Bernstein setzt auf WM-Boykottdrohung

SID
David Bernstein (r.) zieht einen WM-Boykott der UEFA in Betracht
© getty

In der Krise beim Fußball-Weltverband FIFA hat Englands frühere Verbandschef David Bernstein die Drohung mit einem WM-Boykott als Druckmittel ins Gespräch gebracht.

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England erhöht den Druck auf den Fußball-Weltverband FIFA. Der frühere Verbandschef David Bernstein hat die Androhung eines WM-Boykotts ins Gespräch gebracht. Seiner Meinung nach sollten der Europa-Verband UEFA oder zumindest die stärksten Nationen des Kontinents den Verzicht auf die Teilnahme an der nächsten WM-Endrunde 2018 in Russland in Betracht ziehen, um Veränderungen bei der FIFA und ihrer Spitze unter Präsident Joseph S. Blatter zu bewirken. Der aktuelle FA-Chef Greg Dyke schrieb unterdessen einen Protestbrief an die Mitglieder der FIFA-Exekutive.

"England hat in und mit der UEFA die Kraft, Einfluss auf die FIFA zu nehmen, aber um das tun zu können, müsste man mit dem Boykott der kommenden WM drohen, bis angebrachte Reformen inklusive Blatters Verzicht auf eine weitere Amtszeit von der FIFA umgesetzt sind", sagte Bernstein in einem Interview mit der "BBC". Die FIFA erinnere ihn "ein bisschen an das frühere Sowjetreich, in dem jeder Kritiker unterdrückt wurde. Das klingt drastisch, aber es wird seit Jahren nicht besser, es wird schlimmer und schlimmer".

Katar kommt ungeschoren davon

Bernstein setzt angesichts der unterschiedlichen Positionen in der UEFA seine Hoffnungen besonders auf die großen Nationen in Europa. "Die UEFA hat über 50 Mitgliedsverbände, und vor allem starke Länder wie Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und die Niederlande. Ohne diese Länder kann man kein ernsthaftes WM-Turnier absolvieren. Diese Länder haben deswegen auch die Macht, bei der FIFA Einfluss zu nehmen, wenn sie auch den Willen dazu haben", betonte der 71-Jährige.

Der amtierende FA-Boss Dyke forderte in seinem Brief an die Exko-Vertreter erneut die vollständige Veröffentlichung des Garcia-Reports. "Wir können so nicht weitermachen. Vollständige Transparenz ist erforderlich, wenn die Handlungen all derjenigen, die sich um die WM 2018 beworben haben, fair beurteilt werden sollen", schrieb Dyke.

In der umstrittenen Zusammenfassung des Garcia-Reports durch den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert war unter anderem dem Bewerber England unsaubere Machenschaften vorgeworfen worden. Katar, der umstrittene Gastgeber der Endrunde 2022, kam dagegen ungeschoren davon. Garcia hatte gegen Eckerts Interpretation seines Berichts protestiert.

"Es besteht dringender Handlungsbedarf, wenn das Vertrauen in die FIFA in England wieder aufgebaut werden soll. Dieser Prozess sollte mit der vollständigen Veröffentlichung des Berichts von Herrn Garcia starten", schrieb Dyke.

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