Blatter steht der FIFA seit 1998 als Präsident vor. Ende August hatte sein bis dahin härtester Konkurrent Michel Platini (59), Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA), seinen Verzicht auf den Wahlkampf gegen den FIFA-Boss verkündet.
Bei der Wahl am 29. Mai 2015 in Zürich warten auf Blatter somit keine ernstzunehmende Gegenkandidaten. Ebenfalls um das Präsidentenamt bewirbt sich der Franzose Jérôme Champagne (56), dem allerdings gegen Blatter keine Chancen eingeräumt werden.
Neue Amtszeit als große "Mission"
Blatter hatte seine Kandidatur schon während des FIFA-Kongresses im Juni in Sao Paulo angekündigt und seine nächste Amtszeit zum Teil einer großen "Mission" erhoben - dessen Ziel aber nur er kennt. "Zusammen werden wir die neue FIFA aufbauen", hatte er damals gesagt. Dass er drei Jahre zuvor mal erklärt hatte, 2015 nicht mehr antreten zu wollen? Vergessen. Ein lautloser Übergang zu einem ambitionierten Nachfolger? Nicht vor 2019.
In Brasilien habe er die Rückendeckung der Nationalverbände gespürt, hatte Blatter zuletzt immer wieder bestätigt. Die "Unterstützung" sei von der "Mehrheit" gekommen, sogar eine "große Mehrheit" der Nationalverbände habe ihn aufgefordert: "Bitte machen Sie weiter, bleiben Sie auch in Zukunft unser Präsident", berichtete Blatter über die Einigkeit in der von ihm so gerne erwähnten "Fußball-Familie".
Platini verweigert Unterstützung
Widerstand gegen das Verhalten und die Entscheidungen des FIFA-Präsidenten war nur aus Europa gekommen. Die 54 UEFA-Mitgliedsverbände hatten Blatter während der WM offen das Vertrauen entzogen, auch Platini bekräftigte Ende August nochmals: "Ich werde ihn nicht unterstützen." Wie aktuell das auch noch im kommenden Jahr ist, wird sich zeigen. Wolfgang Niersbach (63), Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), kündigte zuletzt weitere Gespräche innerhalb der UEFA über den Umgang mit dem Blatter-Kurs an. Das klang ergebnisoffener als bei Platini.
Hoffen können die Blatter-Gegner allerdings weiterhin auf die Ergebnisse des 350 Seiten umfassenden Garcia-Berichts, der inzwischen der Spruchkammer des Weltverbandes mit dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert (München) vorliegt. In diesem könnte die unabhängige FIFA-Ethikkommission mit Chefermittler Michael Garcia durchaus über Korruption und Betrug bei der doppelten WM-Vergabe 2018 (Russland) und 2022 (Katar) berichten - dem folgenden Erdbeben in der Sportpolitik würde wohl selbst Blatter nur sehr schwer standhalten können.
Mit einem (öffentlichen) Ergebnis ist aber nicht vor Ende Oktober zu rechnen.