Ob Zwanziger mit den erwähnten Beweise Belege für seine sämtlichen Behauptungen, Teile seiner Aussagen oder auch nur eine seiner Andeutungen meinte, blieb in dem Interview offen. Vor der Planung "weiterer Schritte" will Zwanziger wie angekündigt bis Donnerstag "erstmal mit der externen Kommission, die vom DFB eingesetzt wurde", sprechen: "Das ist meine Pflicht."
Im Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte der 70-Jährige die Existenz "schwarzer Kassen" bei Deutschlands WM-Bewerbung als "eindeutig" bezeichnet und Netzer eine Bestätigung für den Kauf von Stimmen der vier Asien-Vertreter im Exekutivkomitee der Weltverband FIFA zugeschrieben sowie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der Lüge bezichtigt.
Gedächtnisprotokoll als Quelle
Zwanzigers Gedächtnisprotokoll über ein Telefonat mit seinem früheren OK-Kollegen Horst R. Schmidt war für das Blatt außerdem die Quelle für die Behauptung, dass 2002 eine mutmaßliche 6,7-Millionen-Euro-Zahlung des früheren adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus gegen einen Schuldschein von Franz Beckenbauer an das damalige FIFA-Exekutivmitglied Mohamed Bin Hammam (Katar) geflossen sein. Netzer hatte Zwanziger über seinen Anwalt am Dienstag eine Unterlassungserklärung zustellen lassen.
Diese hat Zwanziger nun abgelehnt. Das berichtet jedenfalls Spiegel Online. "Da ich die Wahrheit gesagt habe, habe ich keinen Grund, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben", wurde der 70-Jährige dort am Mittwochnachmittag zitiert.
Die Kritik von vielen Seiten an seiner Vorgehensweise irritiert Zwanziger eigenen Angaben zufolge nicht. "Irgendwann", sagte der Jurist der Kölner Zeitung Express, "werden die Menschen dankbar dafür sein, dass jemand die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hat."