Jose Mourinho spinnt sein Bild vom Chelsea-Pferdchen weiter. Was kommt als Nächstes? Meerschweinchen? Italiens Presse hat kein Mitleid mit dem weinenden Mario Balotelli. Und die spanischen Teams haben mal wieder ein Problem mit Leo Messi.
Serie A
Von Oliver Birkner
Tränen des Spieltags: Die gehören natürlich Mario Balotelli. Der 23-Jährige weinte nach seiner Auswechslung im Spiel gegen Napoli (1:3) wie ein kleiner Junge. Der sonst so harte Mario wurde ganz weich. Irgendwie hatte er auch allen Grund dazu. Im Verein läuft es derzeit alles andere als rund, die eigene Leistung ist seit Monaten teils unterirdisch und nun hat Super Mario auch noch die Bürde eines Vaters.
Unter der Woche erkannte Balotelli die Vaterschaft der einjährigen Tochter seiner Ex-Freundin Raffaella Fico an. Zudem wurde der Stürmer gegen Napoli fast durchgehend ausgepfiffen - so was prallt an keinem so einfach ab. Ob seine wunderliche Frisur, die er unter der Woche via Twitter in einer Fotoserie zur Schau stellte, ebenfalls zu den Pfiffen beitrug ist nicht überliefert.
Eher nicht. Die geriet bei Balotellis schwacher Leistung nämlich zur Nebensache, was die "Gazzetta dello Sport" zu folgendem Urteil brachte: "Schluss, die Toleranz ist zu Ende! Lieber Mario, raff Dich auf und setz Dich in Bewegung. Wenn Du weiterhin so schlecht spielst, wirst Du bald nicht mehr zum Einsatz kommen. Das Problem ist weder technisch noch taktisch. Deine Haltung ist einfach falsch." Armer Mario.
Langweiler des Spieltags: Das Derby della Capitale. Was hatte man sich nicht vom Derby in der Ewigen Stadt erhofft? Tore, Karten, Emotionen. Und was gab's am Ende? Nichts davon.
Gut, immerhin vier gelbe Karten (drei für Lazio und eine für die Roma). Aber kommt schon, dann doch wenigstens Tore! Aber nicht einmal das gelang. Womit dann auch die Emotionen auf der Strecke blieben und ein doch sehr graues Derby im Olimpico zu bestaunen war.
Dabei versuchten es die Giallorossi immerhin einige Male, aber von Lazio kam gar nichts. Die italienische Presse machte dafür Miro Klose verantwortlich. Nichts mit "Il Panzer" und so. Nein, "Klose erlebte einen schlechten Tag und verärgert Coach Reja", schrieb die "Gazzetta dello Sport". Er habe die Gelegenheiten nicht so genutzt, wie er konnte, hieß es weiter.
In der Statistik sind zwei Torschüsse für die Laziali verbucht. Die hätte der Miro halt echt mal machen können.
Und sonst? Auch wenn Diego Maradona schon seit einiger Zeit nicht mehr allzu oft in Italien weilt, ist er dennoch der Tifosis liebstes Kind. Irgendwie. Der Grund für Maradonas Fernbleiben sind bekanntlich seine Steuerschulden. Als er nun in Dubai am Flughafen von einem Unbekannten gebeten wurde, diese doch alsbald mal zu zahlen, reagierte der Goldjunge gewohnt lässig: "Die zahl ich dir direkt in dein Gesicht." Anschließend wurde noch kurz der Mutter des frechen Forderers ein recht offener Umgang mit ihrer Sexualität vorgeworfen ("Figlio di Puttana") und schon war die Sache zwischen zwei Gentlemen geklärt.
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Premier League
Von Raphael Honigstein
Pechvögel des Spieltags: Wenn 64-Jährige Männer an einem Bahnsteig ausrutschen und rücklings auf den Boden knallen, ist das eigentlich nicht so lustig. Aber ganz England amüsierte sich am Samstag prächtig über Arsene Wengers kleines Malheur im Liverpooler Bahnhof, weil es so schön ins Bild passte: wenige Stunden zuvor war Arsenal beim 1:5 gegen Liverpool ja genauso böse ausgerutscht.
Das Debakel an der Anfield Road gegen die fantastisch aufspielenden Reds fiel so krass aus, dass die englischen Buchmacher Arsenals Meisterschaftsquote gleich mal auf 8-1 erhöhten. "Ich habe den Trainer noch nie so böse in der Kabine erlebt", berichtete Mikael Arteta, der zusammen mit dem völlig farblosen Mesut Özil zu den schwächsten Akteuren in einer durchweg schwachen Truppe zählte.
Wenger sprach, wie immer, von mentalen Problem und gab zu, dass die Niederlage "Fragen" aufwarf. Doch das war nicht alles. Gerüchte um eine Auseinandersetzung zwischen Per Mertesacker und Yaya Sanogo - Merte ging mit einen Veilchen ins Spiel - der angekündigte Abschied von Bacary Saga und Ersatzkeeper Lukas Fabianski (beide schlugen Angebote für eine Vertragsverlängerung aus) und die mitternächtlichen Aktivitäten von Olivier Giroud rundeten ein verkorkstes Wochenende ab.
Die irische Ausgabe der "Sun" berichtete von einem Besuch von Unterwäsche-Modell Celia Kay in Girouds Hotelzimmer vor dem Match gegen Crystal Palace vor einer Woche. Das könnte zumindest erklären, warum französische Mittelstürmer zur Zeit so ausgelutscht wirkt.
Metapher des Spieltags: Gab es in Portugal früher "Stafette" zu lesen? Diese Frage kam auf, als Jose Mourinho sich nach dem überzeugenden Sieg bei Manchester City am vergangenen Montag als Freund von possierlichen Metaphern zeigte. "In diesem Rennen gibt es zwei große Pferde und ein kleines Pferd, das noch die Milch braucht und lernen muss, zu springen", hatte "Mou" (oder sollte man ihn besser "Müh" nennen?) behauptet.
Das kleine Pferdchen Chelsea: eine liebliche Vorstellung. Am Samstag hatte der Trainer aber selbst genug von solchen Schmonzetten und griff verbal zum Messer.
"Es ist Zeit, die Pferde zu schlachten", lachte er diabolisch. Und er hatte gleich den nächsten Gag auf Lager. "Wir denken nicht an die Meisterschaft, das ist nicht unser Ziel", flunkerte Mourinho, "wir schauen nur auf den fünften Platz. Erst einmal müssen wir den Abstand zum fünften Platz vergrößern, dann können wir weitersehen." Nächste Woche: Chelsea als Meerschweinchen oder so.
Und sonst? "Heute war es so schlimm wie nie", stöhnte David Moyes nach dem peinlichen 2:2 gegen den Tabellenletzten Fulham. United hatte im Old Trafford genügend Chancen, um die Londoner zu besiegen, aber im Moment gehen die Dinger einfach nicht rein. Immerhin lieferten Red Devils erstmals den Beweis, dass man auch mit dem neuen Trainer sehr hoch und weit kommen kann: 81 Flanken in 90 Minuten bedeuteten einen neuen Premier-League-Rekord.
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Primera Division
Von Frank Oschwald
Der Wechsel des Spieltags: Kurioses ereignete sich in der Partie Osasuna gegen Getafe. Zugegeben, nicht gerade ein Straßenfeger oder Quotenbringer im Fernsehen. Und generell auch kein Versprechen für höchst ästhetischen Fußball. Aber den muss man ja auch nicht zeigen, wenn man andere Dinge zu bieten hat.
Zwischen der 40. und 45. Minute mussten beide Teams jeweils zwei Auswechslungen tätigen und das nicht, weil es sportlich nicht lief. Nein. Vier Spieler verletzten sich in den fünf Minuten vor der Pause.
Den Anfang machte beim Madrider Vorstadtklub die Ex-VfB-Stürmerikone Ciprian Marcia in der 40. Minute. Nur eine Minute später ging bei Osasuna-Oldie Paxi Punal rein gar nichts mehr. Eine Minute vor der Pause konnte Getafes Rafa nicht mehr bis zum Halbzeitpfiff warten und um die ganze Sache dann noch rund abzuschließen, ging Miguel de las Cuevas in der 45. angeschlagen vom Feld.
Für die zweite Hälfte schwante beiden Trainer schon Böses. Doch Glück gehabt. Sowohl Luis Garcia als auch Javi Gracia mussten nur noch einmal wechseln. Und das nicht mal verletzungsbedingt. Cejudo und Michel verließen den Platz tatsächlich aus Leistungsgründen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Beide Teams konnten die Partie mit elf Spielern beenden. Achja, Osasuna gewann mit 2:0. Für die Entscheidung sorgte, na klar, ein Einwechselspieler. Roberto Torres traf in der 88. Minute zum Endstand.
Spanische Verhältnisse des Spieltags: Von wegen! Endlich hat es mal wieder ein Klub geschafft in die Phalanx der Big Two einzubrechen. Atletico ärgert Barca und Real schon die ganze Saison und trieb den Spaß in der letzten Woche sogar auf die Spitze, als man sich eiskalt die Tabellenführung schnappte. In Spanien und in ganz Europa waren die Feierlichkeiten groß. Selbst in Villabajo wurde gefeiert.
Das war dann wohl zu viel Druck auf dem Simeone-Team. Unter der Woche gab's gegen die Königlichen im Pokal ein sattes 0:3 und am Wochenende in La Liga legte man einen blutleeren Auftritt in Almeria hin. Tabellenführung futsch.
Aber gegen den Underdog war natürlich nicht das schwache Spiel der eigenen Truppe Schuld, Atleticos Tiago witterte Verschwörung auf höchster Ebene. "Ich bemerkte seltsame Dinge. Aber ich will nicht viel über den Schiedsrichter sprechen, das könnte schief gehen. Aber ich habe das Gefühl, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht - und das schon seit Jahren", erklärte der Mittelfeldspieler nach dem 0:2.
Davon auszugehen, dass Real und Barca die Liga seit Jahren nur beherrschen, weil sie von den Schiedsrichtern und dem spanischen Fiskus bevorzugt behandelt werden, würde jetzt doch ein wenig zu weit gehen. Immerhin haben sie sich vor der Saison auch gut verstärkt. Bei den Transfers von Gareth Bale (Real) und Neymar (Barca) gab es ja auch kaum Nebengeräusche. Soll sich Tiago doch mal bei Sandro Rosell erkundigen. Es geht alles mit rechten Dingen zu. Wirklich alles. Immer.
Und sonst? Bevor es untergeht: Leo Messi hat mal wieder einen Rekord aufgestellt. La Pulga ist der einzige Spieler in Spanien, der für nur einen Klub 334 Tore erzielt hat. Am Sonntag traf er bei der Wasserschlacht in Sevilla doppelt.
Der Grund dafür war wohl der angekratzte Stolz des Argentiniers, wenn es nach Martino geht: "Diejenigen, die etwas Negatives über ihn sagen, müssen erkennen, dass sie damit seinen Stolz verletzen. Und wenn man so etwas mit dem besten Fußballer der Welt tut, dann geschieht das, was wir heute gesehen haben."
Also liebe Barca-Gegner: Dem Leo immer schön Honig ums Maul schmieren, dann schießt er auch keine zwei Buden gegen euch. Sondern vier. Auch blöd.