Nicht nur der HSV

Johannes RohrmaierSimon Ommer
18. November 201612:27
SPOXgetty
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Der Hamburger SV hat den schlechtesten Saisonstart seiner Vereinsgeschichte hingelegt und steht aktuell abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Sunderland geht es in der Premier League ähnlich, Granada in der Primera Division. Ein Blick auf die größten Sorgenkinder Europas.

England: AFC Sunderland (Platz 20, 11 Spiele, 5 Punkte, 9:21 Tore)

Lange hat es gedauert, doch vor der Länderspielpause gewann der AFC Sunderland gegen Bournemouth sein erstes Spiel in der Premier League unter dem neuen Trainer David Moyes. "Manchmal braucht man ein bisschen Glück auf seiner Seite", kommentierte Matchwinner Jermain Defoe den Sieg der Black Cats.

Nach dem zehnten Spieltag sorgte Sunderland für einen unrühmlichen Rekord, denn der Verein legte den schlechtesten Saisonstart der Premier-League-Geschichte hin: zwei Punkte und ein Torverhältnis von 7:20. Die Black Cats lösten damit Manchester City ab, das 1995 nach zehn Spielen ebenfalls zwei Punkte, aber ein besseres Torverhältnis auf dem Konto hatte.

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Für einen weiteren Negativ-Rekord sorgte Jack Rodwell, Englands Wunderkind von einst. Bei seinen letzten 33 Startelfeinsätzen in der Premier League sprang kein einziger Sieg heraus. Die Negativserie des 25-Jährigen läuft munter weiter, denn gegen Bournemouth stand er nicht im Kader.

Dass eine Menge Arbeit und womöglich zahlreiche Probleme auf die Black Cats zukommen würden, verwundert nicht, gilt es doch, einen gewaltigen personellen Umbruch zu verkraften. 20 Spieler verließen im Sommer den Verein, 19 neue wurden geholt. Didier Ndong wurde für 20 Millionen Euro vom FC Lorient transferiert, um das zentrale Mittelfeld zu verstärken. Der Gabuner absolvierte bisher acht Partien, war dabei allerdings an keinem Tor beteiligt. Ein weiterer prominenter Zugang ist der Ex-Bremer Papy Djilobodji, der für 9,5 Millionen vom FC Chelsea kam. SPOX

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Sunderland die vielen Veränderungen im Kader verkraftet und Trainer Moyes die Neuzugänge in der Mannschaft eingliedern kann. Gelingt dies nicht, rückt Tabellenplatz 17 in noch größere Ferne.

England: Swansea City (Platz 19, 11 Spiele, 5 Punkte, 10:21 Tore)

Nur knapp über dem AFC Sunderland steht mit Swansea eine weitere Mannschaft, deren aktuelle Form große Sorgen bereitet. Nach dem Auftaktsieg gegen den FC Burnley (1:0) gelang den Walisern kein weiterer Erfolg in der Premier League. Zwar trotzten die Schwäne dem FC Chelsea ein 2:2-Unentschieden ab und verloren gegen Liverpool (1:2) und Arsenal (2:3) nur knapp, stehen aber dennoch im Tabellenkeller der Liga.

Die Abgänge von Andrew Ayew und Ashley Williams waren ein herber Verlust für Swansea. Der Verein erzielte mit dem Verkauf seiner beiden Superstars knapp 40 Millionen Euro Gewinn, sportlich fehlen sie jedoch an allen Ecken. Das sieht auch Ray Wilkins, ehemaliger englischer Nationalspieler, so: "Der Verlust von Ashley Williams: Ich habe es schon oft gesagt, wenn man Anführer verliert, bekommt man Schwierigkeiten", sagte er und fügte hinzu: "Ich habe wirklich Angst um Swansea."

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Ein Grund für die sportliche Misere findet sich schnell: Das Auftaktprogramm von Swansea war alles andere als leicht, so trifft man in der Hinrunde von den Topmannschaften nur noch auf die Tottenham Hotspur. In allen anderen Begegnungen kann sich Swansea mit Siegen aus der aktuellen Lage befreien und Anschluss an die oberen Ränge herstellen. Dennoch benötigt das Team von Bob Bradley ein Erfolgserlebnis, um Selbstvertrauen für die Aufholjagd zu tanken. Sollte der Mannschaft dies zeitnah gelingen, scheint eine Korrektur des Saisonstarts durchaus möglich.

Frankreich: FC Lorient (Platz 20, 12 Spiele, 7 Punkte, 9:20 Tore)

Ein Trainerwechsel als Zeichen? Bernard Casoni tritt die Nachfolge des entlassenen Sylvian Ripoll an und soll nun die Wende einleiten. "Ich weiß, das ist eine Herausforderung, die nicht einfach ist, aber ich habe den Ehrgeiz, das Team aus der Lage zu befreien", sagte er nach seinem Amtsantritt.

Die Auswärtsbilanz des FC Lorient ist erschreckend: Alle sechs Spiele in der Ligue 1 gingen verloren, lediglich im heimischen Stadion gelangen zwei Siege und ein Unentschieden. Auch die aktuelle Form spricht gegen die Franzosen, denn in den letzten fünf Spielen sammelte die Mannschaft nur einen Punkt im Kampf gegen den Abstieg.

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Im Sommer verlor das Team gleich zwei wichtige Stammkräfte: Mittelfeldspieler Didier Ndong wechselte für 20 Millionen Euro zu Sunderland, Europameister Raphael Guerreiro wirbelt nun für Borussia Dortmund. Insgesamt verpflichtete Lorient in der vergangenen Transferperiode 21 Spieler, die erst einmal Zeit für die Integration benötigen.

Erstaunlich für einen Tabellenletzten ist, dass Lorient erst einmal mit mehr als zwei Gegentoren verlor. Die Abwehr fällt also trotz Rückstand nicht auseinander, ein gutes Zeichen. In weiter Ferne ist ein Nicht-Abstiegsplatz noch nicht. Lediglich vier Punkte fehlen auf Bastia. Der Pokalsieger von 2002 muss aber unbedingt auch auswärts punkten, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Italien: FC Crotone (Platz 20, 12 Spiele, 5 Punkte, 10:24 Tore)

Schlusslicht in der Serie A ist der erst 1993 gegründete Aufsteiger aus Kalabrien. Der FC Crotone steht mit nur fünf Punkten am Tabellenende. Nach einem katastrophalen Saisonstart konnte man allerdings durch ein Unentschieden bei der Fiorentina und einen 2:0-Heimsieg gegen Chievo Verona zumindest zum Vorletzten aus Palermo aufschließen.

Der leichte Aufschwung erhielt aber durch die 0:3-Niederlage bei Inter Mailand wieder einen Dämpfer. Dass man gegen die Nerazzurri lange das 0:0 hielt und die Tore alle erst in der Schlussphase kassierte, sollte jedoch Mut für die nächsten Spiele machen. Gegen den FC Turin und Sampdoria Genua will man nun versuchen, an die guten Leistungen anzuknüpfen, bevor am 17. Spieltag der wiedererstarkte AC Milan wartet.

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Trainer Davide Nicola, der den vor der Saison zum FC Genua abgewanderten Erfolgstrainer Ivan Juric ersetzte, hofft dabei auch auf Tore von Offensiv-Neuzugang Simy, der mit bisher einem Saisontor die großen Fußstapfen von Aufstiegs-Torjäger Ante Budemir noch nicht ausfüllen kann. Budemir spielt jetzt bei Genuas Lokalrivalen Sampdoria.

Gleichwohl drückt der Schuh bei Crotone eher in der Defensive. Das ist kein Wunder, wurde doch die Viererkette vor der Saison beinahe komplett neu zusammengestellt. Gerade die neu verpflichteten Innenverteidiger Federico Ceccherini und Gianmarco Ferrari machen nicht den sichersten Eindruck. Mit 24 Gegentoren stellt man die schlechteste Abwehr der Liga.

Nicola muss jetzt alles daran setzen, den positiven Trend aus den letzten Spielen fortzusetzen und die Abwehr weiter zu stabilisieren, damit er mit seinem neu zusammengewürfelten Kader nicht den Anschluss verliert. Der Abstand zu den Nichtabstiegsrängen beträgt bereits fünf Punkte.

Soll man in der armen, von der Mafia geplagten Stadt, mit dem maroden Stadion und im benachbarten städtischen Krankenhaus, aus dem man den besten (und günstigsten) Blick aufs Spielfeld hat, auch nächstes Jahr den Lichtblick Serie-A Fußball zu sehen bekommen, müssen Punkte her.

Spanien: FC Granada (Platz 20, 11 Spiele, 4 Punkte, 9:25 Tore)

Die Andalusier erlebten einen Saisonstart zum Vergessen. Auch nach elf Spieltagen wartet Granada auf den ersten Saisonsieg. Gerade auswärts ist die Bilanz erschreckend. In der Fremde holte das Team erste ein mickriges Pünktchen.

Trainerwechsel sind in Granada, das jede Saison seit dem Wiederaufstieg 2012 gegen den Abstieg spielte, mittlerweile eine (un)schöne Tradition. Luis Lucas Alcaraz ist bereits der sechste Coach in den vergangenen zwei Jahren. Sein Ziel sollte es sein, die Defensive zu stabilisieren, 25 Gegentore bedeuten die schlechteste Abwehr der Liga.

Gegen Las Palmas (1:5) und Atletico Madrid (1:7) setzte es zwei krachende Ohrfeigen. Zuletzt zeigt die Formkurve aber sachte nach oben: Neben zwei Unentschieden gegen Gijon und La Coruna verkaufte sich das Kellerkind auch bei der knappen 0:1-Niederlage in Barcelona teuer.

Das findet auch der vom FC Barcelona ausgeliehene Sergi Samper. Er sieht "das Team in der Lage, die Situation umzukehren". Das Mittelfeldjuwel aus La Masia ist aber im harten Abstiegskampf Granadas noch nicht wirklich angekommen und stand erst einmal über 90 Minuten auf dem Feld.

Sergi Samper: Der Typ aus dem La-Masia-Reagenzglas

Vorne konnten die Abgänge der drei besten Torschützen der vergangenen Saison noch nicht adäquat ersetzt werden. Gerade die 16 Saisontore von Stürmer Youssef El-Arabi, der Granada in Richtung Doha verließ, fehlen den Andalusiern. Auch Alberto Bueno, der nach seinem Gastspiel beim FC Porto in die Primera Division zurückkehrte, konnte noch nicht an seine 17 Treffer aus der Saison 2014/2015 anschließen.

Neben den schlechten Ergebnissen auf dem Platz sorgen Störfeuer wie der positive Drogentest von Offensiv-Neuzugang Jose Angulo für Unruhe. Wenn Luis Lucas Alcarez nicht die Reihe der entlassenen Trainer bei Granada fortsetzen will, müssen Ergebnisse her. Mit dem FC Valencia, Celta Vigo, dem FC Sevilla und dem FC Malaga warten in den nächsten Spielen allerdings keine leichten Gegner.

Griechenland: Iraklis Thessaloniki (Platz 16, 8 Spiele, 3 Punkte, 6:12 Tore)

In Griechenland steht Iraklis Thessaloniki nach acht Spielen noch ohne Sieg da. Mit bisher erst drei Unentschieden bei fünf Niederlagen hat der Klub bereits sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Auch Interimscoach Ioannis Amanatidis, der in der Bundesliga unter anderem für den VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt aktiv war, konnte das Ruder bisher nicht herumreißen.

Slowenien: NK Radomlje (Platz 10, 16 Spiele, 5 Punkte, 12:39 Tore)

NK Radomlje hat in Slowenien nach 16 Spielen schon zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, der sichere Klassenerhalt ist 13 Punkte entfernt. Eine Rettung würde trotz noch 20 ausstehenden Spielen an ein Wunder grenzen, denn der Klub hat sowohl den schwächsten Angriff (12 Tore) als auch die anfälligste Defensive (39 Gegentore).

Türkei: Adanaspor (Platz 18, 10 Spiele, 6 Punkte, 8:13 Tore)

Nicht besser läuft es für Adanaspor in der Türkei. Der Aufsteiger holte in zehn Spielen nur sechs Punkte, ein Nicht-Abstiegsplatz ist allerdings nur drei Punkte entfernt. Der Klassenerhalt ist daher trotz des Fehlstarts noch gut zu erreichen.

Ukraine: FC Dnipro (Platz 11, 14 Spiele, 5 Punkte, 13:22 Tore)

Für den Europa-League-League-Finalisten von 2015 kommt es weiterhin knüppeldick. Nachdem man wegen Verstößen gegen Finanzregularien von der UEFA für ein Jahr von den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen wurde, musste auch in der heimischen Liga einen Abzug von 6 Punkten als Strafe für noch ausstehende Gehälter von Ex-Trainern hingenommen werden. Dnipro steht damit auf dem vorletzten Tabellenplatz. Einen Punkt dahinter steht nur noch Karpaty Lwiw. Dem Klub wurden wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ebenfalls 6 Punkte abgezogen.