Der Skandal um die 2001 bankrott gegangene ISL/ISMM hatte vor fünf Jahren die bis dahin massivsten Erschütterungen in der FIFA ausgelöst.
Durch Prozesse vor Schweizer Gerichten flog auf, dass die ISL/ISMM für lukrative Rechte über Jahre Mitglieder des FIFA-Führungszirkels mit insgesamt umgerechnet über 110 Millionen Euro bestochen hatte.
Die Verfahren deckten auf, dass der frühere FIFA-Chef Joao Havelange rund 1,25 Millionen Euro sowie sein damaliger Schwiegersohn und FIFA-Vorstand Ricardo Texceira (beide Brasilien) fast das Zehnfache an Bestechungsgeldern kassiert hatten.
Keine bisherigen Folgen
Havelange gab daraufhin 2013 seinen Titel als FIFA-Ehrenpräsident ab und trat auch aus dem Internationalen Olympischen Komitee aus, während Brasiliens früherer Verbandschef Teixeira aus der FIFA-Exekutive zurücktrat.
Für Blatter als ehemaligen Generalsekretär der FIFA zur Zeit der Bestechungen und Havelanges Nachfolger war der Skandal ohne Folgen geblieben.
Trotz seiner gerichtlich festgestellten Kenntnis von den Schmiergeldzahlungen, die bis heute zu größten Teilen noch nicht restlos zugeordnet sind, wurde der Schweizer aufgrund damals fehlender Gesetzesvorschriften nicht belangt.
Blatter in Bedrängnis
Im Gegensatz zum "Freispruch zweiter Klasse" für Blatter, dem die FIFA-Ethikkommission unter Führung des Münchner Richters Hans-Joachim Eckert nach eigenen Untersuchungen lediglich "ungeschicktes Verhalten" vorwerfen mochte, musste die FIFA als Institution wegen "mangelhafter Organisation ihres Unternehmens" rund zwei Millionen Euro Strafe zahlen.
Die neuerliche Überprüfung der ISL/ISMM-Affäre könnte insbesondere Blatter über die am Freitag wiederaufgekommenen Vorwürfe wegen unter Marktwert verkaufter TV-Rechte an zwei WM-Turnieren in Bedrängnis bringen.
Finden die Beamten von US-Justizministerin Loretta Lynch Berührungspunkte zu den USA und Verstöße gegen entsprechende Gesetzesvorschriften, müsste der 79 Jahre alte FIFA-Boss womöglich eine Anklage vor einem US-Gericht fürchten.