Wenn über die Nachfolge von Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund gesprochen wurde, war sein Name fast immer dabei. Jürgen Klopp soll Mitroglou sogar höchstpersönlich beim Playoff-Spiel der griechischen Nationalmannschaft in Bukarest beobachtet haben.
Auch auf der Insel beschäftigte man sich intensiv mit der der Personalie. Arsenal-Coach Arsene Wenger bezeichnete Mitroglou als "Spieler, den man auf dem Schirm haben muss" und in Liverpool wurde er als Ersatz für den abwanderungswilligen Suarez gehandelt.
Alle Zeichen standen auf einen Wechsel des Griechen, dessen Vertrag bei Olympiakos Piräus im Sommer 2016 auslaufen würde und der zudem mit einer Ausstiegsklausel von etwa acht Millionen Euro ausgestattet war. Doch der 25-Jährige widerstand den Lockrufen der großen Namen und des hochdotierten Jahresgehalts und verlängerte um ein weiteres Jahr bei Piräus.
Ungewöhnlich ist vor allem, dass er in seinem neuen Kontrakt auf eine Ausstiegsklausel verzichtete und seinem Verein so zu großer Planungssicherheit verhalf: Mitroglou wird auch in den kommenden Jahren für Piräus auf Torejagd gehen. Und falls es ihn wiedererwartend doch frühzeitig zu einem der großen Namen ziehen sollte, dann entscheidet der Verein über die Ablösesumme - denn es gibt keine festgeschrieben Klausel.
Kein Glück am Niederrhein
Mitroglous Entscheidung, Olympiakos treu zu bleiben, ist eine Herzensangelegenheit. Als in Deutschland verschmähtes Sturm-Talent investierte Piräus kolportierte 200.000 Euro, um Mitroglou, der damals für die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach spielte, nach Griechenland zu locken.
Geboren in der Hafenstadt Kavala, wanderte Mitroglou schon im Kindesalter mit seinen Eltern aus und wuchs fortan am Niederrhein auf. Dort sammelte er beim SV Neukirchen und dem TuS Preußen Vluyn die ersten Fußball-Erfahrungen, ehe er 2001 zum MSV Duisburg wechselte.
Als ihn Mönchengladbach dann in den Fohlenstall holte, wo er mit 38 Toren in 35 Spielen für Aufsehen sorgte und in die zweite Mannschaft berufen wurde, sah alles nach einer vielversprechenden Karriere aus.
Doch es kam anders: In 23-Regionalliga-Spielen gelang dem "Pistolero", wie ihn seine Mitspieler nannten, kein einziger Treffer für die Borussia. Deutlich besser lief es in der U-19 Griechenlands, für die er bei der EM in Österreich auflief und drei der insgesamt fünf Tore erzielen konnte.
Papas Liebling
Piräus wurde aufmerksam, nahm Kontakt zu Gladbach und Spieler auf und vermeldete schon kurze Zeit später Vollzug. Ein Grund für den schnellen Wechsel war sicherlich auch Vater Georgios Mitroglou, der schon immer davon geträumt hatte, seinen Sohn eines Tages im rot-weißen Trikot seines Lieblingsvereins Olympiakos auflaufen zu sehen.
Zurück in Griechenland, hatte Mitroglou zunächst ungewöhnliche Eingewöhnungsschwierigkeiten. Zu holprig war sein Griechisch, zu ungewohnt die Umgebung für einen jungen Mann, der in Neukirchen-Vluyn aufwuchs, einer kleinen, idyllischen Stadt nahe der holländischen Grenze, in der es nicht mal einen Bahnhof gibt.Auch heute wohnt er mit seiner deutschen Freundin in Nea Smyrni, einem kleinen Vorort Athens und lehnte sämtliche Angebote des Vereins, sich in einer der nobleren Gegenden in einem stattlichen Anwesen niederzulassen, ab.
Interviewanfragen werden nur in den seltensten Fällen bedient, egal ob aus dem In- oder Ausland. "Ich bringe meine Leistung auf dem Platz, das ist doch erstmal am wichtigsten", sagte er, angesprochen auf seine Medien-Scheue, bei einem der wenigen Interviews.
Griechenlands Fußballer des Jahres
Um ihm die Spielpraxis zu verschaffen, die man als Talent in der Spitzenmannschaft eines Landes nur sehr selten bekommt, verlieh Olympiakos ihn zweimal. Und Mitroglou nutze beide Stationen.
Bei Panionios Athen erzielte er in elf Partien acht Treffer, Atromitos Athen führte er mit einer kaum schlechteren Bilanz (28 Spiele, 16 Tore) sogar in das Pokalfinale. Als Griechenlands Fußballer des Jahres kehrte er mit Ende der Leihe zu Piräus zurück.
Ob als Doppelspitze mit Rafik Djebbour in der letzten, oder mit Javier Saviola in dieser Saison - Mitroglou schießt Tore am Fließband. Und das in allen Wettbewerben. Längst ist er auch der Alleinunterhalter im Sturm der griechischen Nationalmannschaft, die er mit drei Toren in den Playoffs gegen Rumänien zur WM 2014 schoss.
"Die ganze Welt liegt ihm zu Füßen", schrieb die griechische Zeitung "Protathlitis" damals. Vielleicht ist es nicht wirklich die ganze Welt, aber mit Sicherheit eine ganze Nation, die im "Deutschen", wie er in Griechenland genannt wird, eine neue Heldenfigur sieht.
Piräus kein Sprungbrett
Dass Piräus für Mitroglou mehr als nur ein Sprungbrett ist, hat er mit seiner Vertragsverlängerung eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch wenn er eine Rückkehr nach Deutschland für durchaus möglich hält: "Natürlich, die Bundesliga ist für jeden Spieler eine Herausforderung." Dennoch zahlt er Olympiakos das in ihn gesetzte Vertrauen nicht nur mit jedem Tor, sondern auch mit seinem Verbleib zurück.
Dort, wo man auf ihn gezählt, in ihn investiert und ihm Zeit gegeben hat, sich zu dem zu entwickeln, der er heute ist: Einer der gefährlichsten Stürmer Europas.
"Seit 2007, als ich bei Mönchengladbachs A-Junioren und dem Regionalligateam gekickt habe, sind einige Jahre vergangen. In dieser Zeit habe ich immer versucht, mich stets zu verbessern. Natürlich gehört viel Geduld und auch das nötige Quäntchen Glück dazu", kommentierte er kürzlich seinen rasanten Lebensgang.
Es ist wahrscheinlich, dass es auch Mitroglou in den kommen Jahren zu einem der wirklich großen Vereine ziehen wird, mit dem er auch in der Champions League eine wichtige Rolle spielen kann. Bis dahin gilt für den Stürmer allerdings: Hellas, sonst nichts!
Konstantinos Mitroglou im Steckbrief