Während Sicherheits- und Volkswirtschaftsdirektion in einer gemeinsamen Mitteilung Hoffnung auf eine wieder größere Beachtung für die "vielen positiven Leistungen des Weltfußballverbandes" und den Verbleib der FIFA in der Stadt äußerten, werteten Politiker auch der Regierungsparteien das Papier aufgrund der gegenwärtigen FIFA-Probleme als völlig unpassend.
Die beiden zuständigen Direktionen betonten den "nach wie vor hohen Stellenwert" des FIFA-Sitzes für die Stadt, ihre Wirtschaft, Bekanntheit und ihren Tourismus. "Der Kanton bekennt sich zu Zürich als Standort der FIFA und hofft, dass der Verband in der Stadt bleibt", lautete einer der Kernsätze in der "Liebeserklärung an die FIFA" (Neue Züricher Zeitung).
Insgesamt 500 Mitarbeiter würden für "erhebliche wirtschaftliche Vorteile" sorgen, Veranstaltungen wie der alleine skandalumtoste FIFA-Kongress Ende Mai hätten der Züricher Hotellerie 5000 Übernachtungen gebracht.
FIFA soll sich reformieren
Die "Ballon d´Or"-Gala würde Zürichs Namen in die Welt tragen, und nicht zuletzt "wäre der Steuerausfall für Stadt und Kanton im Falle eines Wegzugs beträchtlich". Außerdem unterstütze die FIFA den Züricher Breiten und Jugendsport erheblich und wäre "ein Motor für den Jugendfußball in Afrika und Asien".
Bei allem Lobgesang auf die FIFA verhehlten die Urheber des Papieres ihre Sorgen aufgrund der gegenwärtigen FIFA-Krise nicht. "Ich erwarte auch, dass die FIFA die angekündigten Reformschritte konsequent vorantreibt", sagte Sicherheitsdirektor Mario Fehr der NZZ.
Einige Politiker reagierten nahezu fassungslos auf das Papier. Der unkritische Lobgesang auf die FIFA erschüttert mich", sagte Fehrs sozialdemokratische Parteikollegin Lisa Bähr: "Man blendet einfach aus, dass die FIFA etwa in Katar Ausbeutung und Todesfälle zu verantworten hat und in weitere dubiose Machenschaften verstrickt ist."
Sanktionen gefordert
Auch die mitregierende Alternative Liste ging auf Distanz zu dem Positionspapier: "Bevor man den Roten Teppich ausrollt, wäre es an der Zeit, dass Regierung und Stadtrat ihr Gewicht einsetzen, um der FIFA auf den rechten Weg zu helfen."
Schon kurz nach Ausbruch des Skandals durch die Verhaftung mehrerer FIFA-Funktionäre vor dem Kongress in Zürich hatten kritische Lokalpolitiker Sanktionen der Politik gegen die FIFA gefordert.
Zu den diskutierten Maßnahmen neben einer Streichung der FIFA-Steuerprivilegien gehörten Anfang Juni auch die Umbenennung der FIFA-Straße und des FIFA-Platzes am prunkvollen Stammsitz des Weltverbandes auf dem Zürichberg.