"Es gab bei mehreren Gelegenheiten ein ungutes Gefühl", sagte Flynn bei der Befragung durch mehrere Kongressabgeordnete mit Blick auf die als Schlüsselfiguren geltenden Ex-Spitzenfunktionäre Jack Warner (Trindidad und Tobago) und Chuck Blazer (USA) vom Kontinentalverband CONCACAF.
Auslöser für die Zweifel an der Integrität des einstigen CONCACAF-Führungsduos wäre "die Art und Weise, wie sie die CONCACAF-Sitzungen organisierten und dabei nur per Handzeichen abstimmen ließen", gewesen.
Kontakte zu Blazer, der seit 2011 nach zahlreichen illegalen Millionen-Deals als "Spitzel" der US-Bundespolizei tätig war und nunmehr als Kronzeuge fungiert, hätten sich nicht auf US-Angelegenheiten bezogen: "Er hatte seit 1986 nichts mehr mit dem Fußball in den USA zu tun."
"Wusste nichts von Korruption"
Flynn dementierte auch jegliche Kenntnis von illegalen Vorgängen: "Ich wusste nichts von Korruption, und auch niemand, mit dem ich bei der USSF zusammengearbeitet habe, hat davon etwas gewusst."
Die lange Zurückhaltung seines Verbandes bei Bemühungen um Aufklärung und Reformen begründete Flynn mit fehlenden Mitteln: "Ich hatte keine belastbaren Beweise, und wir haben deswegen entschieden, zu versuchen, die FIFA von innen heraus zu ändern."
Für die Zukunft stellte Flynn in einer von einem Blatt abgelesenen Erklärung den allgemein als sicher geltenden Abgang des Schweizer FIFA-Bosses Joseph S. Blatter als unverzichtbar dar: "Wir finden, dass Veränderungen bei der FIFA oben beginnen müssen, und dass die Wahl eines neuen Präsidenten nach Herrn Blatters angekündigtem Rücktritt der Anfang dafür sein muss."
Keine neuen Erkenntnisse wegen Katar
Davon waren die Ausschussmitglieder beider US-Parteien nach der Anklage der US-Justiz von Ende Mai gegen mehrere FIFA-Topfunktionäre und Manager aus dem Vermarktungsgeschäft schon vor Flynns Aussagen überzeugt.
Connecticuts demokratischer Senator Richard Blumenthal bezeichnete die FIFA in seinem Eröffnungsstatement "als mafia-ähnliches Syndikat. Mich lässt der Formulierung alleine etwas zögern, dass ein Vergleich der FIFA mit der Mafia fast eine Beleidigung für die Mafia wäre, denn die Mafia würde ihre korrupten Geschäfte niemals in einer solch himmelschreiend unverdeckten und arroganten Weise abwickeln."
Zur Lage in Katar sieben Jahre vor der WM-Endrunde 2022 in dem Wüstenstaat brachte die Anhörung keine neuen Erkenntnisse. Sunjeev Bery von Amnesty International verdeutlichte den Senatoren lediglich nochmals, dass Katar zugesagte Verbesserungen für die Situation besonders ausländischer Arbeiter auf den WM-Baustellen bislang nicht umgesetzt habe.