Die Vergabe an das Emirat sei "grundsätzlich von Unrechtmäßigkeiten unterminiert gewesen", stellten die Abgeordneten in einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung fest. Angesichts miserabler Arbeitsbedingungen auf WM-relevanten Baustellen sei das Verhalten des Weltverbandes "skandalös".
Die Versammlung sei "erstaunt über die Leichtigkeit", mit der die Vergabekammer des FIFA-Ethikausschusses den Beschluss zugunsten Katars bestätigt habe. Die teilweise veröffentlichten Ermittlungen der FIFA-Untersuchungskammer über die Vergabe der WM-Endrunden an Russland (2018) und Katar (2022) zeigten, dass "extrem zweifelhafte Praktiken" in dem Verband weit verbreitet seien - als seien sie "integraler Bestandteil des Systems". Die FIFA scheine "nicht in der Lage, den Korruptionsskandalen ein Ende zu setzen".
Das Management der FIFA müsse reformiert werden. Der Weltverband müsse mit neuen Bestimmungen "angemessene Informations- und Überwachungsmechanismen" sicherstelllen, die allen Bewerbern um die Austragung von Turnieren gleiche Chancen garantierten.
Strafechtliche Verfolgung?
Schwachstellen, die bei Verstößen gegen die sportliche Ethik Sanktionen verhinderten und so Korruption und Veruntreuung förderten, müssten beseitigt werden. Notwendig seien eine "Kultur der Transparenz" sowie strafrechtliche Sanktionen gegen "illegale Verfolgung persönlicher Interessen". Auch müsse ein regelmäßiger Wechsel an der Spitze von Sportverbänden sichergestellt werden.
Die FIFA habe versucht, die Korruptionsaffäre bei der Vergabe der WM an Katar "zu ersticken", betonte der Berichterstatter Michael Connarty (Großbritannien). Der Labour-Abgeordnete hat eigenen Angaben zufolge Einsicht in Dokumente erhalten, die von der britischen Zeitung "Sunday Times" auszugsweise veröffentlicht worden waren. Sie bewiesen, dass der schwerreiche Katarer und frühere Fußballfunktionär Mohammed bin Hammam hohe Schmiergeldsummen gezahlt hatte, um die Unterstützung afrikanischer Verbände für sein Land zu erkaufen.
"Das war der Preis für ihre Stimmen"
Darunter seien Belege über Überweisungen zwischen 50.000 und 100.000 Dollar an afrikanische Funktionäre, sagte Connarty: "Das war wohl der Preis für ihre Stimmen". Der Brite legte den Journalisten Kopien von E-Mails vor, mit denen sich afrikanische Funktionäre bei bin Hammam für dessen "Großzügigkeit" bedankten.
Diese Dokumente seien von Anwälten geprüft worden, sie seien echt, versicherte er: "Mein Bericht basiert auf Beweisen". Die "Sunday Times", die nach eigenen Angaben mehrere Millionen E-Mails aus dem Umfeld bin Hammams besitzt, sprach von Bestechungsgeldern in Höhe von 3,7 Millionen Euro.
Vergabe nach Katar "skandalös"
Das Argument, das Emirat könne nicht direkt für die Praktiken bin Hammams verantwortlich gemacht werden, sei nicht hinzunehmen, heißt es in der Entschließung. Katar wird aufgefordert, Gastarbeit Grundrechte zu garantieren. "Viele arbeiten sich regelrecht zu Tode, und ihre Familien enthalten nicht mal Entschädigungen", sagte Connarty. Es sei skandalös, dass die FIFA Katar die Austragung zugesprochen habe.
Die Debatte war ursprünglich für Juni geplant - also nach der FIFA-Präsidentschaftswahl im Mai. Am Montag beschloss die Versammlung, die Debatte vorzuziehen. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, für den Juni eingeladen, war nicht zugegen.
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