Keine Korruption bei WM-Vergabe

SID
Michael Garcia untersuchte ein Jahr lang die Bestechungsvorwürfe
© getty

Keine Korruption, kein Skandal, keine Neuvergabe: Die offizielle Untersuchung der Bewerbungsprozesse für die Fußball-WM 2018 in Russland und 2022 in Katar ist ins Leere gelaufen.

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Die Ethikkommission des Weltverbandes FIFA fand keine Beweise, die eine erneute Ausschreibung und Vergabe der kommenden beiden Endrunden rechtfertigen würden - der deutsche Richter Joachim Eckert, Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, sprach jedoch mehrere "Tadel" aus.

"Die Untersuchungskammer hat weder Vergehen noch Verstöße gegen die maßgebenden Bestimmungen und Regelungen festgestellt", heißt es in der von Eckert unterschriebenen Stellungnahme. Der Münchner Richter hatte den Untersuchungsbericht von Chefermittler Michael J. Garcia seit Anfang September ausgewertet und regte unter anderem eine Reform des Vergabeprozesses für künftige WM-Turniere an.

Massive Kritik an WM-Vergabe

Die endgültige Entscheidung liegt in den Händen des FIFA-Exekutivkomitees um Präsident Joseph S. Blatter - die "Weltregierung des Fußballs" wird aber heilfroh sein, sich nun nicht mehr mit den Korruptionsvorwürfen befassen zu müssen.

Die massive Kritik an beiden Turnieren wird allerdings kaum abnehmen. Erst am Mittwoch hatte die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International dem Wüstenstaat Katar erneut ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt - immer wieder schockieren Berichte von unmenschlichen Arbeitsbedingungen am Persischen Golf die Weltöffentlichkeit.

Russland 2018 war zuletzt im Zuge der Ukraine-Krise und des Hardliner-Kurses von Präsident Wladimir Putin auch von deutschen Politikern infrage gestellt worden.

200.000 Seiten Material

Die Endrunden in vier und acht Jahren waren am 2. Dezember 2010 erstmals im Doppelpack vergeben worden. Schon damals gab es für dieses Verfahren massive Kritik, weil so Absprachen und Stimmentausch Tür und Tor geöffnet wurden. Von den 22 stimmberechtigten Mitgliedern des FIFA-Exkos sind noch zwölf im Amt, aus Deutschland votierte Franz Beckenbauer (bis 2011 im Exko).

Auch aufgrund der wachsenden öffentlichen Kritik beauftragte der Weltverband 2012 den früheren "Mafia-Jäger" Garcia mit der Aufklärung der Korruptionsvorwürfe. Der frühere US-Staatsanwalt, dem exzellente Kontakte zum FBI nachgesagt werden, hatte insgesamt 75 Zeugen befragt und über 200.000 Seiten Material gesichtet.

In Deutschland sorgte vor allem die Sperre für Beckenbauer für Aufsehen. Der "Kaiser" war wegen "mangelnder Kooperation" von der FIFA während der WM in Brasilien provisorisch gesperrt worden.

Erst anschließend hatte er die Fragen Garcias beantwortet, die Sperre wurde daraufhin zügig aufgehoben. Beckenbauer hatte erklärt, die in "Juristen-Englisch" gestellten Fragen nicht richtig verstanden zu haben. Eine Befragung auf Deutsch sei abgelehnt worden.

Schlüsselfigur Mohamed Bin Hammam

Am 5. September hatten Garcia und dessen Stellvertreter Cornel Borbély ihren Untersuchungsbericht an Eckert weitergeleitet. Der deutsche Richter betonte zwischenzeitlich, "nur vier Personen" hätten das Ergebnis der Untersuchung gesehen. Ob und in welchem Umfang mögliche Ermittlungen des FBI, das laut Medienberichten sogar einen Spitzel ins FIFA-Exko eingeschleust hatte, der Ethikkommission zugänglich gemacht wurden, ist offen.

In den öffentlichen Fokus gerückt war die Untersuchung kurz vor der WM 2014 in Brasilien, als britische Zeitungen seitenweise vermeintliches Beweismaterial veröffentlichten.

Die Schlüsselfigur in den "Katargate"-Berichten war der frühere FIFA-Funktionär Mohamed Bin Hammam (Katar), der bereits 2011 überführt worden war, sich im Präsidenten-Wahlkampf gegen Blatter Stimmen gekauft zu haben.

Die Trennung der Beweise für diese Bestechung und für den vermeintlichen Stimmenkauf für die WM-Vergabe galt als schwerste Aufgabe der Ethikkommission. Am Ende reichte aber offenbar das belastende Material nicht aus, um eine Neuvergabe der WM-Endrunden in die Wege zu leiten.

Die Torjägerliste der WM-2014

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