Für UEFA-Boss Michel Platini ist die EURO 2016 in seiner französischen Heimat eine Herzensangelegenheit. Und die EM-Endrunde im kommenden Jahr (10. Juni bis 10. Juli) soll unter allen Umständen ein großer Erfolg werden.
Ein Jahr vor Turnierbeginn steigt auch bei Platini die Anspannung, er kennt die Sorgen und Nöte des Gastgebers: "Die UEFA ist für die Finanzierung der von ihr veranstalteten Großereignisse verantwortlich. Die sind für die Gastgeber zu teuer geworden. Im Rahmen der EM 2016 wird die UEFA alle Stadien, die sie benutzt, mieten. Früher wurden sie kostenlos zur Verfügung gestellt. Das war in unserem Pflichtenheft so festgeschrieben. Ich habe verlangt, dass das geändert wird."
Der 59 Jahre alte Chef der Europäischen Fußball-Union ist nicht nur einer der besten französischen Spieler, die es jemals gegeben hat, auch als Funktionär hat er inzwischen viel Erfahrung gesammelt. Dies soll dem EM-Gastgeber zugute kommen, schließlich war Platoche schon bei der WM 1998 in Frankreich Co-WM-OK-Präsident. Er weiß also genau, welche Stellschrauben bei einem solchen Großevent bewegt werden müssen.
Tickets für 25 Euro
Klar ist aber auch die Zielsetzung des Europa-Verbandes. Platini: "Natürlich muss die UEFA mit einer EM Profit machen. Die Gewinne kommen schließlich den 54 Mitgliedsverbänden und ihrem jeweiligen Amateurfußball zugute." Das sei aber kein Grund, "um die Gastgeber bluten zu lassen".
Frankreichs Fußball-Ikone hat sich in der UEFA auch durchgesetzt, indem er eine vierte, billige, Preiskategorie für die EM-Endrunde eingeführt hat. Für 250.000 Fans werden zehn Prozent der 2,5 Millionen zur Verfügung stehenden Tickets bei 43 der 51 Spiele zum Preis von 25 Euro angeboten. Nur rund sechs Prozent der Tickets stehen für die VIP's zur Verfügung.
Das Endspielticket für Otto Normalverbraucher kostet in der besten Kategorie 895 Euro. Das ist, im Vergleich zum Finale der Rugby-WM 2015 (987 Euro) und zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2016 in Rio (1384 Euro) ja noch fast sozial verträglich...
Am 10. Juni 2016 wird die erste Europameisterschaft, die mit 24 Mannschaften ausgetragen wird, im Stade de France traditionsgemäß mit einem Spiel des Gastgebers Frankreich eröffnet. Der Gegner steht, da sich die 54 europäischen Verbände noch voll in der Qualifikation befinden, naturgemäß noch nicht fest. Der wird bei der Gruppenauslosung am 12. Dezember in Paris gefunden.
Probleme beim Stadion-Bau?
Die langweilige, anderthalb Jahre dauernde Qualifikation - 24 von 54 UEFA-Mitgliedsverbände können sich qualifizieren! - zieht sich in die Länge. Es müssen im November in K.o.-Spielen noch die besten Dritten ermittelt werden. Seinen Kampf um die Kleinen jedenfalls hat Platini nicht nur mit der Erweiterung der Teilnehmerzahl eindeutig unterstrichen.
Ganz sorgenfrei ist EM-Gastgeber Frankreich nicht. Vor allem die Fertigstellung des Stadions in Lens bereitet Kopfzerbrechen. Die Trägerpfeiler der Tribüne reichten den Ansprüchen der Statik nicht, sodass Anfang Mai noch immer Kräne und Bagger standen, wo längst ein neuer EM-Rasen hätte angepflanzt werden sollen.Überhaupt weckt Lens unschöne Erinnerungen an die WM 1998 in Frankreich. Dort hatten deutsche Hooligans nach dem WM-Gruppenspiel gegen Jugoslawien (2:2) den Gendarmen Daniel Nivel am 21. Juni 1998 fast zu Tode geprügelt.
Frankreichs Organisationschef Jacques Lambert stellt klar: "Sollte es kriminelle Störenfriede geben, die unser Fest als Vorwand nutzen wollen, werden wir gegen die mit null Toleranz vorgehen. Ein Sicherheitsstab aus Innen- und Justizministerium, UEFA sowie lokalem Organisationskomitee hat bereits Ende 2013 seine Arbeit aufgenommen. Es geht um Sicherheit in den Stadien, auf den Transportwegen und auch an den Grenzen."