten. Auch hier dreht der Mäzen den Hrywnja nicht zweimal um.
Mit einem Vermögen von rund zwölf Milliarden Euro liegt Achmetow in der Forbes-Rangliste der weltweit reichsten Personen auf Platz 39. Die meiste Kohle aller Ukrainer hat der 45 Jahre alte Oligarch aus der Bergbauregion Donbass sowieso auf dem Konto. Da lässt man schon mal ein topmodernes Stadion für über 300 Millionen Euro bauen oder stellt sich die Offensive seiner Mannschaft nach einem ebenso kostspieligen wie erfolgreichen Motto zusammen: Darf es ein Brasilianer mehr sein? Wer hat, der hat.
Vom Hütchenspieler zum milliardenschweren Geschäftsmann
Warum und woher Achmetow hat, ist eine andere Frage. Um seine Vergangenheit ranken sich viele Gerüchte. Als Hütchenspieler soll er einst angefangen haben. Andere erzählen von Zuhälterei und Schwarzmarkthandel. Man weiß es nicht genau und will auch nicht darüber reden. Immerhin kommt der leidenschaftliche Scheitelträger inzwischen als seriöser Unternehmer daher und führt ein Imperium, dessen Portfolio von Stahlgeschäften bis in die Telekommunikation reicht.
Schachtjor-Präsident ist Achmetow seit knapp 17 Jahren. Von seinem Vorgänger war dem Vernehmen nach nur noch ein linker Arm mit einer Rolex am Handgelenk übrig geblieben. Alexander Bragin, auch bekannt als der "Pate von Donezk" und so etwas wie Achmetows Mentor, hatte sich offenbar die falschen Leute zum Feind gemacht.
Man sprengte ihn auf der VIP-Tribüne des Stadions mitsamt seiner Bodyguards in die Luft. Bragins rechte Hand war bei dem Anschlag entgegen sonstiger Gewohnheiten nicht in der Arena: Sicherheitschef Achmetow nahm andere Termine wahr.
Auch Scala und Schuster versuchten sich in Donezk
Mit dem Aufstieg an die Spitze von Schachtjor wuchsen Achmetows Reichtum und Macht. Der Klub sollte das Aushängeschild der Stadt werden. Zunächst ging es aber nur schleppend voran. Der Italiener Nevio Scala, früher bei Borussia Dortmund, durfte sich als Trainer in Donezk versuchen.
Kurz darauf auch Bernd Schuster. 2004 kam dann der Rumäne Mircea Lucescu, mit ihm Kontinuität und Erfolg. Fünf der vergangenen sieben Meistertitel gingen an Schachtjor. Im Finale des UEFA-Cups bezwang man vor knapp drei Jahren Werder Bremen.
Jeder seiner Spieler erhielt von Achmetow damals eine Prämie in Höhe von 400.000 Euro. Für den Geldgeber wohl nicht mehr als eine kleine Aufmerksamkeit. Rund eine halbe Milliarde Euro soll er inzwischen in den Verein gepumpt haben. Für Spieler, Stadion, Trainingszentrum, Jugendakademie. Ein kleines Luxusreich.
Im kommenden Sommer stehen für die Stadt und den Mäzen die bisherigen Höhepunkte an. Fünf EM-Spiele finden in der Donbass Arena statt. Mit Frankreich und England. Auch die Ukraine bestreitet zwei ihrer Vorrundenpartien tief im Osten des Landes. Für Achmetow werden das Feiertage: Meine Wohnung in London, mein Fußballklub, mein EM-Stadion. Achmetow mag den Luxus.
Der Spielplan der EM 2012