"Natürlich gibt es Vor- und Nachteile bei allen vorgeschlagenen Terminen. Es gibt aber eine Lösung - November/Dezember", sagte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke. Die "AFP" meldete unter Berufung auf eine dem Weltverband nahe stehende Quelle den genauen Zeitrahmen: 26. November bis 23. Dezember. Damit würde das Finale einen Tag vor Weihnachten steigen.
In einer Mitteilung des Weltverbandes hieß es zudem, dass "der Vorschlag die Unterstützung aller sechs Kontinentalverbände" habe. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) beispielsweise teilte mit, "dass wir die Entscheidung begrüßen, die WM im Winter auszutragen. Das ist das Beste für Spieler und Fans." Eine Verlegung der eigenen Wettbewerbe stehe für die UEFA derzeit nicht zur Debatte.
Die finale Entscheidung über den WM-Termin und auch den von der Task Force angedachten "verkürzten Spielplan" wird das Exekutivkomitee der FIFA am 19./20. März fallen - das Treffen der mächtigen Personen in Zürich dürfte aber nicht mehr als ein "Abnick-Termin" sein.
Reaktionen: "Wir sind im Stich gelassen worden"
FIFA muss Lösung aufzeigen
"Ein verkürzter Spielplan kann nicht heißen, dass die gleiche Anzahl an Spielen in kürzerer Zeit absolviert werden muss", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und forderte: "Die FIFA muss nun konkret aufzeigen, wie eine Lösung aussehen kann, die allen Belangen Rechnung trägt."
Auch für Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), liegt der Spielball nun im Feld des Weltverbandes. "Jetzt sind die Terminplaner gefragt, bestmögliche Lösungen zu finden, was sicher nicht einfach, aber auch nicht unmöglich ist", sagte er und gestand: "Es fällt schwer sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ein WM-Finale kurz vor Weihnachten stattfinden soll."
Widerstand aus Holland, Spanien und England
Andere Landesverbände äußerten sich schon deutlich kritischer. "Der KNVB sagte schon zu einem früheren Zeitpunkt, dass wir eine Verlegung in den Winter nicht begrüßen", hieß es in einer Stellungnahme des holländischen Verbandes. "Der KNVB vertritt die Meinung, dass bei einer solch gravierenden Änderung der komplette Auswahlprozess des Landes aufgerollt werden muss."
Die spanische Fußballliga LFP hat offen Widerstand angekündigt, weil der Vorschlag "die normale Entwicklung der europäischen Wettbewerbe unterbrechen und ernsthafen Schaden" anrichten würde. Die LFP und auch die Premier League bevorzugen einen Austragungstermin im Mai.
Widerstand aus Europa
Um 8.00 Uhr/MEZ waren die rund 40 Delegierten im Qatar National Convention Center zusammengekommen, weniger als zwei Stunden später stand der Vorschlag an das Exko bereits fest. Heftigen Widerstand dürfte es bei den Diskussionen vor allem aus Europa gegeben haben. Die FIFA erklärte jedoch, dass nur der November/Dezember als möglicher Ausweichtermin in Frage kommen könne.
Der andere Winter-Termin im Januar und Februar beispielsweise, unter anderem bevorzugt von UEFA-Chef Michel Platini, wäre in erheblichem Maße mit den zeitgleich stattfindenden Olympischen Winterspielen kollidiert. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, gleichzeitig Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), hatte dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach ohnehin schon sein Wort gegeben.
"Wir haben die klare Zusage des FIFA-Präsidenten, dass es zu keiner Konfrontation kommen wird", sagte Bach. Die Spiele in Almaty oder Peking sollen vom 4. bis 20. Februar stattfinden.
Keine Sommer-WM aufgrund der Hitze
Und dennoch rief der anvisierte Termin zumindest beim Deutschen Skiverband (DSV) Kritik hervor. "Dass es hier zu Interessenskollisionen kommen wird, liegt auf der Hand. Insofern ist es für uns nach wie vor unverständlich, dass sich die FIFA erst zu einem so späten Zeitpunkt Gedanken darüber macht, welche klimatischen Verhältnisse in Katar herrschen", sagte DSV-Präsident Franz Steinle am Rande der nordischen Ski-WM in Falun: "Zu der Zeit finden bereits zahlreiche hochkarätige Skisport-Veranstaltungen statt."
Eine Vorverlegung um lediglich ein paar Wochen in das Frühjahr hinein hatte vielleicht auch deshalb unter anderem Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ins Spiel gebracht. Die FIFA sah in diesem Vorschlag wegen des zeitgleichen Ramadans und der unter Umständen bereits zu hohen Temperaturen aber nicht die angestrebte Ideallösung.
Als "sehr enttäuschend" bewertete Richard Scudamore, Premier-League-Boss und Teil der Arbeitsgruppe, den Entschluss. "Ich denke, ich spreche da für alle europäischen Ligen und Klubs, die nunmal die meisten Spieler stellen."
"Geschäft beeinflussen"
Gerade deshalb dürfte es Rummenigge, der in Doha als Vorsitzender der europäischen Klub-Vereinigung ECA von AC Mailands Geschäftsführer Adriano Galliani vertreten wurde, fortan primär um die finanzielle Entschädigung für die Vereine gehen.
"Das wird unser Geschäft beeinflussen", hatte der 59-Jährige mit Blick auf die Saisonunterbrechungen von Bundesliga, Premier League und Co. gesagt: "Die Kosten können nicht von den Vereinen übernommen werden."
Was auch immer die FIFA an wen auch immer zahlen wird - die deutschen Fußball-Fans müssen sich wohl oder übel auf Glühwein statt Bier einstellen. Ein erfolgreiches Abschneiden der DFB-Elf und ein weiterer Titel könnte dann aber immerhin zu einem netten Weihnachtsgeschenk werden.
Confederations Cup 2021 womöglich nicht in Katar
Der Confederations Cup 2021, eigentlich ein Testlauf für die Fußball-WM ein Jahr später in Katar, könnte unter Umständen in einem anderen Land ausgetragen werden. Dies bestätigte der Weltverband FIFA, nachdem eine Arbeitsgruppe sich am Dienstag für eine Endrunde 2022 in den Monaten November und Dezember verständigt hatte.
Demnach ist es eine Option, den Confederations Cup in einem anderen, zur Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) gehörenden Land auszutragen. Als Testlauf für die WM könnte im Umkehrschluss die Klub-WM 2021 in Katar stattfinden.