Es ist ein unglaubliches Naturphänomen. Mondregenbögen sind nur bei Vollmond und nur an auserwählten Flecken der Erde zu bewundern. Einer dieser magischen Orte sind die Victoriafälle in Sambia. Mosi-oa-Tunya wird das Weltkulturerbe der UNESCO von den einheimischen Kololo genannt, was so viel bedeutet, wie "Donnernder Rauch".
Doch wenn der Mond in Livingstone besonders hell leuchtet, verliert der Wasserfall des Sambesi seinen kämpferischen Charakter und bietet mit atemberaubenden Mondregenbögen ein magisches Lichtschauspiel.
Nicht weniger beeindruckend als diese seltene Naturerscheinung war der Triumph der sambischen Fußball-Nationalmannschaft beim Afrika Cup 2012. Völlig überraschend gewann das Team unter Trainer Herve Renard in Gabun den Titel und bezwang dabei sowohl Ghana im Halbfinale als auch die Elfenbeinküste in einem denkwürdigen Finale.
Elfmeterkrimi gegen die Elfenbeinküste
Als den Mannschaften nach 120 Minuten immer noch kein Tor gelungen war, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Superstar Didier Drogba war in der 70. Minute bereits vom Punkt gescheitert und hatte so die Vorentscheidung für die Elfenbeinküste verpasst. Das folgende Elfmeterschießen schaukelte sich zu einem echten Drama hoch.
Beim Stand von 7:7 verschoss Kolo Toure für die Elfenbeinküste, sodass Rainford Kalaba die Chance hatte mit einem Tor zum Fußballhelden Sambias zu werden. Doch der Druck war zu groß, Kabala scheiterte. Es folgte der nächste Ivorer: Gervinho, mittlerweile beim AS Rom unter Vertrag, legte den Ball am Tor vorbei und lieferte Sambia so den zweiten Matchball.
Man sah betende Sambier und verzweifelte Ivorer. Doch Stophira Sunzu musste den entscheidenden Elfmeter erst noch verwandeln. Unterstützt von den Gesängen seiner Teamkollegen legte er sich den Ball zurecht, sprach ein paar letzte Stoßgebete und schlenzte den Ball ins rechte obere Eck. Sambia war zum ersten Mal Afrikameister!
Chipolopolo enttäuschen
Ein Jahr später findet sich Sambia in der tristen Fußball-Realität wieder. Beim Afrika Cup 2013 scheiterte der Titelverteidiger nach drei Unentschieden schon in der Gruppenphase und auch die Qualifikation zur WM in Brasilien verlief enttäuschend.
Zwar gelang den Chipolopolo ("Gewehrkugeln") ein bemerkenswerter Sieg gegen Ghana, aber zwei Remis gegen Lesotho und den Sudan verhinderten letztendlich das Erreichen der Playoffs, die im Oktober und November die afrikanischen WM-Teilnehmer ermitteln.
Durch die missglückte Qualifikation geriet Trainer Herve Renard schnell in die Kritik. Nach dem Triumph in Gabun hatte er versucht die Mannschaft mit einigen jungen Talenten zu erneuern, doch die Erfolge blieben aus. Am 6. Oktober bat er beim Verband um die die Auflösung seines Vertrages, um zum französischen Erstligisten FC Sochaux wechseln zu können.
Französischer Trainerwechsel
Der Verband kam dem Wunsch des Trainers nach und beförderte seinen Assistenzcoach Patrice Beaumelle vorübergehend zum Cheftrainer. Doch der 35-jährige Franzose würde den Posten auch gerne länger bekleiden: "Ich bin nicht nur ein Athletiktrainer. Ja, ich würde den Job als Nationaltrainer sehr gerne übernehmen", wird er in der "Saturday Post Online" zitiert und bewirbt sich gleich noch mit einem fast patriotischen Statement: "Ich liebe Sambia, es ist ein tolles Land mit wunderbaren Menschen."
Seinen ehemaligen Chef Renard verteidigte er vor der öffentlichen Kritik: "Es ist ziemlich unfair, dass die Menschen ihn verspotten. Er hat etwas für das Land erreicht, das niemand vor ihm geschafft hat."
Das erste Spiel des neuen Coach hat es nun gleich in sich: Es steht das Freundschaftsspiel gegen Rekordweltmeister Brasilien auf dem Plan, bei dem Beaumelle auch auf den Star seines Teams vertrauen wird. Christopher Katongo ist in Deutschland kein Unbekannter. Der 31-Jähirige ging von 2008 bis 2010 für Arminia Bielefeld auf Torejagd und erzielte in 61 Spielen zehn Tore in der ersten und zweiten Bundesliga.
Oberstabsfeldwebel Katongo
Vor und nach seiner Station in Westfalen sammelte er weitere europäische Erfahrungen in Dänemark und Griechenland, von denen er als Kapitän Sambias profitiert. Für sein Heimatland gelangen ihm in 79 Länderspielen 19 Tore. Darunter ein wichtiger Hattrick im Qualifikationsspiel für den Afrika Cup gegen Südafrika und drei Tore beim Afrika Cup 2012, durch die er gemeinsam mit Pierre-Emerick Aubameyang nicht nur bester Torschütze wurde, sondern auch als Spieler des Turniers sein Land zum ersten Triumph bei einer Afrikameisterschaft führte.
Nach dieser großartigen Leistung wurde er sogar in der Armee befördert und stieg zum Oberstabsfeldwebel auf. Der Sprecher der Armee begründete die Entscheidung mit den Worten: "Wir haben Christopher Katongo aufgrund seines vorbildlichen Führungsstils und seiner Fähigkeiten befördert, die zu der guten Leistung des Teams beigetragen haben."
Katongo zeigte sich von der Entscheidung überwältigt: "Ich bin sprachlos und finde nicht die richtigen Worte. Ich kann dem Präsidenten nur dafür danken, dass er meine Anstrengungen wahrgenommen hat." Seit 2011 spielt der Stürmer für den chinesischen Verein Henan Jianye.
Entwicklungsland Sambia
Mit seiner Karriere lebt Katongo den Traum vieler sambischer Kinder und Jugendlicher, durch den Fußball der Armut in Afrika zu entkommen. Viele der 14 Millionen Einwohner des Entwicklungslandes im südlichen Afrika leben in extremer Armut. Dementsprechend hoch sind laut "Auswärtigem Amt" die Kindersterblichkeit (88 Prozent), Lebenserwartung (49 Jahre) und Analphabetenquote (29 Prozent).
Die instabile Wirtschaft ist stark vom Kupferbergbau abhängig. Aufgrund der schwankenden Preise für Kupfer auf dem Weltmarkt leidet das Land häufig unter wirtschaftlichen Krisen. Ein Ausweg scheint der Tourismus zu sein. Mit der eindrucksvollen Tiervielfalt und den Victoriafällen lockt Sambia immer mehr ausländische Besucher ins Land. Städte wie Livingstone entwickeln sich durch die Einnahmen aus dem Tourismus rasant, sind jedoch noch die Ausnahme.
Die ärmlichen Verhältnisse im Land schlagen sich auch auf den Fußballverband nieder. Streitigkeiten über die Socken eines Spielers wie beim DFB müssen den Verantwortlichen wie eine Farce erscheinen. Im sambianischen Fußballverband hat man ganz andere Probleme. So trainierte das Nationalteam am Freitag in Peking mit nur 13 Spielern, da die Anreise einiger Spieler noch nicht geklärt war.
Schwere Bedingungen für professionelles Arbeiten
Zudem sträubt sich der kongolesische Verein TP Mazembe drei Spieler für das Länderspiel gegen Brasilien freizugeben und verstößt damit gegen FIFA-Regularien. "Wir hoffen nur, dass die drei Spieler aus dem Kongo noch zu uns stoßen. Sie sind Schlüsselspieler für uns, deshalb hätten wir sie sehr gerne hier", sagte Trainer Beaumelle. Zumal weitere wichtige Spieler wie Collins Mbesuma, Mukuka Mulenga, Davies Nkausu und Rodger Kola wegen Verletzungen auszufallen drohen.
Wenn am Dienstag der Confederations-Cup-Sieger 2013 im Vogelnest-Stadion in Peking auf den Afrika-Cup-Meister 2012 trifft, könnten die Unterschiede zwischen den Teams also nicht größer sein. Dennoch möchte Beaumelle "locker" ins Spiel gehen: "Der Name Brasilien schüchtert uns nicht ein."
Sambia im Überblick