Einmischungen bei FIFA möglich

SID
In der Zukunft könnte es für die FIFA zu Einmischungen der EU kommen
© getty

Die Europäische Kommission hat trotz des Rückzugs von FIFA-Boss Joseph S. Blatter kein volles Vertrauen in die Selbstreinigungskräfte des Weltverbandes. Der für Sport zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics schloss am Mittwoch in Brüssel eine aktive Einschaltung der Exekutive der EU jedenfalls nicht aus.

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"Ich beginne zu überlegen, wie die Kommission und weiterreichende Maßnahmen auf Ebene der Europäischen Union eine Rolle beim fundamentalen Wandel der FIFA spielen können", sagte Navracsics.

Die Gedankenspiele des 48-Jährigen stehen im völligen Gegensatz zur bisher von der Politik der westlichen Welt respektierten Autonomie des Sports. Navarcsics begründete seine Haltung mit dem "Totalverlust an Vertrauen" in die FIFA und den "vielen vergebenen Gelegenheiten" des Verbandes zu Reformen.

"Ich glaube", sagte der frühere Stellvertreter von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, "wir sollten über unsere Unterstützung für den Wandel hinaus sicherstellen, dass vernünftige und solide Lösungen gefunden werden." Generell würden die Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten schon eng mit den Sportverbänden zusammenarbeiten, um den Platz des Sports in der Gesellschaft zu stärken und die großen Bedrohungen für die Integrität des Sports zu bekämpfen.

Mögliches Eingreifen bleibt trotzdem fraglich

Ob die Kommission formal in den 28 Mitgliedsstaaten der Union nachhaltig in die FIFA-Abläufe eingreifen kann, erscheint fraglich. Der FIFA-Sitz im schweizerischen Zürich liegt außerhalb der EU.

Andererseits könnte die Kommission auf ihrem Hoheitsgebiet im "Herzen des Profifußballs" in letzter Konsequenz wirtschaftliche und kartellrechtliche Rahmenbedingungen so verändern, dass die FIFA zur Kooperation gezwungen sein könnte. Das historische Bosman-Urteil von 1995 mit seinen revolutionären Auswirkungen auf das internationale Transfersystem jedoch ist auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) in Luxemburg und nicht auf Brüssel zurückzuführen.

Blatters Rücktritts-Ankündigung wertete Navracsics als "ersten Schritt in einem langen Prozess, der nun folgen muss, um das Vertrauen wiederzustellen und eine Verbandsorganisation mit belastbaren Strukturen zu schaffen."

Bereits zu Wochenbeginn hatte eine Kommissionssprecherin nachdrücklich Reformen bei der FIFA angemahnt. "Die Integrität des Fußballs steht auf dem Spiel", sagte die Sprecherin: "Millionen von Fans auf der ganzen Welt haben die Geduld schon verloren und verdienen etwas Besseres."

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