Am 29. Mai tritt Niersbach (64) in Zürich für mindestens vier Jahre die Nachfolge des streitbaren Theo Zwanziger (69) im Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA an. Gewählt wurde er in der Halle D der Messe Wien von den 54 UEFA-Verbänden ohne Gegenkandidat wenig überraschend per Akklamation.
"Fakt ist, dass das Image des Weltverbands in den vergangenen Jahren gelitten hat", sagte Niersbach, der am 29. Mai für mindestens vier Jahre die Nachfolge des streitbaren Theo Zwanziger (69) im FIFA-Exko antritt. Dort trifft er auch auf Platini (59), der ebenso ohne Gegner durch lautes Klatschen der Delegierten für weitere vier Jahre zum UEFA-Präsidenten gewählt wurde und damit gleichzeitig Vizepräsident der FIFA bleibt.
"Es war der einhellige Wunsch des DFB-Präsidiums, dass ich mich für dieses Amt zur Verfügung stelle. Ich sehe es als meine Aufgabe und meinen klaren Auftrag an, in dieser Rolle für die Interessen des deutschen und europäischen Fußballs einzutreten", sagte Niersbach: "Für mich ist und bleibt es eine Gemeinschaftsaufgabe, den Fußball weiterzuentwickeln und zu verändern."
Kein Wort über die Präsidentschaftswahl
Im Weltverband, derzeit der Gegenpart der UEFA, warten undankbare Aufgaben: Die kommenden beiden Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar belasten alle Beteiligten. Dazu kommt der groteske Wahlkampf um das Amt des FIFA-Präsidenten, in dem der wahrscheinlich allmächtige Amtsinhaber Joseph S. Blatter bei der Versammlung seiner größten Kritiker in Österreich ein Zeichen setzte.
Mit keinem Wort erwähnte der 79-jährige Schweizer die Wahl am 29. Mai, er rief die Verbände aber zur "Solidarität und Einheit" auf. "Ich appelliere an sie alle, zusammen mit Europa diese Einheit innerhalb unserer Organisation herzustellen", sagte Blatter. Alle "müssen sich zusammenraufen, um den Fußball in dieser Welt zu stärken".
Den drei Herausforderern Michael van Praag (67), Prinz Ali bin Al Hussein (39) und Luis Figo (42) wurde die Bühne erst am Ende des Kongresses überlassen. Blatter wollte da nicht noch einmal sprechen, er hält das nicht für notwendig, um für seine fünfte Amtszeit die Mehrheit der Stimmen zu bekommen. Kommt es soweit, das machten die UEFA-Macher um Platini mehrfach klar, würde die FIFA-Krise nur noch tiefer werden.
Herausforderer bleiben blass
Die Herausforderer bei ihren Wahlkampfreden relativ farblos. Sie vermieden klare Ansagen in Richtung des Amtsinhabers und wiederholten größtenteils ihr bekanntes Programm.
"Die Zukunft des Fußball bringt mich hierher", sagte Figo, der klarstellte: "Ich führe keine Kampagne gegen jemanden." Sondern für den Fußball. Prinz Ali sprach von einem "entscheidenden Zeitpunkt". Überall "machen sich Menschen sorgen um den Fußball", sagte der jordanische FIFA-Vizepräsident. Van Praag meinte: "Ich möchte der neue FIFA-Präsident sein, weil ich glaube, die FIFA sollte verbessert werden. Ich kann nicht akzeptieren, dass wir die FIFA so belassen - das Image ist geschädigt worden."
Bei allen fielen die Worte Solidarität und Integrität, Figo und Prinz Ali hoben zudem erneut die Möglichkeit hervor, die Anzahl der WM-Teilnehmer zu erhöhen. Van Praag betonte, dass er nur vier Jahre im Amt sein wolle.
Verlust bei der FIFA
In Europa soll dagegen alles gut sein und bleiben. Rund 1,73 Milliarden Euro Einnahmen wurden im Finanzjahr 2013/14 generiert, dem gegenüber standen 1,61 Milliarden Euro Ausgaben. Der Verlust von 42,4 Millionen Euro (Vorjahr: 21,4) kam allein durch die gestiegene Solidaritätszahlungen in Höhe von 175,6 Millionen Euro zustande - was durch die weiterhin großen Reserven (558,7 Millionen Euro) aber nicht weiter auffallen wird.
"Ich maße mir nicht an, mir diese Bilanz zuzuschreiben", sagte der frühere Weltklassespieler Platini in Richtung seines Kongresses: "Ich bin ich stolz darauf, Ihr Mitspieler, der Kapitän einer siegreichen Mannschaft zu sein." Er betonte, "dass die FIFA Fußballeuropa sehr am Herzen liegt. Und gerade weil sie uns so am Herzen liegt und wir sie respektieren, möchten wir, dass sie perfekt ist."
Weitere Ämter besetzt
Zudem bleibt auch Ángel María Villar Llona für weitere vier Jahre Vizepräsident des Weltverbands FIFA. Der Kongress der UEFA bestätigte den Spanier als Abgeordneten im Weltverband per Akklamation. Dieses Amt bekleidet nun auch der Engländer David Gill: Er ist der neue Vertreter der vier britischen Verbände im Exekutivkomitee des Weltverbands. Der frühere Boss von Manchester United löst Jim Boyce (Nordirland) ab.
Bei der UEFA erhält das Exekutivkomitee drei neue Mitglieder, darunter auch Ex-Weltstar Davor Suker (Kroatien). Der WM-Torschützenkönig von 1998 wurde zusammen mit Fernando Gomes (Portugal) und Sándor Csányi (Ungarn) beim 39. UEFA-Kongress in Wien in das höchste Gremium des Kontinentalverbands gewählt. Die bisherigen Mitglieder Ángel María Villar Llona (Spanien), Grigori Surkis (Ukraine), Peter Gilliéron (Schweiz) und Borislav Michajlow (Bulgarien) wurden bestätigt und bleiben für vier weitere Jahre im Exko.