Neymar auf der Tribüne - Firmino in Topform: Brasilien quält sich zum Erfolg über Venezuela und dem Gruppensieg. Dadurch ist auch Kolumbien trotz des torlosen Remis gegen Peru im Viertelfinale. Durch ein 1:1-Unentschieden konnten Paraguay und Uruguay den Einzug ins Viertelfinale der Copa America sichern.
Gruppe A
Mexiko - Ecuador 1:2 (0:1)
Tore: 0:1 Bolanos (26.), 0:2 Valencia (57.), 1:2 Jimenez (64./FE)
Das war's für Mexiko! Während Ecuador jetzt noch auf das Weiterkommen als einer der beiden besten Gruppendritten hoffen darf, verabschiedet sich El Tri als Letzter der Gruppe A aus dem Turnier. Lustlos, einfallslos, anfällig bei Kontern: Mexiko hatte sich die Niederlage in Rancagua selbst zuzuschreiben.
Schon das erste Tor offenbarte, wie fahrlässig der Favorit über weite Strecken agierte: Ecuador fing einen missglückten Pass der Mexikaner in deren Vorwärtsbewegung ab, sodass beim Konter eine brandgefährliche Drei-gegen-Drei-Situation entstand: Miller Bolanos steckte vor dem Strafraum auf links zu Enner Valencia durch, der die Chance schon vertändelt zu haben schien. Sein abgefälschter Schussversuch landete aber am langen Pfosten wieder bei Bolanos, der nur noch einschieben musste, da die Mexikaner ihn aus den Augen verloren hatten (26.).
Beim 2:0 bedankte sich der Torschütze dann höchstpersönlich bei seinem Vorlagengeber: Bolanos bediente 20 Meter vor dem Tor Valencia, der mit dem Ball in den Sechzehner lief und ihn in den Kasten spitzelte (57.). Wieder hatten die Mexikaner einen einfachen Ball im Zentrum hergeschenkt.
Doch Mexiko hatte Glück, noch einmal zurückzukommen: Ecuadors Gabriel Achilier riss nach einem Eckball Hugo Ayala im Strafraum um - Raul Jimenez verwandelte den Elfmeter sicher (64.). Trotz des plötzlichen Vorwärtsdrangs gelang den Mexikanern aber kein Treffer mehr - gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus bei der Copa.
Chile - Bolivien 5:0 (2:0)
Tore: 1:0 Aranguiz (3.), 2:0 Sanchez (37.), 3:0 Aranguiz (66.), 4:0 Medel (79.), 5:0 Raldes (86./ET)
Die alles entscheidende Frage wurde etwa eine Stunde vor Anpfiff beantwortet: Spielt Arturo Vidal? Ja, er spielte, nachdem er unter der Woche nach einem schweren Autounfall unter Alkoholeinfluss verhaftet worden war - wenngleich nur eine Halbzeit lang.
Die Chilenen waren im Estadio Nacional in Santiago schlichtweg überragend: Viel Power und Tempo, dazu hohe Laufbereitschaft: Bolivien hatte zu keinem Zeitpunkt einen Fuß in der Tür - Chile traf nach Belieben. Sicherlich hatte Boliviens Leichtsinn aber auch mit dem Bewusstsein zu tun, bereits zu wissen, dass sie nach Mexikos Niederlage ohnehin schon für die K.o.-Phase qualifiziert waren.
Es dauerte keine drei Minuten, da klingelte es schon zum ersten Mal im Kasten des Außenseiters: Charles Aranguiz jagte den Ball vorbei an Keeper Romel Quinonez - 1:0. Nach zwei Pfostenschüssen von Alexis Sanchez (20., 30.), kam der Superstar in der 37. Minute dann doch zu seinem Treffer, nachdem er einen Doppelpass mit Valdivia per Flugkopfball verwertete.
Die zweite Halbzeit nutzte Chile dann, um die Schönheit des Fußballs in den Vordergrund zu stellen. Nach Aranguiz Treffer zum entscheidenden 3:0 (66.) folgte in der 79. Minute ein perfekt herausgespielter Treffer von Medel: Chile kombinierte sich per One-Touch durch das Mittelfeld, ehe Valdivia den Ball mustergültig in den Strafraum chippte: Da lupfte Medel den aufspringenden Ball passgenau über den herauseilenden Quinonez - Marke Traumtor. Den Schlusspunkt setzte Raldes, der eine Flanke unglücklich ins eigene Netz köpfte (86.).
Chile qualifiziert sich mit sieben Punkten somit als Gruppensieger für das Viertelfinale, in das auch Bolivien als Zweiter (4) einzieht.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick
Gruppe B
Uruguay - Paraguay 1:1 (1:1)
Tore: 1:0 Gimenez (28.), 1:1 Barrios (44.)
Die Ausgangssituation war vor der Partie eindeutig: Paraguay lag mit vier Punkten auf dem zweiten Rang, Titelverteidiger Uruguay mit einem Zähler weniger auf Rang drei. Uruguay reichte ein Unentschieden, um Ecuador - Dritter der Gruppe A - auszustechen und in Viertelfinale einzuziehen. Allerdings musste ein Sieg her, um Paraguay zu überholen und damit Gastgeber Chile im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen.
Im Estadio la Portada in La Serena merkte man sofort, dass es für beide Teams um viel ging. Hart geführte Zweikämpfe bestimmten die Anfangsphase, spielerische Highlights gab es kaum. Die erste gute Gelegenheit hatte Nelson Valdez in der 12. Spielminute. Der Frankfurter kam nach einer Ecke zum Kopfball - er verfehlte das Gehäuse jedoch knapp.
Auch in der Folgezeit störten zahlreiche Nickligkeiten den Spielfluss, gefährlich wurde es eigentlich nur nach Standardsituationen. So war es kaum verwunderlich, dass der Führungstreffer der Uruguayer nach einem Eckball fiel. Carlos Sanchez brachte den Ball ins Zentrum, wo Jose Gimenez am Höchsten stieg und den Ball über die Linie wuchtete.
Uruguay war nun am Drücker, mit dem Pausenpfiff schockte jedoch Lucas Barrios den Favoriten. Nach einer Ecke kümmerte sich niemand so wirklich um den Ex-Dortmunder, der zum Ausgleich einköpfte.
Auch nach dem Seitenwechsel konnte sich keine der beiden Mannschaften entscheidende Vorteile erarbeiten. Uruguay war bemüht, im vorderen Angriffsdrittel fehlten jedoch die zündenden Ideen. Paraguay, das über die kompletten 90 Minuten diszipliniert verteidigte, konnte sich so zumindest den zweiten Tabellenplatz der Gruppe B sichern. Uruguay zieht nach dem Unentschieden ebenfalls in das Viertelfinale ein.
Argentinien - Jamaika 1:0 (1:0)
Tore: 1:0 Higuain (11.)
Als das Spiel im Estadio Sausalito abgepfiffen war, hielt sich die Begeisterung auf Seiten der Gauchos trotz Einzug in das Viertelfinale in Grenzen. Ein knapper Sieg dank Gonzalo Higuain gegen Jamaika, das sich einmal mehr als überraschend schwer zu nehmende Hürde präsentierte, war den Männern von Gerardo Martino sichtlich nicht genug.
"Am wichtigsten war das Weiterkommen, das haben wir geschafft", fasste der Torschütze zusammen. Tatsächlich drückte Argentinien in der ersten Hälfte auf das Tor des Underdogs und ging dementsprechend schnell in Führung, als Higuain eine Vorlage von Angel di Maria nutzte.
Angetrieben von Lionel Messi in seinem 100. Länderspiel kamen die Argentinier noch zu mehreren Chancen. Wieder war es Higuain, der gefährlich wurde, sein Kopfball endete jedoch am Querbalken.
"In der ersten Hälfte haben wir korrekt gespielt, ein frühes Tor erzielt und noch einige Chancen gehabt", fasste Trainer Martino zusammen, musste aber ergänzen: "Die zweite Hälfte war sehr langweilig, unser Ballbesitz ohne Ziel und auch physisch bauten wir ab."
Einzig gefährlich in Erscheinung treten konnte di Maria, der Mann von Manchester United scheiterte aber ebenfalls am Aluminium. Somit mussten Winfried Schäfer und seine Jamaikaner die dritte 0:1-Niederlage in Folge und das damit verbundene Ausscheiden hinnehmen.
Immerhin konnten sich seine Spieler einige Souvenirs verdienen: Stürmer Deshorn Brown zückte nach Abpfiff sein Handy und bat Messi um ein gemeinsames Foto - sinnbildlich für die Kräfteverhältnisse auf dem Platz.
Argentinien sichert sich mit dem knappen Sieg den ersten Platz in der Gruppe B und trifft damit am 27. Juni auf den zweitbesten Gruppendritten des Turniers. Paraguay spielt als Zweiter am 28. Juni gegen den Sieger der Gruppe C.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick
Gruppe C
Brasilien - Venezuela 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 T. Silva (9.), 2:0 Firmino (51.), 2:1 Fedor (84.)
Neymar saß mit Mütze auf der Tribüne und klatschte artig, besonders begeistert war er augenscheinlich aber nicht - weder von seiner Vier-Spiele-Sperre, noch vom Auftritt seiner Selecao. Zwar hatten die Brasilianer das Spiel gegen Venezuela über weite Strecken im Griff, letzten Endes waren es aber wieder einmal nur zwei Geistesblitze, die das Team von Carlos Dunga zum Gruppensieger machten. Am Ende wurde sogar noch gezittert. Roberto Firmino reift derweil zum Weltstar.
Ob der WM-Halbfinalist den Sieg auch über die Zeit gerettet hätte, wenn der Noch-Hoffenheimer in der 51. Minute nicht zur Stelle gewesen wäre, ist zumindest fragwürdig. Vorausgegangen war ein überragendes Dribbling von Willian, der sich auf der linken Außenseite durchsetzte und Firmino im Zentrum mustergültig bediente. Zuvor hatte Thiago Silva mit einem Traum-Volley nach einer Robinho-Ecke die Führung besorgt (9.).
Die vermeintliche Vorentscheidung durch Firminos Treffer ließ Brasilien mehr und mehr in Lethargie und Überheblichkeit verfallen. Die Venezuelaner hatten im zweiten Durchgang eine Vielzahl von Chancen, verpassten es aber, früher den Anschlusstreffer zu erzielen. Erst in der 84. Minute köpfte Nicolas Fedor den Abpraller eines an den Pfosten getretenen Freistoßes von Juan Arango ins Tor - zu spät, um dem Favoriten noch die Punkte streitig zu machen.
Während Venezuela mit drei Punkten als Gruppenschlusslicht ausscheidet, schnappt sich die Selecao den Gruppensieg und trifft nun auf Paraguay. Zudem rettete Brasilien mit dem Sieg auch Kolumbien, das dadurch als einer der beiden besten Gruppendritten der Copa ebenfalls ins Viertelfinale eingezogen ist.
Kolumbien - Peru 0:0
Kolumbien drückte, Kolumbien versuchte, doch am Ende stand das nächste enttäuschende Spiel bei der Copa 2015. Der Favorit konnte das Zepter gegen Peru nie so richtig in die Hand nehmen und vergab die Torchancen, die sich Falcao und Co. boten zu leichtfertig. Vor allem in den ersten Minuten ließen die offensichtlich nervösen Peruaner einige Möglichkeiten zu. Erst parierte Pedro Gallese jedoch einen Falcao-Kopfball, kurz darauf setzte Pablo Armero einen Schuss neben den Kasten.
Im weiteren Spielverlauf kam Peru besser ins Spiel, die bessere Ausgangslage mit einem geschossenen Tor mehr verlieh dem Team um Claudio Pizarro Sicherheit. Die erste Möglichkeit vereitelte David Ospina jedoch gegen Joal Sanchez. Im Anschluss versuchten die Kolumbianer nochmal die Führung zu erzwingen (11:7 Torschüsse), im Eins-gegen-eins mit James reagierte Gallese aber erneut glänzend und hielt so die Null fest.
Kolumbien musste um das Weiterkommen zittern, ist dank des brasilianischen Siegs über Venezuela aber als zweitbester Gruppendritter doch im Viertelfinale. Dort kommt es zum Duell mit Messi und Co., während Peru auf Bolivien trifft.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick