Dennis Grassow kickte einst für den FC Bayern. Heute ist er Hausmeister in einem Altenheim - und glücklich. Eine Reportage.
In kurzen Hosen kommt Dennis Grassow zur Rezeption und führt umgehend in sein Büro. Es geht an einigen Tischgruppen im Empfangsbereich vorbei in einen Gang, von dem an beiden Seiten zahlreiche Zimmer abgehen. Ein Hausbewohner im Rollstuhl hält Grassow auf und fragt, ob er heute noch einmal kurz bei ihm vorbeischauen könne. Mit der Toilettenspülung stimme etwas nicht. "Natürlich", sagt Grassow, "aber erst gegen später."
Der betagte Senior weiß freilich ganz genau, dass er hier den Leiter der Haustechnik und gewissermaßen auch den Hausmeister vor sich hat. Weiß er auch von Grassows Vergangenheit? "Nein, er nicht", antwortet der 53-Jährige. "Einige hier schon, aber ich habe das nie groß zum Thema gemacht."
Doch nicht nur Grassows Hintergrund ist ein gewichtiger Grund für den Besuch in der Seniorenwohnanlage "Am Hachinger Bach", die sich in der Gemeinde Taufkirchen im Münchner Süden befindet. Grassow arbeitet hier seit dem 15. März 2012. Seitdem lässt sich Grassows Leben in zwei Abschnitte einteilen. Nur drei Jahre zuvor beendete er seine Karriere als Fußballprofi, die Ende der 1980er Jahre beim TSV 1860 München begann und Stationen in Unterhaching, Köln oder Regensburg beinhaltete - und beim großen FC Bayern.
Der deutsche Rekordmeister hat hier am Köglweg auch einen Platz gefunden, vorne im Foyer. Dort hängt ein gerahmtes Mannschaftsposter von der Saison 1997/98. "Das ist für Gäste zu einem echten Blickfang geworden", erzählt Grassow. "Einmal war ein Polizist im Haus, der hat sich das genau angeschaut. Ich lief zufällig vorbei und sagte: Schauen Sie mal, das hier oben bin ich! Der war völlig von den Socken."