SPOX: Herr Damm, wo erwischen wir Sie gerade?
Jürgen Damm: Ich bin gerade in Monterrey, wo ich mich mit meinem Verein Tigres UANL das Finale der Copa Libertadores vorbereite. Dort geht's gegen River Plate, das wird ein interessantes Match, ich freue mich sehr darauf.
SPOX: Wir müssen zunächst einmal nachfragen: Sie sind Mexikaner, in Tuxpan geboren und laufen auch für die mexikanische Nationalmannschaft auf. Aber woher kommt denn der deutsche Name?
Damm: (lacht) Meine Großeltern kommen aus Deutschland und meine Eltern wollten, dass unsere deutschen Wurzeln so zum Ausdruck kommen. Viele Nachkommen in unserer Familie haben deutsche Namen, das klingt im ersten Moment etwas seltsam in Mexiko, aber die Leute gewöhnen sich schnell daran.
SPOX: Sie besitzen auch noch einen deutschen Pass, haben Sie mit dem Gedanken gespielt, für die DFB-Elf aufzulaufen?
Damm: Nein, ich wollte nur für El Tri auflaufen. Ich habe immer gesagt, dass es mein größter Traum ist, eines Tages im mexikanischen Trikot bei einer WM aufzulaufen. Natürlich wäre es auch sehr schön gewesen, wenn ich für Deutschland hätte spielen können, aber mein Land und mein Herz ist einfach Mexiko. An das DFB-Team habe ich nie gedacht.
SPOX: Im März liefen Sie erstmals für die Nationalmannschaft auf...
Damm: Der Tag, an dem ich berufen wurde, war doppelt schön, denn an diesem Tag wurde mein erstes Kind geboren. Für die Nationalmannschaft aufzulaufen hat mich mit Freude und Stolz erfüllt, weil ich wusste, dass meine Arbeit auf dem Platz Früchte trägt.
SPOX: Bisher liefen Sie aber nur einmal für El Tri auf. Für die Copa America und auch für den Gold Cup waren Sie nicht nominiert. Warum?
Damm: Ich hatte in den letzten Monaten mit einigen Verletzungen zu kämpfen, mein Sprunggelenk bereitete mir einige Probleme. Trainer Miguel Herrera sagte aber, dass er mich weiter auf dem Zettel habe und ich sein Vertrauen habe, wenn ich fit bin. Ich hoffe natürlich, dass ich dieses Vertrauen bald wieder zurückzahlen kann und wieder für El Tri auflaufen kann.
SPOX: Waren Sie eigentlich schon einmal in Deutschland? Welche Verbindung haben Sie zu dem Land?
Damm: Ich hatte das Glück, bereits zwei Mal dort gewesen zu sein. Einmal war ich in München und einmal in Berlin. Mein Vater und mein Bruder arbeiteten für eine Zeit lang in Deutschland. Leider habe ich als Fußballer nicht die Zeit, um öfters nach Deutschland zu kommen, obwohl ich dort noch Verwandte habe und meine Großeltern dort leben.
SPOX: Deutschland und Mexiko sind zwei fast grundverschiedene Kulturen. Merkt man an manchen Ihrer Charakterzüge, dass Sie deutsche Vorfahren haben? Gibt es irgendwelche Eigenschaften, die Sie an Ihnen als typisch bezeichnen würden?
Damm: Leider eher weniger. Ich bin in Mexiko geboren und aufgewachsen, das hat mich wesentlich mehr geprägt, als meine deutschen Vorfahren. Aber natürlich ist es ein großes Plus einen deutschen Pass zu besitzen, gerade, wenn ich irgendwann mal nach Europa wechseln sollte. Irgendwann möchte ich schon einmal in Deutschland spielen, denn ich liebe den Fußball in der Bundesliga und auch das Land ist sehr schön.
SPOX: Kommen wir zurück zum Sportlichen. Sie sind im Sommer für knapp neun Millionen Euro von Pachuca nach Tigres gewechselt. Das ist eine ordentliche Summe. Das kann einen jungen Spieler durchaus belasten.
Damm: Zunächst einmal empfinde ich es als großes Glück für ein Team wie Tigres spielen zu dürfen. Der Verein kämpft in jedem Jahr um den Titel, steht jetzt im Finale der Copa Libertadores, das ist doch für einen jungen Spieler wie mich absolut wundervoll. Wenn so ein Team dich dann will, macht es einen Stolz. Natürlich weiß ich, dass die Ablösesumme ordentlich ist, aber es beweist auch, dass man mich unbedingt wollte. Ich will nun auf dem Platz beweisen, dass ich das Geld Wert bin.
SPOX: Mit Verlaub, in Deutschland hat man die mexikanische Liga nicht so auf dem Schirm. Wie ist das Niveau?
Damm: Die mexikanische Liga ist stark und wird immer besser, das zeigt alleine die Tatsache, dass inzwischen auch viele Spiele aus Europa in die Liga MX Apertura wechseln. Dorlan Pabon, Pierre-Andre Gignac, Roque Santa Cruz, Ronaldinho und Ikechukwu Uche spielen inzwischen hier oder haben bis vor kurzen in Mexiko gespielt. Das spricht für das Niveau der Liga, das durch die ganzen Spieler natürlich immer noch besser gemacht wird.
SPOX: Laut einer Statistik sind Sie der zweitschnellste Spieler der Welt. Schneller ist nur Gareth Bale. Es muss doch großartig sein, auf einer Stufe mit so einem fantastischen Fußballer zu stehen.
Damm: Natürlich macht mich das stolz und glücklich. Zu wissen, dass ich zu den schnellsten Spielern de Welt gehöre, nimmt mich auch in die Pflicht, den Unterschied zu machen, wie ihn sonst großartige Spieler wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Gareth Bale, Arjen Robben und Antonio Valencia machen.
SPOX: Woher kommt eigentlich Ihre unfassbare Schnelligkeit? Die kann doch nicht angeboren sein.
Damm: Ich war auf einer deutschen Schule in Guadalajara, dort hatte ich in Sport Leichtathletik und Fußball. Somit trainierte ich täglich, was sich jetzt absolut bezahlt macht. Ich versuche im Spiel natürlich meine Qualitäten immer bestmöglich einzusetzen.
SPOX: Es heißt, dass Ihr Vater Sie erst mit 17 im Verein spielen ließ.
Damm: Mein Vater war unsere Schulbildung besonders wichtig. Mein Bruder und ich sollten wie er und seine Brüder zunächst auch die Schule fertig machen und ein deutsches Sprachdiplom erwerben - und dann war der Wunsch meines Vaters eigentlich, dass ich in Deutschland studiere. Aber als ich 17 Jahre alt war durfte ich nach der Schule endlich am Abend ins Training gehen und meinem Traum nachgehen, Fußballprofi in der ersten Liga zu werden. Gott sei Dank hat sich der erfüllt (lacht).
SPOX: Sie spielen nun bei einem der besten Teams Mexikos, der nächste Schritt müsste doch dann Europa sein. Gab es dahingehend mal Kontakt?
Damm: Natürlich kann ich mir das vorstellen. Ich würde mich wahnsinnig freuen, eines Tages in der in Europa und vor allem in der Bundesliga zu spielen. Die Liga gehört zu einen der besten der Welt, dort haben schon einige andere mexikanische Spieler große Erfolge gefeiert und die haben mir von der Bundesliga berichtet. Ich hatte auch schon Kontakt mit der Bundesliga. Es gingen schon Angebote bei meiner Beraterfirma ppsports ein und es gab Anfragen von Hannover 96 und dem VfL Wolfsburg, doch mein alter Verein CF Pachuca wollte mich nach Tigres verkaufen, weil sie mehr Ablöse boten. Aber eines Tages würde ich sehr gerne in Deutschland spielen.
SPOX: Sie waren vor zwei Jahren mal bei Manchester United zum Probetraining. Wieso erhielten Sie keinen Vertrag?
Damm: Das war ein unfassbar tolles Erlebnis. Ich trainierte gemeinsam mit Spielern wie Wayne Rooney, Robin van Persie und Ryan Giggs unter einem der erfolgreichsten Trainer der Welt. Ich konnte mich vor Sir Alex Ferguson präsentieren und unterhielt mich sogar mit ihm, das war wirklich beeindruckend. Leider wollte Pachuca von United auch zu viel Geld, so dass ich nicht zu den Red Devils wechseln konnte. Aber ich habe dort sehr viel für die Zukunft gelernt.
SPOX: Angeblich waren neben Tigres auch United und Chelsea an Ihnen dran...
Damm: Nicht nur! Die Roma, Lazio, Benfica, Valencia und die deutschen Vereine hatten uns kontaktiert, doch niemand wollte die von Pachuca geforderte Ablöse für mich zahlen. Die Klubs haben mich als Versprechen für die Zukunft gesehen, während Pachuca mich als gemachten Fußballer verkaufen wollte.
SPOX: Was wäre denn Ihr absoluter Traumverein?
Damm: Ach, den habe ich eigentlich gar nicht. Ich bin ein Fan von gutem und schönem Fußball, da gibt es einige Klubs, die ich mag. Aber einen besonderen Verein habe ich jetzt nicht, dem ich die Daumen drücke. Ich schaue sehr gerne Champions League und die europäischen Ligen, dort wird generell sehr toller Fußball gespielt.
Jürgen Damm im Steckbrief