Im vorübergehend wegen Krawallen unterbrochenen Pokalfinale kassierte der Meister und Spitzenreiter in Rotterdam gegen den krassen Außenseiter PEC Zwolle eine sensationelle 1:5 (1:4)-Pleite und muss nach seiner höchsten Niederlage in einem Cup-Endspiel im nationalen Profi-Fußball seit 60 Jahren weiter auf seinen ersten Pokalerfolg seit 2010 warten.
Ajax muss nach Aussage des für den Profi-Fußball zuständigen Direktors beim niederländischen Verband (KNVB), Bert van Oostveen, mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Möglicherweise muss Ajax als erste Maßnahme das kommende Ligaspiel am Sonntag bei Heracles Almelo ohne eigene Fans bestreiten.
Am Ostermontag wurden Stimmen von Fans laut, die den Organisatoren in Rotterdam und den Ajax-Verantwortlichen zu lasche Eingangskontrollen vorwerfen.
Der Amsterdamer Klub bestätigte, dass gründliche Durchsuchungen nur stichprobenartig durchgeführt wurden. Einzig bereits in der Vergangenheit auffällige Anhänger wären komplett kontrolliert worden.
Pyros schon vorher im Block?
Insgesamt sei 75 Zuschauern wegen des Besitzes von Pyrotechnik, Drogen oder Karten mit falschem Namen der Zugang verweigert worden.
Der Rotterdamer Stadiondirektor äußerte die Vermutung, Feuerwerkskörpern und Rauchbomben seien bereits vor dem Spiel im Block versteckt worden.
Das Geschehen im Endspiel im De-Kuip-Stadion war angesichts der Randale von Ajax-Hooligans lange in den Hintergrund geraten.
Durch den Abschuss von Feuerwerkskörpern und Rauchbomben provozierten die Krawallmacher schon kurz nach dem Anpfiff eine halbstündige Unterbrechung.
"Hört auf mit der Scheiße"
Nachdem die pyrotechnischen Geschosse der Chaoten wiederholt im Ajax-Strafraum gezündet hatten und ein Appell von Amsterdams Sportdirektor Edwin van der Sar ("Hört auf mit der Scheiße, sonst wird das Finale abgebrochen und wir verlieren") erfolglos geblieben war, schickte der Schiedsrichter beide Teams vorübergehend in die Kabine.
Nach Wiederbeginn blieben weitere Zwischenfälle zwar aus, dennoch meldete die Polizei nach dem Abpfiff die Verhaftung von insgesamt 80 Ajax-Krawallmachern.
"Was sich unsere Fans geleistet haben, ist ein Skandal", wetterte Trainer Frank de Boer nach Spielschluss. 30 Hooligans wurden wegen der Vorkommnisse auf den Rängen verhaftet.
50 weitere Ajax-Anhänger wurden in Gewahrsam genommen, weil die Gruppe die Rückreise im bereitstehenden Bus nicht antreten wollte.
"Das darf keine Ausrede sein"
De Boer wollte das Verhalten der eigenen Fans jedoch nicht als Erklärung für das Debakel seiner Elf akzeptieren: "Das kann und darf keine Ausrede sein", sagte der Ex-Nationalspieler.
Zwolle, das den frühen 0:1-Rückstand nach der Unterbrechung in seinem insgesamt dritten Cup-Endspiel schon bis zur Pause in ein 4:1 umgewandelt hatte, feierte durch den Triumph über den hochfavorisierten Spitzenreiter der Ehrendivision den ersten Titel seiner 104-jährigen Vereinsgeschichte.
Der Tabellenneunte hat einen Jahresetat von 8,7 Millionen Euro, der von Ajax liegt bei rund 100 Millionen. In Zwolle feierten 30.000 Fans ihre Pokal-Helden mit einer Grachtenfahrt und einer Feier in einem Park.
Als Nachfolger von AZ Alkmaar nimmt das vom Deutsch- und Geschichtslehrer Ron Jans trainierte Team, aus dem einst die Topspieler Johnny Rep und Jaap Stam hervorgegangen waren, erstmals an einem internationalen Wettbewerb teil.
Die niederländische Eredivisie im Überblick