Zumal der 51-Jährige per offizieller Mitteilung auf der Homepage des FC Barcelona am späten Sonntagabend die Schocknachricht erhielt, dass sein Kapitän wegen einer "Überlastung im rechten Adduktorenmuskel" eine Auszeit nehmen muss.
Da weilte Martino schon in der italienischen Hauptstadt, wo er am Montag eine der beiden All-Star-Mannschaften beim von Papst Franziskus initiierten interreligiösen Friedensspiel betreute.
Ohne Messi, ohne Inter Mailands Stürmer Rodrigo Palacio, der mit einer Verletzung im linken Knöchel passen muss, und ohne Agustín Orion, Torhüter Nummer drei der Gauchos, müssen die Südamerikaner in Düsseldorf auskommen. Martino kann aber immerhin mit den übrigen 20 WM-Akteuren das schwere Erbe des nach dem verlorenen Finale von Rio de Janeiro zurückgetretenen Alejandro Sabella antreten.
Priorität nicht das Ergebnis
Schon vor dem Abflug Richtung Europa hatte Martino, der Paraguay bei der WM 2010 ins Viertelfinale und bei der Copa América 2011 ins Endspiel führte und dabei international einen guten Ruf erwarb, die Revanchegelüste gegen die DFB-Elf ganz außen vorgestellt: "Die Priorität wird nicht das Ergebnis sein, sondern den Spielern, unsere Idee nahezubringen." Der neue Trainer sucht beim ersten Kontakt mit seinen neuen Untergebenen "Feeling und einen guten Dialog".
Der Link zum Team wird dabei Ersatzkapitän Javier Mascherano sein. Beide kennen sich aus der gemeinsamen Vorsaison beim FC Barcelona, die für Martino mit dem Gewinn des spanischen Supercups vielversprechend begann, nach den verpassten Titeln in Champions League, Meisterschaft und Pokal aber ein unvermeidlich schnelles Ende nahm.
Mascherano lobt dennoch seinen alten (Klub-) und neuen (Selección-)Chef als "ehrenvollen Mann, der äußerst viel von Fußball versteht". Und deshalb bekennt "El Jeficito", der kleine Chef: "Ich hoffe, dass wir den Weg, den die Nationalmannschaft in den letzten zwei Jahren eingeschlagen hat, fortsetzen können."
"Für immer im Kopf"
Der späte Siegtreffer von Mario Götze im WM-Finale hängt dem Anführer vor der Abwehr dennoch nach. "Dies wird für immer im Kopf hängenbleiben. Wir waren viel zu nahe dran, dass es heute nicht noch schmerzt. Aber das Leben geht weiter", gesteht der 30-Jährige.
Ein Leitspruch, den sich vor allem Ángel Di María zum Start der neuen Saison auf die Fahnen schreiben wird. Denn der 26 Jahre alte Mittelfeldmann durchlebte mit seinem 75 Millionen Euro teuren "Zwangstransfer" zu Manchester United ein noch nicht verarbeitetes WM-Nachspiel.
WM? - Schnee von gestern
"Es wurden viele Dinge, viele Lügen gesagt. Sie wollten mir immer die Initiative anheften, den Klub zu verlassen. Aber das war nicht so", schrieb der im WM-Finale verletzte Di María enttäuscht in einem offenen Brief nach seinem ungewollten Abschied von Real Madrid. Am Samstag gab er beim 0:0 gegen Aufsteiger Burnley ein farbloses Debüt bei den Red Devils aus Manchester.
Martino vertraut den Vize-Weltmeistern, verspricht für die kommenden Länderspiele auf der Asien-Reise im Oktober gegen Brasilien in Peking und gegen Hongkong aber neue Gesichter.
Auf der Führungsebene des Verbandes hat der Neuanfang nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Verbandspatrons Julio Grondona sowie dem Abschied von Nationalmannschaftsmanager Carlos Bilardo, Weltmeister-Coach von 1986, dagegen schon begonnen. Nicht nur deshalb ist die WM in Brasilien zumindest für Martino Schnee von gestern.