Wenn Pogba Al Capones Erbe finanziert...

Benedikt TreuerNino Duit
22. August 201621:23
Paul Pogba ist seit diesem Sommer der teuerste Spieler der Weltgetty
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Neue Saison, neues Glück: Das gilt auch für die Blitzlichter! An diesem Wochenende mit dabei: Chinesisches Public-Viewing für Inter, Sevillas Wunder-Sanierung und der neue Besitzer von Al Capones Villa. P.S.: Pogba hat seine Finger im Spiel. Ach so, noch was: Cillessen sits on things again.

Serie A

von Oliver Birkner

Zuschaupflicht des Spieltags: Den rund 25.000 Angestellten seines Konzerns hatte Suning-Chef Zhang Jindong nahegelegt: Sonntag alle vors TV zum Klassiker Chievo gegen FC Internazionale. Nahelegen bedeutet auf Betriebschinesisch wahrscheinlich Anordnung, es wurde allerdings nicht überliefert, ob der neue Inter-Eigner kontrollierende Späher ausschickte. Sie hätten zweifelsohne entsetzte Menschen vor dem Gerät entdeckt, was sich der Cheffe mit seinem Privatvermögen über fünf Milliarden Dollar und 18,2 Milliarden Umsatz da bitteschön ins Haus geholt hat.

Anders in Italien, wo viele begeistert ausriefen, endlich mal den Spieß umgedreht und den Chinesen eine Fälschung untergejubelt zu haben. Dass Inter nun im San Silo spiele und Jindong eigentlich Intel kaufen wollte, gehörte eher in die Kategorie Kalauer. Das Ziel in der fernen Besitzerheimat blieb jedenfalls etwas undurchsichtig, übersetzte der chinesische Dolmetscher bei Sunings Präsentation der Inter-Übernahme doch feierlich: "Suning wird Milan wieder aufs Dach der Welt führen."

Besser so, denn mit der bombastisch internationalen Internazionale (indonesischer Präsident, chinesischer Besitzer, niederländischer Coach) wird das Vorhaben wohl noch ein Weilchen dauern. Nach einer katastrophalen USA-Tournee tüftelte die Chefetage den kongenialen Plan aus, 13 Tage vor Saisonstart den Trainer zu wechseln. Frank de Boer sagte gleich mal mutig, vor Juventus habe man keine Angst, im ersten Pflichtspiel rang er jedoch erschrocken nach Atem.

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Seine Profis trotteten desaströs übers Grün und erlaubten, dass die Autogrammkarte von mighty Chievos Doppeltorschützen Valter Birsa nun wohl mehr als die bisherigen vier Euro bei eBay kostet. Andrea Ranocchia sollte sich besser nicht an Pokemon go versuchen, er fand nicht einmal den Ball.

Die unsinnige Dreierkette indes zwang die Außen wie Antonio Candreva zu überhöhter Zusatzarbeit und die "Gazzetta dello Sport" kommentierte: "Als würde man Einstein abstellen, Fotokopien zu erledigen." Man wird das Gefühl nicht los, ohne nötige Qualität im Mittelfeld würde selbst ein kooperativ von Mourinho, Ancelotti, Guardiola und Conte gezeugtes Geschöpf an Inter verzweifeln. Aber nicht verzagen, liebe 25.000 Mitarbeiter. Nächste Woche kommt Palermo zu neuen Zwangs-Festspielen - mit Alkoholika müsste das gehen. SPOXspox

Dicke Sau des Spieltags: Gonzalo Higuain musste im Sommer ja so einiges ertragen. Nach seinem Umzug zum Antichristen Juventus ließen sich die Neapolitaner die Tattoos ihres Idols flugs entfernen, die Müllwagen fuhren die Schichten mit einem Higuain-Poster und erklärten: "Genau das ist er, stinkender Abfall!"

Auch in Turin jammerte man wegen seines eingeführten Dolce-Vita-Übergepäcks von fünf Kilo. Ex-Profi Robert Prosinecki degradierte den Argentinier gar zum "Schweinchen". Am Samstag kam "Pipita" in der 61. Minute und benötigte neun Minuten zum großartigen 2:1-Siegtreffer gegen Florenz.

Solch einen Fettsack hätte womöglich manch Klub gerne im Sturm, auch wenn es erst sein 72. Treffer im 105. Serie-A-Spiel war. "Nennt mich ruhig weiter dicke Sau, dann treffe ich in jedem Spiel doppelt", kündigte der Stürmer an. Die Konkurrenz sollte sich das reiflich überlegen.

Und sonst? Impertinenter Rotzlöffel, dieser Gigio Donnarumma. Sinisa Mihajlovic verhalf ihm mit 16 Jahren und acht Monaten letzten Oktober im Milan-Tor zum Profi-Debüt und beim ersten Treffen als Gegner parierte Donnarumma den Elfmeter zum möglichen Torino-Ausgleich in der sechsten Minute der Nachspielzeit.

"So ein undankbarer Schnösel. Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn nicht debütieren lassen", sagte Mihajlovic. Ansonsten alles wie gehabt. Der AC kickte marginal ansehnlicher als im Vorjahr und China reflektiert momentan vermutlich, ob man sich tatsächlich gleich beide Mailänder Klubs antun musste. Immerhin existiert für den AC (noch) keine Zuschau-Anordnung. Glück gehabt.

Primera Division

von Benedikt Treuer

Die Sanierung des Spieltags: Mal abgesehen davon, dass die Ergebnisse von Barca und Sevilla (6:2, 6:4) am Wochenende viel mehr nach "Game, Set and Match" als nach "Gooooooooooooooooooooooooooooool" klingen, muss man konstatieren: Geil eingekauft, FC Sevilla!

Alle sechs (!) Buden, die die Andalusier Espanyol am Samstag um die Ohren knüppelten, wurden von Neuzugängen erzielt: Sarabia, zweimal Vietto, Vazquez, Ben Yedder und selbst Hiroshi Kiyotake! Das entspricht etwa einem Transfervolumen von 34,5 Millionen Euro. Bei Atletico reibt man sich ob so viel Torgefahr zum "kleinen" Preis verwundert die Augen. Denn von den kolportierten 80 Millionen, welche die Rojiblancos im Sommer hinblätterten, war am 1. Spieltag nicht viel zu hören - eher so ein einsames Pfeifen des Windes, der durch die ereignislose Ödnis fegt.

Aber zurück zu Sevilla. Nicht das Ergebnis, nicht die eingeschlagenen Transfers, sondern der neue Coach Jorge Sampaoli war der eigentliche Clue des spektakulären Schützenfests: Seine taktische Ausrichtung war dermaßen offensiv, dass sie selbst für Statistik- und Taktik-Freaks kaum zu greifen war. Die Kollegen von 11tegen11 visualisierten Sevillas Passmatrix - und dachten sich anschließend auch nur: WTF?! Vor Aufbauspieler Steven N'Zonzi agierten die Andalusier quasi mit fünf Zehnern. Geballte Offensive. Komplett wahnsinnig. Aber einfach nur geil!

Meme des Spieltags: Streng genommen, ist Jasper Cillessen in den sozialen Netzwerken schon seit Juli 2014 Kult. Im Spiel um Platz drei bei der WM in Brasilien (Holland siegte mühelos 3:0) setzte sich der niederländische Nationalkeeper gegen den Gastgeber demonstrativ an den Pfosten seines Tors - in Ermangelung an Beschäftigung. Die Pose verbreitete sich mittels diverser Montagen wie ein Lauffeuer - unter dem Hashtag: #cillessensitsonthings.

Jetzt, da Cillessen - aktuell noch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag - so gut wie sicher in Barcelona aufschlägt, ist es an der Zeit, die alten Kunstwerke wieder rauszuholen. Denken sich jedenfalls die Spanier. Mit zunehmenden Wechselgerüchten tauchten auch immer mehr der alten Bildzusammenschnitte wieder auf. Und wenn wir ehrlich sind: Einige sind schon richtig lässig.

Da gibt es beispielsweise den Jasper, der höflich in der U-Bahn grüßt, den Jasper, der neben Forrest Gump auf der Parkbank seine Brotzeit verdrückt oder den fliegenden Jasper, der auf dem Rücken von Robin van Persie reitend durch die Luft segelt. Er sitzt also wieder auf Dingen, dieser Jasper Cillessen. Bald womöglich auf Barcas Ersatzbank - das jedenfalls wäre Marc-Andre ter Stegen zu wünschen.

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Algo mas? Viele kleine Randgeschichten. In Madrid, zum Beispiel, hat sich bereits der nächste Weltfußballer angekündigt. Reals Mariano, in der vergangenen Saison mit 27 Treffern noch Toptorjäger in der Castilla-Mannschaft der Königlichen, ist trotz zahlreicher Angebote anderer Klubs in Madrid geblieben, um dort auf seine Chance in der ersten Mannschaft zu warten. In einem Gespräch mit Trainer Zidane soll er gesagt haben: "Trainer, ich werde mich dem Wettbewerb stellen. Gib mir eine Chance, dann gewinne ich den Ballon d'Or." Loooog'sch! Im Spiel gegen Sociedad hatte Zizou die Worte seines Schützlings wohl schon wieder vergessen, Mariano spielte keine Minute. Oder der Coach sieht die Situation einfach ein bisschen anders als der Jungspund.

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In Barcelona scheint man dagegen etwas bescheidener zu sein. Neuzugang Lucas Digne ist das beste Beispiel: Vor dem deutlichen Sieg zum Saisonauftakt nutzte der 23-Jährige seine Freizeit, um die Stadt überhaupt mal kennenzulernen. Mitsamt Freundin tourte er durch das von Antoni Gaudi geprägte Zentrum - stinknormal im Stadtbus. Sympathisch!

Ach so, noch was: Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass die Super Deporte stolz berichtete, Cristiano Ronaldo habe einem Wechsel zum FC Valencia zugestimmt. Das waren noch Zeiten ...

Premier League

von Nino Duit

Immobilie des Spieltags: Verdient man an einem Tag mal so eben rund 23 Millionen Euro, dann kann man sich schon was gönnen. Zum Beispiel die sagenhafte Villa, in der vor ein paar Dekaden einer der berüchtigsten Verbrecher der Menschheitsgeschichte hauste: Al Capone. In dessen einstigem Domizil in Miami gehen künftig wohl Zlatan Ibrahimovic und Paul Pogba ein und aus. Dann nämlich, wenn sie ihr Berater Mino Raiola zur Audienz bittet.

Das italienische Magazin panorama.it berichtete, dass sich Raiola die Al-Capone-Villa gekauft haben soll. Mit sieben Millionen Euro investiert er jedoch nur einen Bruchteil seiner Pogba-Gage in die zukunftsträchtige Immobilien-Anlage. Bleiben also noch finanzielle Mittel für Vorhänge und Lampenschirme.

Allzu viel wird aber wohl nicht mehr zu tun sein: Al Capone wusste bekanntlich, wie es sich leben lässt. Auf einer Seite des Hauses liegt das Biscayne Bay, auf der anderen ein gewaltiger Pool. Bei einer Wohnfläche von über 550 Quadratmetern ist da lediglich die Distanz zwischen den kühlenden Gewässern störend.

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Raiola wird sich damit abfinden müssen - sollte er die Villa denn tatsächlich erworben haben. Die Sun traute dem aus Italien stammenden Gerücht nämlich nicht, fragte bei MB America, dem Besitzer der Anlage, nach und bekam ein Dementi. Verwirrend, denn panorama.it schien sogar Vertragsdetails zu kennen: Ob "Raiolas Verbindungen zur Capone-Familie" bekam er die Villa demnach sogar mit Rabatt.

Klar ist nur Eines: Seit dem Transfer von Pogba wissen wir, dass bei Geschäften mit Raiola wochenlanges Dementieren genauso dazugehört wie letztlich das Durchsetzen seines eigenen Willens. Wahrscheinlich bezieht er die Villa einfach etwas später - und kassiert dafür eine dicke Provision. Von wem und warum auch immer.

Transfer des Spieltags: Der Transfermarkt in England ist derzeit bekanntlich etwas überhitzt. Dabei die Übersicht zu bewahren, ist zugegebenermaßen etwas kompliziert. Wird man aber gerade für 30 Millionen Euro verkauft, dann sollte man doch wissen, wo es denn nun hingeht. Christian Benteke scheint sich damit nicht ganz so genau befasst zu haben - Burnley oder Palace, Hauptsache weg aus Liverpool.

Sollte Burnley-Trainer Sean Dyche @chrisbenteke auf Twitter folgen, er wird am Samstag wohl erst etwas verdutzt gewesen sein - und dann von einem neuen Traum-Sturm fantasiert haben. Gerade erst hat Burnley 12,4 Millionen Euro für Stürmer Andre Gray auf den Tisch gelegt und somit einen neuen Rekordtransfer getätigt. Und dann das: "Christian Benteke - Burnley FC & Belgium national team."

Was für eine Wende im Transferpoker um Benteke! Schnappte Burnley Crystal Palace doch tatsächlich im letzten Moment den umworbenen Stürmer weg. Entgeistert die ersten Reaktionen bei Palace, es kursierten unbestätigte Gerüchte über Panik in der Geschäftsstelle. Wenige Minuten zuvor twitterte Benteke noch: "New chapter. New beginning. New family #CPFC #Eagles @CPFC." Dazu streckte er im Palace-Trikot breit grinsend den Daumen nach oben. Alles nur ein billiger Bluff, um die Verantwortungsträger von Burnley unter Druck zu setzen?

Nein, bald gab es Entwarnung. "Oops my bad lol", ließ Benteke jeden, der es mit Palace hält, aufatmen: "Yes I signed for cpfc and not burnley. Sorry for the little mistake the person that manages my Twitter got a little confused." Kann ja mal passieren, die Vereinsfarben von Burnley und Crystal Palace sind ja auch zum Verwechseln ähnlich. Ein bisschen zumindest.

Anything else? Michael Chopra kommt aus der Jugend von Newcastle United, absolvierte einst ein Länderspiel für die englische U21-Nationalmannschaft und kickt derzeit für den indischen Verein Kerala Blasters. All das und noch vieles mehr erfährt man auf seiner englischen Wikipedia-Seite.

Außerdem hat Chopra im Juli 2016 ein Elfmeterschießen gegen ein portugiesisches Escort-Girl mit 1:3 verloren, woraufhin er - statt seine Wettschulden zu bezahlen - als Ballerina verkleidet auf einer Hochlandkuh umhergeritten ist.

Die Frage, ob er dabei eine Bierflasche in der rechten Hand hielt und lautstark "The Wild Rover" schmetterte, blieb jedoch unbeantwortet. Sei es drum. Das kuriose Update des Kapitels "Personal Life" in Chopras Wikipedia-Artikel wurde übrigens von einem Computer der britischen Regierung durchgeführt - und mittlerweile wieder offline genommen.

Möglicherweise besiegte ein britischer Abgeordneter Chopra im Lattenschießen und durfte die interessante Anekdote als Wettgewinn der ganzen Welt mitteilen. Oder es hat sich tatsächlich so zugetragen.