"Knie? Hätte Lewy alles gebrochen"

Oliver BirknerFrank Oschwald
04. April 201619:00
Uuuuuuuund drin: Mit Clint Tacconis im Tor wäre Juve jetzt im Viertelfinale und Lewy im Krankenhausgetty
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Gigi Buffon hat blöde Tage hinter sich. In München setzte es bei zwei Auftritten acht Gegentore. Ein Ex-Keeper hat tolle Ratschläge für ihn. Auf der Insel werden Nippel gebissen und Hoden getätschelt und in Spanien empört Messi mehr als die zehn biblischen Plagen.

Serie A

Von Oliver Birkner

Hure des Spieltags: Für Italiener war München in den letzten Wochen keine Reise wert. Dem bitteren Juventus-Aus in der Champions League folgte die schrecklich anonyme Leistung der Azzurri gegen Deutschland. Co-Kommentator Giovanni Trapattoni riss während des unsäglichen 1:4 irgendwann der Geduldsfaden und zeterte bei einem erneuten Fehlpass "Porca puttana" ins Mikro - der gebräuchlich deftige Fluch ging Millionen Zuschauern daheim vor dem TV sicher häufiger mal über die Lippen. Porca wie Schwein und puttana wie Hure - man muss die Dinge auch mal beim Namen nennen. Die öffentlich-rechtlich verstaubte Rai überlegt nun angestrengt, ob Trapattonis Vertrag deshalb annulliert werden soll.

Es wäre fatal, denn Trap bringt wenigstens Stimmung. "Porca puttana" dachte sich sicher auch Gigi Buffon des Öfteren nach acht kassierten Allianz-Gegentoren binnen zwei Wochen. Eigentlich hätte es dazu nicht kommen müssen, wenn wir Juves Ex-Keeper Stefano Tacconi vertrauen: "Lewandowskis Tor hätte niemals fallen dürfen. Gigi musste ihm das Gesicht zerschmettern - ich wäre rausgeflogen und hätte Lewandowski Jochbein, Knie, ach alles gebrochen." Clint Tacconis Erfolgsrezept hilft allerdings nicht in allen komplizierten Lebenslagen - vor einiger Zeit wählten ihn die Italiener bereits in Folge zwei aus dem Dschungelcamp.

Pensionäre des Spieltags: Römische Derbytage sind elektrisierend, wenn nicht gerade ein Fanboykott im Gange ist. Die Ultras von Lazio und der Roma protestieren weiterhin gegen die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und ließen beide Kurven gähnend leer - ein trister Rahmen von unter 30.000. Selbst beim Vatikan-Happening im Zuge des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit und bei der Gewerkschafts-Demo gegen die Pensionsreform war mehr los als rund ums Stadio Olimpico. An der Demo hatten eventuell auch Miro Klose und Francesco Totti teilgenommen, die wohl ihr letztes aktives Derby erlebten. Totti gar komplett auf der Bank. Der Capitano ließ unter der Woche durchsickern, er würde sein letztes Jahr sogar gratis kicken, doch die Klubchefs wollen den auslaufenden Vertrag partout nicht verlängern und den 39-Jährigen schnellstmöglich mit einem leitenden Schreibtischposten aus dem Kader komplimentieren.

"Ich hätte gerne 15 Tottis im Team, denn die Füße altern nicht. Doch es spielen immer die fittesten", sinnierte Coach Luciano Spalletti. Die Muskeln altern indes sehr wohl und es werden keine Zähler aus Barmherzigkeit oder Karriereverdiensten verteilt. Totti hält weiter die Derbyrekorde in puncto Einsätzen (41), Siegen (14) und Toren (11) und in seinem 24. Profijahr für Gelbrot würde man ihm eine etwas dankbarere Behandlung wünschen. Die Roma siegte übrigens 4:1, was zur Entlassung von Lazio-Coach Stefano Pioli führte. Später randalierten 400 Tifosi vor dem Lazio-Trainingszentrum (15 Festnahmen), andere wollten Präsident Claudio Lotito in einem Restaurant der Innenstadt an die Wäsche und wurden in letzter Sekunde von dessen Bodyguards gestoppt. Geht doch, am Ende des Tages nahm die Derbystimmung sehr wohl noch rasant an Fahrt auf.

Und sonst? Und wer derzeit überlegt, warum kein italienischer Verein im Viertelfinale des Europapokals residiert und Italien bei Deutschland chancenlos war, den belehrte am Sonntag Sampdoria-Trainer Vincenzo Montella: "Ich denke, die Teams im Ausland besitzen mehr Power, Rhythmus und Kondition, weil sie deutlich weniger trainieren." Wäre dieses Mysterium also geklärt.

Premier League

Von Frank Oschwald

Freibier des Spieltags: Würde es eine internationale Organisation geben, die sich um die Zwei-Klassen-Gesellschaft in den europäischen Topligen kümmert, würden sich sämtliche Mitglieder aktuell vor guter Laune allesamt in die Unterbuchse pieseln. Denn in England regiert der Underdog und weist die Favoriten in die Schranken. Überall hört man nur, wie bizarr diese ganze Geschichte um Leicester eigentlich ist. Wir fassen nach dem Wochenende zusammen: Sie ist sehr bizarr. Erst vor einem Jahr, am 3. April 2015 lag Leicester hoffnungslos am Tabellenende. Exakt sieben Punkte Rückstand hatten die Foxes zum rettenden Ufer. Heute, ein Jahr später, hat das Ranieri-Team eben diese sieben Punkte Vorsprung - allerdings auf den Zweitplatzierten. Oh Leicester, du Mittelfinger in Zeiten der Kommerzialisierung! Warum wir die Foxes eigentlich so geil finden, haben wir hier in zahlreichen Blitzlichter-Ausgaben bereits ausführlich erklärt. Wer an freien Tagen als Team Ausflüge in fremde Städte macht und sich dabei in Superhelden-Kostüme steckt, der soll einfach Meister werden. Punkt

Am Wochenende lieferte Leicester den nächsten Grund, mit Pipi in den Augen auf die Insel zu blicken. Ja ja, okay, die Foxes siegten 1:0 und marschieren vorneweg. Viel entscheidender waren für unsere Jubelarien allerdings die Rahmenbedingungen, die zum Dreier führten. Die fleischgewordene STRG-&-V-Tastenkombination Vichai Srivaddhanaprabha, Leicester-Präsident, ließ die Puppen tanzen. Denn für jeden LCFC-Fan gab es vor dem Spiel einen Donut und ein Bier. Und zwar umsonst. Der Grund? Es war der Geburtstag des Präsis. Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, dem ist jetzt eigentlich nicht mehr zu helfen. "Jeder hat seinen eigenen Verein, aber alle - auch wenn es nur ein bisschen ist - freuen sich auch ein wenig mit Leicester City. Unglaublich", sagt selbst Iker Casillas - und dem kann man beim besten Willen nicht widersprechen.

Maniacs des Spieltags: Klar, England ist das Mutterland des ehrlichen Fußballs. Sobald jemand ohne Fremdeinwirkung durch den Strafraum segelt, kann er selbst bei den eigenen Fans einpacken und nach Hause fahren. Die vergangenen zwei Wochenenden lieferten allerdings auch mal wieder einige Hinweise, dass sich teilweise dann auch so richtige Assi-Fouls einschleichen. Gleich drei hervorragende Beispiele haben wir gefunden. Da ist zum einen Norwich-Stürmer Steven Naismith. Dieser hielt es in alter Vinnie-Jones-Manier für dringend nötig, seinem Gegner die Kronjuwelen zu sortieren. Bei einer Ecke fuhr der 29-Jährige blitzschnell die Hand aus und schüttelte mit den Fingerspitzen den Schritt von Newcastle-Verteidiger Daryl Janmaat.

Im Vergleich zur Mutter aller Sackgriffe von Jones allerdings eher ein lässiger Doppellupfer. Janmaat war dennoch sichtlich irritiert. Leeds' Souleymane Doukara ist Nummer zwei in unserer Reihe der Maniacs der Woche. Er qualifizierte sich mit einem erotischen Nippel-Knabberer bei Fernando Amorebieta für diese exquisite Liste. Na gut, der Nippel-Knabberer war dann wohl eher ein Biss. Und Amorebieta hatte sichtbare Schmerzen. Der englische Verband belegte den Mittelstürmer deshalb mit einer 8-Spiele-Sperre. Und zum Abschluss unserer Liste, wie soll es anders sein, landet der Chef-Maniac höchstpersönlich: Joey Barton. Der schien zunächst elegant über den fallenden Gegenspieler Biram Kayal zu springen. Er machte dann allerdings keine Anstalten auszuweichen, als das Knie des Gegners sich auf der bartonschen Landebahn befand. Nach dem Knie-Stampfer rammte er kurz darauf ebenfalls Kayal beim Kopfballduell auch noch den Ellenbogen ins Gesicht. Gelb gab's dafür nicht.

Anything else? Jeder hat ja irgendwie doofe Nachbarn. Das wissen ja die meisten nur zu gut. Adam Johnson hat jetzt allerdings richtig beschissene Nachbarn. Der Ex-Sunderland-Kicker sitzt aktuell wegen Missbrauch einer Minderjährigen hinter Gittern. Und offenbar wurde er in den A-Wing des HMP-Armley-Gefängnisses in Leeds verfrachtet. Das ist grundsätzlich nicht gut. Denn dort sitzen die richtig üblen Assis und "kranken Perverslinge", wie der Mirror es blumig umschreibt. Unter anderem scheinbar eine kranke Gang, die eine 13-Jährige sexuell missbrauchte.

Primera Divison

Von Frank Oschwald

Unterhose des Spieltags: Seit Samstagabend ist die komplette Redaktion in einem tiefen Loch. Monate-, ach, jahrelang haben wir uns auf DAS Spiel des Jahres gefreut. Und jetzt soll alles irgendwie vorbei sein? El Clasico - einfach vorbei!? Verwirrte Redakteure sitzen wippend auf ihrem Stuhl und wissen nicht mehr, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Gott sei Dank beglückte uns nach dem Spiel das Team von Real mit einem Foto direkt aus der Kabine...wir kennen ja diese fürchterlichen Bilder. Dort sind meist halbnackte und verschwitzte Männer zu sehen, die mit Testosteron vollgepumpt durch die Gegend jubeln. Was bei diesem Bild allerdings besonders fies war: Irgendein gemeiner Real-Schlingel hat den eigentlich schüchternen Ronaldo vor die Kamera gezerrt. Dabei hatte der doch nur eine Unterhose an. Sonst nichts. Das wird ihm nun sicherlich extrem peinlich sein. Wir hoffen nur, dass ihm die Teamkollegen rechtzeitig Bescheid gegeben haben, dass er nach dem Bild auch wieder Luft holen kann.

Als Barca-Fan mag man jetzt sagen: Schon toll, liebes Real. Hui, supi, Glückwunsch zum Sieg, wir haben trotzdem noch sieben Punkte Vorsprung. La Liga gewinnen wir sowieso, da braucht ihr jetzt gar nicht so einen Terz machen. Das sah auch die Sport so - das Hausblatt der Katalanen. Zumindest nach dem Spiel. Man postete das Kabinen-Bild von Real und schrieb dazu: "Real feiert den Clasico-Triumph, als wäre es ein Titel". Das kann man ja durchaus so sehen. Doof nur, dass die Zeitung noch einige Tage zuvor mit großen Lettern in ihrer Printausgabe auf dem Cover titelte: "Der Clasico ist wie ein zusätzlicher Titel".

Plage des Spieltags: Was fällt diesem Lionel Messi eigentlich ein? Ist er denn von allen guten Geistern verlassen? Im Interview mit einem ägyptischen Fernsehsender zog der Argentinier den Groll einer ganzen Nation auf sich. Noch nie sei man "in den vergangenen 7.000 Jahren so dermaßen gedemütigt worden", meinte Politiker Said Hasasin. 7.000 Jahre? Das ist dann jetzt doch eine lange Zeit. Die These? Na ja, zumindest gewagt. Schließlich fallen in diesen Zeitraum laut übereinstimmenden Medienberichten und Presseberichten der Bibel auch die zehn Plagen.

Aber das ist ja wieder eine andere Geschichte. Doch was hat der kleine und so dropsig aussehende Argentinier denn eigentlich angestellt? Er gab der Moderatorin, Achtung, seine Schuhe, um die dann für einen wohltätigen Zweck zu versteigern. Was fällt ihm ein? Politiker Hasasin meinte dazu: "Ich werde dich mit meinem Schuh schlagen, Messi." Was der Argentinier nicht wissen konnte: In der arabischen Welt gilt der Schuh als dreckiges Kleidungsstück. Die Spende war somit eine heftige Beleidigung.

Algo mas? Die heutigen Medien tendieren ja dazu, aus jedem noch so bizarren Thema eine Meldung zu machen. Kurzes Quiz, um dies zu verdeutlichen. Raten Sie bitte, welche der folgenden Meldung tatsächlich zuletzt erschien. Sprach (A) Luis Suarez über seine Pinkel-Angewohnheiten, (B) Andres Iniesta über ein Frühstücksei oder (C) Gerard Pique über seine Morgenlatte. Ding Dong Ding Dong Ding Dong Ding Dong - die Zeit ist um. Die Antwort? "Das ist ein Thema der Hygiene für mich, denn ich habe zwei Kinder. Ich will nicht, dass es spritzt oder was auf den Boden geht, deswegen pinkele ich im Sitzen. Die Kinder spielen überall und ich will nicht, dass sie krank werden." Es ist so geil, dass wir aktuell leben dürfen und solche News bekommen.