Zwanziger hatte im Nachrichten-Magazin Der Spiegel seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach (64) der Lüge bezichtigt und von schwarzen Kassen berichtet. Die ominöse 6,7-Millionen-Euro-Zahlung vor der WM 2006 an den ehemaligen adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus wirft immer noch viele Fragen auf.
Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sollte er sich "eher in der Rolle des Beschuldigten sehen", sagte Schily. Der Ex-Minister geht davon aus, dass Zwanziger "von vornherein wusste, für welchen Zweck er die Überweisung von 6,7 Millionen Euro freigezeichnet hat", betonte Schily. Er könne nicht nachvollziehen, weshalb sich Zwanziger Zeit mit der Aufklärung gelassen habe. Er bezeichnete dies als "eine sehr seltsame Ruhepause seines Gewissens als Finanzverantwortlicher im Organisationskomitee des DFB".
Zwanziger hätte aufklären müssen
Zwanziger hätte den Vorgang spätestens bei der Erstellung des Finanzabschlussberichtes zur WM aufklären müssen, so Schily. Zwanziger hatte am Samstagabend dem SID gesagt: "Der Vorwurf, ich hätte zu meiner Amtszeit diesen Vorgang überprüfen müssen, geht fehl, weil ich erst 2012 die Erkenntnisse gewonnen habe, die den bisherigen Erkenntnisstand veränderten." Der Jurist aus Altendiez war ab 2004 geschäftsführender DFB-Präsident als Doppelspitze mit Gerhard Mayer-Vorfelder und von 2006 bis März 2012 alleiniger DFB-Chef.
"Wir waren bis 2012, ich denke, übereinstimmend, der Meinung, dass es um eine Rücküberweisung einer notwendigen Provisionszahlung ging", äußerte Zwanziger. Er selbst hatte diese Rückzahlung 2005 via Weltverband FIFA angeblich zur Weiterleitung an Louis-Dreyfus mit veranlasst.
Inzwischen wächst die Kritik an Zwanziger von Verbands- und Vereinsseite immer mehr. Namhafte Klub-Vertreter hatten den Ex-DFB-Präsidenten am Samstag harsch kritisiert. Bayern Münchens Sportvorstand und Ex-DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hatte die Aktion Zwanzigers als "schäbig" bezeichnet.