"Nur eine Person könnte Blatter schlagen", sagte Platini und erwiderte auf die überraschte Nachfrage, ob er sich meinte: "Oui."
Er witzelte sogar, dass er, wenn er "zur FIFA" geht, auch dort "viele Ideen" haben könnte. Mehr als der derzeitige Amtsinhaber. Eine Stunde zuvor hatte die UEFA in Astana mit der Nations League die nächste Platini-Revolution abgesegnet. Auch die erste paneuropäische EM 2020 und die neue "Fußball-Woche" in der EM-Qualifikation gehen auf das Konto des 58-jährigen Franzosen.
Mit diesen Reformen hat sich der ehemalige Weltklassespieler bei seiner UEFA seit der Wahl 2007 eine Wohlfühlzone aufgebaut. Die europäischen Vertreter des Weltfußballs stehen wie eine Wand hinter ihrem Präsidenten, der vom Verbandssitz in Nyon immer deutlicher in die Oppositionsrolle schlüpft.
Auch Niersbach ein Kandidat
An der FIFA-Spitze würde ein rauerer Wind wehen. Deshalb wird sich Platini genau überlegen, ob er bei der FIFA-Wahl 2015 antritt und diese Macht aus der Hand gibt, wobei DFB-Chef Wolfgang Niersbach immer wieder als künftiger UEFA-Präsident gehandelt wird, sollte Platini den FIFA-Thron besteigen. Und das Verhältnis von Niersbach zu Platini kann als vertrauensvoll bezeichnet werden.
Platini wird sich dennoch die Frage stellen, ob er bei einem großzügigen Verzicht auf den Wahlkampf nicht besser dastehen würde. In Astana wurde eben dieses Motto deutlich: Ich weiß, dass ich könnte, wenn ich will - stark genug bin ich.
Also lieber als UEFA-Präsident noch eine weitere Amtszeit gegen den dann über 80-jährigen Blatter sticheln und als noch mehr gefeierter "Retter" aufsteigen? Erklären will sich Platini "nach der Sommerpause", nach der angekündigten Erklärung Blatters im Sommer, der sich um eine fünfte Amtszeit offenbar bitten lassen will.
Platini wettert
Bis dahin wird Platini, wahrscheinlich auch beim großen FIFA-Kongress in Sao Paulo (10. bis 11. Juni) unmittelbar vor der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli), weitere Gelegenheiten nutzen, die Missstände bei der FIFA anzuprangern.
Am Donnerstag wetterte der Franzose, der im FIFA-Exekutivkomitee sitzt, gegen den ausufernden Menschenhandel bei Transfers, gegen die sogenannte Dritteigentümerschaft. Diese stelle "das Prinzip der menschlichen Würde in Frage" und gehöre zu den "bedrohlichsten Problemen in unserem Sport". Gegen das Blatter laut Platini zu wenig bis gar nichts unternimmt.
Zustimmung von Fußball-Welt
"Irgendwann einmal muss man aufhören, sich hinter Kommissionen, Unterkommissionen, Berichten von Expertengruppen und wissenschaftlichen Studien zu verschanzen", sagte Platini - und erntete von den europäischen Fußballweisen breite Zustimmung.
Allerdings wird auch Platini wissen, dass gerade solche Reden nicht überall im Weltfußball gut ankommen. Zumindest hinter vorgehaltener Hand dürften beispielsweise die südamerikanischen Vertreter nicht allzu großes Interesse an einer Änderung des Transferrechts haben - die Dritteigentümerschaft ist bei weitem nicht überall so verpönt. Der Applaus, den Platini so mag, hält sich dort in Grenzen. Ob er auf diesen verzichten kann und will wird sich zeigen.