Ein spanischer Drittligist stellt den Clasico in den Schatten - mit einem Medizinkoffer. In der Serie A verkauft ein Schwabe in unterschiedlichen Farben Socken und auf der Insel prügeln sich Vier- und Fünfjährige. Die Blitzlichter aus Europa.
Serie A
Von Oliver Birkner
Sockenverkäufer des Spieltags: Bis zum Derby am Sonntag hatte sich die Lazio-Nordkurve im Boykott regelmäßig durch gähnende Leere ausgezeichnet. Das passte freilich hervorragend zu den leeren Köpfen mancher Laziali. Vor dem Duell mit der Roma diktierten einige Ultra-Anführer ihrem Team, für "gebrochene Knöchel" beim Gegner zu sorgen, denn das Derby sei für sie keine Schlacht, sondern "ein ethnischer Krieg". Willkommen im Jahr 2016, solch hohle Parolen haben kürzlich ja auch eine recht signifikante Wahl gewonnen. Lazios Senad Lulic, von Beruf mäßig begabter Fußballprofi, nahm sich die Gesinnung jener Tifosi besonders zu Herzen.
Nach der 0:2-Niederlage analysierte der Bosnier: "Bis vor zwei Jahren verkaufte Antonio Rüdiger in Stuttgart auf der Straße Socken und Gürtel und jetzt macht er einen auf Phänomen." So sieht's mal aus. Was erlaube Rüdiger? Der Klub beeilte sich mit einer raschen Entschuldigung aus der Bredouille herauszukommen, Lulic dachte nicht daran und erklärte später feinsinnig: "Wieso soll ich mich entschuldigen? Das war nicht rassistisch, denn auch Weiße verscherbeln Socken." Der Satz spricht für sich. Lulic drohen in einem Nachspiel nun mindestens fünf Spiele Sperre. Rüdiger hatte im Vorfeld der Zeitung "Il Tempo" etwas provokant erzählt: "Ich kenne Lazio und den Trainer nicht wirklich gut." Das dürfte sich jetzt geändert haben und womöglich kann der Deutsche Lulic sogar noch ein paar günstige Kleidungsstücke jedweder Couleur besorgen.
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Kardinal des Spieltags: Einen ganz besonderen VIP-Fan feierten die Neapolitaner per Spruchband im Stadio San Paolo: "Cardinale Voiello, einer von uns!" Besagter Kardinal ist fiktiver Charakter der Sky-Serie "The Young Pope" und darin brennender Napoli-Anhänger, der auch schon mal im azurblauen Trikot durch die Vatikan-Gemächer spaziert. Er besitzt drei Handys mit den Covern von Lorenzo Insigne, Gonzalo Higuain und Marek Hamsik, die er als "die wahre Dreifaltigkeit" propagiert. Einen römischen Lokalbesitzer, der Maradona verbal attackierte, stellte Voiello ins Achtung mit: "Du Pimmelkopf, wage es nie mehr, Gottes Namen zu missbrauchen!" Vatikan und Napoli, das passt einfach. Bereits vor Jahren feierten die Tifosi Neapels Erzbischof Crescenzio Sepe mit dem Sprechchor: "Einen Kardinal, es gibt nur einen Kardinal!" Sepe hatte dem Klub damals nach erfolgreichem Blutwunder eine große Saison prophezeit, die tatsächlich mit der Königsklassen-Qualifikation endete. Amen. spox
Altro? Zwei Aussetzer in Folge von Juve? Gibt's nicht. Nach dem 1:3-Blackout in Genua planierte der Meister das Team der Stunde, Atalanta. Die Nachricht an die Serie A lautete: Juventus nimmt keine Gefangenen. Die Entourage der Chefetage sieht die Sache freilich etwas differenzierter. Lapo Elkann, ein Enkel der Agnelli-Familie, die Juve kontrolliert, brach kürzlich zu einer USA-Reise auf - "wegen innovativer Business-Projekte", wie er angab. Die diskutierte Elkann zwei Tage lang in einem New Yorker Hotel verschanzt mit den innovativen Partnern Trans-Escort, Alkohol, Koks und Gras bis die Business-Kasse leergefegt war. Kein Problem. Lapo kontaktierte Turin, fingierte seine eigene Geiselnahme und bettelte um schnellste Überweisung von 10.000 Dollar Ablöse. Doch bekanntlich verhandelt Juventus nicht. So kontaktierte die Familie umgehend die Polizei, die Elkann und die Escort bei versuchter Geldabholung in Empfang nahm. Man darf auf Lapos weitere Projekte gespannt sein.
Premier League
Von Dominik Stenzel
Nachspielzeit des Spieltags: Eigentlich hatte die Begegnung zwischen Manchester City und Chelsea ja alles, was ein Spitzenspiel ausmacht. Atemberaubendes Tempo, beinharte Zweikämpfe, sehenswerte Tore und nicht zuletzt Kevin De Bruynes Bewerbung für den Fehlschuss des Jahres sorgten für einen schwindelerregend hohen Unterhaltungswert. Und dennoch wird das Spiel in erster Linie aufgrund der turbulenten Nachspielzeit, in der so einige Sicherungen durchbrannten, in Erinnerung bleiben. Bei Citys Stürmerstar Sergio Agüero saß der Stachel über die Niederlage gegen das Team der Stunde allem Anschein nach besonders tief. Sein kniehohes Tackling gegen David Luiz, für das er völlig zu Recht die Rote Karte sah, könnte zukünftig wohl als Musterbeispiel für ein Frustfoul dienen. Der argentinische Heißsporn scheint sowieso irgendetwas gegen den brasilianischen Wuschelkopf zu haben - schließlich war es bereits seine zweite hässliche Aktion gegen Luiz: Vor dreieinhalb Jahren stieg er ihm mit ausgestreckten Beinen aufs Gesäß. Auch das sah damals äußerst schmerzhaft aus. Pep Guardiola hat übrigens eine relativ exklusive Meinung zum Einsteigen seines Schützlings ("Ich denke nicht, dass es Absicht war"). Für die ultimative Krönung sorgte während der durch Agüeros Horrorfoul ausgelösten Rudelbildung übrigens Peps Lieblingsschüler Fernandinho, der den (ebenfalls nicht ganz unschuldigen) Cesc Fabregas erst am Kragen packte und dann über die Bande beförderte. Auch er wird die nächsten Spiele von der Tribüne verfolgen. Es war endgültig das unrühmliche Ende einer tollen Partie ...
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Spielplatz-Rauferei des Spieltags: Doch nicht nur im Etihad ging es am Wochenende richtig wild zur Sache. Auch beim Championship-Duell der beiden Uralt-Klubs Sheffield Wednesday und Preston North Ende kam es zu einem handfesten Skandal. Im Hillsborough lief bereits die Nachspielzeit, als die beiden eingewechselten Jermaine Beckford und Eoin Doyle heftig aneinander gerieten. Das ist insbesondere problematisch, da beide beim Gästeteam aus Preston ihr Geld verdienen. Die Szene erinnerte daher unweigerlich an die legendäre Rauferei der beiden Newcastle-Akteure Lee Bowyer und Kieran Dyer anno 2005. Der Grund für das Scharmützel war auch dieses Mal mehr als banal: Doyle ignorierte den besser postierten Beckford in einer vielversprechenden Spielsituation, das anschließende Wortgefecht führte letztendlich zu ernsten Handgreiflichkeiten. Nur das beherzte Einschreiten einiger Wednesday-Spieler verhinderte im Anschluss Schlimmeres. Schiedsrichter Scott Duncan blieb dennoch gar keine andere Wahl, als die beiden Streithähnen unter dem tosenden Jubel der Heimfans des Feldes zu verweisen. Ihrem Team, das in der Schlussphase vehement auf den Ausgleich gedrängt hatte, erwiesen sie mit der Aktion selbstverständlich einen Bärendienst. Preston-Trainer Simon Grayson war nach dem Spiel dementsprechend bemüht, die richtigen Worte zu finden. Der Vorfall sei "eine Schande", in seinen 30 Jahren als Spieler und Trainer habe er derartiges noch nicht erlebt. "So etwas erwartet man vielleicht von Vier- oder Fünfjährigen auf dem Spielfeld", gab der fassungslose Grayson außerdem zu Protokoll. Zur Vollständigkeit: Beckford ist 32, Doyle immerhin 28.
Anything Else? Football Leaks treibt mal wieder sein Unwesen. Im Schatten der Steuermachenschaften von Ronaldo, Özil und Co deckte die Enthüllungsplattform auch Teile von Mario Balotellis Vertrag beim FC Liverpool auf - inklusive einiger Details seiner sagenumworbenen Benimmklausel. Demnach war ein fetter Bonus in Höhe von einer Millionen Pfund in Balos Kontrakt verankert, den er jedes Jahr unter folgenden Bedingungen kassiert hätte: Das Enfant Terrible durfte beispielsweise "nur" dreimal (!) pro Saison vom Platz fliegen und seine Gegenspieler weder körperlich noch verbal oder mit Gesten attackieren. Außerdem war es Balotelli nicht erlaubt, andere Menschen anzuspucken. Die Reds wollten mit ihrem "kalkuliertem Risiko" also wirklich auf Nummer sicher gehen. Ausgezahlt hat es sich nicht.
Primera Division
Von Frank Oschwald
Schinkenkeule des Spieltags: Ja ja, schon klar. Eigentlich sollte es hier direkt mit dem Bebolze rund um den Clasico losgehen. Diese Regel hob die Truppe von CD Guijuelo aber mal eben aus den Angeln. Sie kennen das Team noch nicht? Nun, das sind diese lustigen Jungs, die von spanischem Jamon-Schinken ähnlich besessen sind wie die Mehrzahl der SPOX-Redakteure. Flugs kreierten die Trikot-Designer des Klubs deshalb diese ulkigen Schinken-Trikots, die bereits seit Wochen durch die Medien geistern.
Wir müssen gestehen: Ja, wir fanden diese Mannschaft aus reiner männlicher Verbundenheit bereits cool. Jetzt könnte es jedoch Liebe werden. Im Pokalspiel gegen Altetico verletzte sich ein Spieler der Mannschaft. Teamarzt Dr. David Nufrio trudelte in gewohnter Manier aufs Spielfeld, in seiner Hand die Utensilien für die Behandlung. Da das gewöhnlich jeder kann, hatte der Medizinkoffer die Form einer handelsüblichen Schinkenkeule. Das Spiel ging dennoch 0:6 verloren. Uns völlig egal.
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Kommentar des Spieltags: Jetzt! Endlich! Genug um den heißen Brei gelabert. Da auf sämtlichen Plattformen sportlich zum Clasico bereits alles geschrieben wurde, dürfen wir uns um den Käse kümmern, der rund um das Spiel produziert wurde. Ray Hudson lieferte beispielsweise eine tolle Geschichte. Der 61-Jährige, der für Newcastle United und Wald- und Wiesenklubs in Amerika selbst die Kickstiefel schnürte, kommentierte das Kracherspiel für den englischen Fernsehsender beIN Sports.
Direkt zu Beginn schaffte er es mit nur einem Satz, dass sich die komplette Senderegie auf die Stirn klatschte. Nach dem üblichen Vorgeplapper kam er zum Punkt und lud alle Fußball-Fans zu einem frohen Nachmittag ein: "Ein herzliches Hallo an alle Anhänger rund um den Globus", erklärte Hudson. Doch das reichte ihm noch nicht. Er, der sicherlich aus einem sehr gepflegten Elternhaus kommt, holte noch mehrere Leute ab. "Wir begrüßen auch die Leute, die auf den illegalen Plattformen zuschauen." Ach, was eine herzerwärmende Geschichte kurz vor Weihnachten.
Algo mas? Ach ja, gekickt wurde ja auch. Dieser olle Verteidiger hat in letzter Sekunde mal wieder das Tor geköpft. Verdammter Teufelskerl. Gleich nach dem Tor ging's für die komplette Real-Mannschaft in die Kurve. Dani Carvajal bot für sämtliche Barca-Fans einen netter Zusatzservice. Direkt nach der Hütte zeigte er an, wie viele Tore jede Mannschaft erzielte. Das Problem war nur, dass er dafür einen sehr, sehr zentral gelegenen Finger zur Hilfe nahm.